Der Tag an dem ich erwachte
vorgeht, Gail… So heißt du doch? Ach, drauf geschissen! Wenn du Hilfe brauchst, ruf mich an!“ Er drückte mir einen kleinen Zettel in die Hand und verschwand vorerst aus meinem Leben. Genauso plötzlich, wie er kam. Ich schnupperte gierig an seinem Duft, einer Mischung aus einem billigen Aftershafe und einem Hauch Angstschweiß. Kein Wunder. Greg verstand sich bestens darauf, jemandem Angst einzujagen, davon konnte ich ein Lied singen. Der kleine Zettel entpuppte sich beim näheren Betrachten als eine Visitenkarte, die ich eilig versteckte, bevor ich den Namen „Robert Harrington“ las. Nach kurzem Überlegen steckte ich sie zwischen meine Damenbinden, dort würde Greg garantiert nicht danach suchen.
„Gail, wo steckst du?“, rief er ungeduldig, und ich beeilte mich, seiner Stimme zu folgen. Er lag im Bett, völlig nackt, und hatte einen Ständer. Zum ersten Mal seit vielen Wochen. Ein Wunder war geschehen! Doch ich freute mich nicht über dieses Wunder, vielmehr fühlte ich mich von Gregs Erscheinungsbild angeekelt. Auf einmal fiel mir auf, wie alt er bereits war. Wieso war es mir nicht schon früher aufgefallen, fragte ich mich im Stillen. Weil ich keinen Vergleich hatte, dämmerte es mir. Mein Blick streifte Gregs blassen, weichen Körper, seine erschlaffte Haut, sein faltiges Gesicht… Seine ergrauten, schütteren Haare.
„Komm her, Prinzessin!“, befahl er mir, und ich legte mich brav neben ihn ins Bett. Sein plötzlich steif gewordener Schwanz drang in mich hinein wie der Stachel eines Skorpions. Ich schloss die Augen und dachte an den Fremden. Robert… An seinen jungen, straffen Körper, an seine Muskeln, die sich unter seinem engen T-Shirt attraktiv abzeichneten, an seine glatte Haut. An sein süßes, freches, unglaublich weißes Lächeln. An seine großen, blauen Augen. Doch Greg ließ sich nicht so leicht täuschen, er las meine Gedanken, und das, was er las, stimmte ihn wütend.
„Gail, öffne deine Augen!“, befahl er mir, während er mich fickte, und ich tat wie mir geheißen. „Was siehst du, Gail?“
„Ich sehe dich, Greg, Liebling!“
„Das will ich schwer hoffen“, keuchte er, als er sich in mich hinein ergoss. Sein Saft, der nach Alter und langsamem Verfall stank, unfähig, ein neues Leben in meinem jungen, hun grigen Leib zu erzeugen, lief an meinen Oberschenkeln herunter und verpestete die frische Bettwäsche, mit der ich das Bett vorher bezogen hatte. Verdammt, jetzt musste ich es schon wieder neu beziehen! Ich hasste Greg so sehr, dass mein Herz wie wild raste. Bei seinem bloßen Anblick. So wild, dass es in meiner Brust zu explodieren drohte.
„Ich liebe dich so sehr!“, strahlte ich ihn an, ergriff seine Hand mit den blauen, hervorstehenden Adern und legte sie direkt auf mein Herz. „Spürst du es, Liebling?“, fragte ich zärtlich, „spürst du, wie laut es klopft? So sehr liebe ich dich, Greg!“ Er sah skeptisch auf mich herunter, fixierte misstrauisch mein Gesicht. Bohrte seinen stechenden Blick in meine weit aufgerissenen Augen.
„Du weißt doch, was passiert, wenn ich feststellen sollte, dass du mich anlügst, Gail?“, fragte er mit einem bedrohlichen Unterton.
„Greg, Liebling“, stammelte ich unterwürfig und beobachtete erfreut, wie seine tiefen Falten sich etwas glätteten. Wie er sich zusehends entspannte. Was du kannst, alter Mistkerl, das kann ich längst auch, dachte ich gehässig, während ich ihn innig auf den Mund küsste. „Mein Gebieter“, flüsterte ich und legte meine ganze falsche Verliebtheit in dieses Flüstern. Plötzlich musste ich an Ava denken. Ava, die begnadete Schauspielerin. Ich hatte sie so oft dabei beobachtet, wie sie in unterschiedliche Rollen schlüpfte, dass sich etwas von ihrem schauspielerischen Talent unwillkürlich auf mich abfärbte.
„Du bist ein braves Mädchen“, murmelte er, bevor er einschlief. Letztens schnarchte er so laut, dass am liebsten im Gästezimmer geschlafen hätte, doch ich wusste, wie wütend es ihn machen würde. Ich sah ihn an und stellte angewidert fest, dass ein dünner Speichelfaden aus seinem Mund rannte. Ekliger, alter Mann, dachte ich, und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich Robert anrufen würde.
„Gail, wach auf!“, schüttelte mich Ryan, und als ich die Augen öffnete, atmete er erleichtert auf. „Du hast so tief geschlafen, dass ich mir schon Sorgen um dich machte. Ich habe uns Kaffee gekocht.“
„Ich habe Hunger“, jammerte ich.
„Natürlich, mein armer Schatz , du
Weitere Kostenlose Bücher