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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Stimme.
     »Sobald das Geld kommt, packen Sie’s in die Tasche. Dann machen wir unsere kleine Spazierfahrt.«
     Nach einer unbehaglichen Wartezeit von einigen Minuten wurde an die Tür geklopft. Sam Powell, der Hauptkassierer, brachte ein kleines Geldtablett mit Banknotenbündeln herein. »Haben Sie zwölftausend gesagt, Mr. Harvey?«
     »Richtig, Sam, stellen Sie’s einfach auf den Schreibtisch. Ich zeichne die Buchungsanweisung morgen ab.« Harvey improvi­ sierte rasch. »Ich brauche ausnahmsweise sofort Bargeld.«
     »Eine Gelegenheit, die man auf keinen Fall versäumen darf«, ergänzte Dillinger.
     Nachdem Powell gegangen war, holte Harvey seine Akten­ mappe unter dem Schreibtisch hervor, leerte sie aus und packte das Geld hinein. Dann sah er zu Dillinger auf. »Wie geht’s
    weiter?«
     »Holen Sie Ihren Mantel«, forderte Dillinger ihn geduldig auf. »Draußen regnet’s – oder ist Ihnen das noch nicht aufge­ fallen? Wir verlassen die Bank durch den Hauptausgang und gehen über die Straße zu meinem Wagen.«
     »Haben Sie vor, mich zu erschießen?« fragte Harvey drän­ gend.
     »Nur wenn Sie mich dazu zwingen. Wenn Sie keine Dumm­ heiten machen, setze ich Sie irgendwo außerhalb der Stadt ab. Dann haben Sie auf einem schönen langen Spaziergang nach Huntsville zurück Gelegenheit, sich nochmals alles durch den Kopf gehen zu lassen.«
     Harvey holte seinen Mantel aus der Garderobe, zog ihn an, griff nach der Aktentasche und ging zur Tür. »Ein bißchen fröhlicher, wenn ich bitten darf!« verlangte Dillinger. »Sie müssen lächeln. Hören Sie zu, ich erzähl Ihnen was Komi­ sches. Wissen Sie, was Männer in Ihrer Position im Film immer zu Bankräubern wie mir sagen? Sie sagen: ›Damit kommen Sie niemals durch.‹«
     Und Harvey, dessen Nerven bis zum Zerreißen angespannt waren, begann hilflos zu lachen; er lachte noch immer, als sie ins Vorzimmer hinausgingen und sich von Marion Dillingers gelben Regenmantel und schwarzen Filzhut geben ließen.

    Doc Floyd, der bei offener Tür am Wohnzimmertisch saß, hörte ein Auto vorfahren. Er richtete sich mit dem Glas in der rechten Hand auf – die linke Hand lag auf Dillingers Köffer­ chen – und horchte angstvoll nach draußen. Dillinger erschien mit einer Aktentasche in der Rechten auf der Schwelle. Der alte Hund drängte sich winselnd gegen seine Beine, und er bückte sich, um Sam zwischen den Ohren zu kraulen.
     Er warf die Aktentasche auf den Tisch. »Dreitausend Dollar und dazu ein bißchen Zinsen. Insgesamt zwölf Mille. Ist das ein faires Angebot, Doc?«
    Der alte Mann legte eine Hand auf die Aktentasche und flü­
    sterte: »Hast du jemand umgebracht, Johnny?«
     »Nein. Dein Freund Harvey hat sich als sehr hilfsbereit er­ wiesen. Ich hab ihn zehn Meilen außerhalb der Stadt auf einem Feldweg abgesetzt und im Regen zurückmarschieren lassen.« Dillinger wickelte einen Streifen Kaugummi aus. »Damit kannst du deine Hypothekenschulden zahlen, Doc, oder mit dem Geld nach Florida Keys zu deiner Tochter ziehen.« Er schob sich den Kaugummi zwischen die Zähne. »Willst du auch einen?«
     »Aber was wird aus dir, Johnny? Dieser Leach …«
     »Den soll der Teufel holen!«
     Doc rang die Hände. In diesem Augenblick hörten sie beide Motorengeräusch.
     »Kommt der Wagen hierher?« fragte Dillinger.
     »Jedes Auto, das du hier hörst, fährt nicht auf der Hauptstra­
    ße. Schnell ins hintere Zimmer mit dir, Johnny! Nimm die Aktentasche mit – und die Maschinenpistolen. Gehört dir sonst noch was, das dich verraten könnte?«
     Doc drehte sich einmal um sich selbst, entdeckte die Kaffee­ tassen und stellte sie in den Ausguß. Das einzige, was ihn jetzt noch erschreckte, war der starre Ausdruck, der in Dillingers Augen getreten war.
     »Bitte, geh nach hinten, Johnny. Wenn’s hier zu ‘ner Schieße­ rei kommt – selbst wenn du Sieger bleibst –, krieg ich meine Enkelin in Florida nie mehr zu sehen. Bitte, Johnny!«
     Dillinger verschwand im Hinterzimmer und nahm die Akten­ tasche, den Handkoffer und seine Maschinenpistolen mit. Sobald die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war, hastete Doc ins Freie. Zum Glück hatte der Regen aufgehört. Doc wollte die Besucher so weit wie irgend möglich vom Haus fernhalten.
     Er erkannte einen Ford Model A in der üblichen schwarzen Lackierung, der eine Schlammfahne hinter sich herzog. Der Mann am Steuer kam ihm nicht bekannt vor. Dann sah Doc,
    daß neben ihm eine Frau saß.
     Der

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