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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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Gedanken spielte, sein Angebot anzunehmen. Ihn anzurufen, ohne Rücksicht auf Verluste. Und dass ich Greg zu diesem Zeitpunkt gehasst und verachtet hatte. Trotzdem wäre ich nie dazu fähig gewesen, ihn zu töten. Genauso wenig wie Robert Harrington. Außerdem frage ich mich, wie es zustande kam, dass wir drei uns auf dieser Yacht befanden? Greg hätte mich nie freiwillig mit einem anderen Mann geteilt. Selbst, wenn es lediglich um meine Gesellschaft ging. Selbst das war ihm schon zu viel, es war ihm extrem wichtig, mich für sich allein zu haben, in jeglicher Hinsicht. Oh, Ryan, ich kriege Kopfweh!“, klagte ich, „wenn ich mich doch endlich erinnern könnte! Ich kann es nicht mehr ertragen!“
    „Armes Baby!“ Er nahm mich in den Arm und wiegte mich tröstend. „Bald ist alle s vorbei. Wir machen gewaltige Fortschritte, es war die richtige Entscheidung, hierher zu kommen. Wir haben bereits mehr erreicht, als ich zu hoffen gewagt habe. Reiß dich zusammen, Gail! Wir müssen jetzt stark bleiben. Willst du eine Kopfschmerztablette?“
    „Nein, es geht schon“, stammelte ich schwach, „lass uns einfach weitermachen.“
    „Ich bin so stolz auf dich!“, sagte er leise, und ich spürte, wie ich vor Freude errötete. Er war stolz auf mich, er liebte mich, er beschütze mich. Er versprach mir, dass dieser Alptraum bald vorbeigehen würde, und ich glaubte ihm. Schon bald würden wir heiraten. Und dann würde ich endlich ein Kind kriegen. Mit neuem Elan machte ich mich an die Arbeit, wir durchstöberten Gregs Arbeitszimmer.
    „Er mochte es nicht, wenn ich mich hier aufhielt“, erinnerte ich mich plötzlich, „das machte ihn wütend.“
    „Umso besser, Gail!“, freute sich Ryan, „das heißt, dass er hier etwas versteckte, was du auf keinen Fall entdecken durftest.“ Doch weder der Inhalt der Schubladen von Gregs Schreibtisch noch sein Computer gaben etwas Außergewöhnliches preis. Obwohl Ryan sofort seinen Geheimcode geknackt hatte. „Das Datum, an dem er seinen Doktortitel erlangte“, lachte er sarkastisch, „dieser selbstverliebte Wichser!“
    „Ich habe hier etwas!“, rief ich laut aus, als ich aus den Tiefen der untersten Tischschublade einen großen, gefütterten Briefumschlag herauszog.
    „Lass mal sehen!“, verlangte Ryan aufgeregt und riss ihn mir ungeduldig aus der Hand. Als er den Inhalt sah, wurde er blass und sank auf Gregs Chefsessel aus echtem Leder, der mich an den Chefsessel aus Ryans Arbeitszimmer erinnerte.
    „Was ist es?“, fragte ich neugierig, doch Ryan schien es die Sprache verschlagen zu haben. Ich sammelte die losen Blätter, die nun auf dem ganzen Tisch verteilt waren , und sah sie mir genau an. „Das sind Babyfotos“, sagte ich leise, als ich die Bilder erkannte. „Oh mein Gott!“, entfuhr es mir. „Da ist ja die Kopie deiner Geburtsurkunde, Ryan!“, stellte ich verblüfft fest, „und die Briefe deiner Mutter. Er hat sie alle aufbewahrt. Und das sind die Kopien von deinen Schulzeugnissen. Und von deinen Collegezeugnissen. Und die Zeitungsartikel über dich. Er hat sie über Jahre hinweg gesammelt.“
    „Dieses kranke Schwein!“, flüsterte Ryan, als er endlich aus seiner Starre erwachte. Er schlug wütend mit der Faust auf Gregs Schreibtisch und sah sich die vielen Blätter an. „Tatsächlich“, stellte er fest, „er hat die ganze Zeit meine Karriere verfolgt. Was ist denn das?“, fragte er, als ein weiteres Blatt Papier ihm in die Hände fiel. Es war besonders gut versteckt, es lag sogar hinter dem Futter des Briefumschlags, den Ryan in seiner Wut zerrissen hatte. „Gail. Das musst du dir ansehen!“
    „Es ist eine Geburtsurkunde“, stellte ich überrascht fest. „Keine Kopie, sondern ein Original! David Lewis. Der Mann, dem Greg sein gesamtes Vermögen vererbte.“ Und dann dämmerte es mir endlich. „Ryan, ich weiß, wer dieser David Lewis war!“, schrie ich so laut, dass ich selbst dabei zusammenzuckte.
    „Wer, Ga il?“ Ryan sprang von Gregs Sessel auf und starrte mich an, als wäre ich ein Gespenst. „Komm, sag es mir, Schatz!“
    „David Lewis war Robert Harrington“, sagte ich leise und bedächtig, „der zweite uneheliche Sohn von Greg Grantham. Jetzt weiß ich, wieso Greg so streng zu ihm war, jetzt wird es mir endlich klar! Greg war ein Perfektionist. Der Gedanke daran, dass sein Sohn, sein Fleisch und Blut, so leichtfertig mit der eigenen Zukunft umging, war ihm schier unerträglich. Er wollte ihn dafür bestrafen. Ihm klarmachen, was er

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