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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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mal deine fünfzehn­ tausend Dollar zurück. Und nimm deine Schießeisen mit. Vielleicht brauchst du in Mexiko beides.«
     Der Alte nahm den Handkoffer, während Dillinger seine Maschinenpistolen trug. Sie stiegen in den Ford, und Dillinger fuhr nach Docs Anweisungen um die Farmgebäude, den Waldrand entlang und auf einem holperigen Weg zum Sumpf hinunter. Schließlich erreichten sie eine halbverfallene Scheu­ ne, die mit eingesacktem Dachfirst unter den Bäumen stand.
     Die beiden Männer stiegen aus. Doc sperrte das Vorhänge­
    schloß am Scheunentor auf, und Dillinger half ihm, die schwe­ ren Torflügel zu öffnen. Vor ihnen stand ein weißes Chevrolet­
    Kabriolett. Es sah fabrikneu aus.
     »Woher hast du diesen Wagen, verdammt noch mal?« erkun­ digte Dillinger sich verblüfft.
     »Vor ungefähr ‘nem halben Jahr hat sich ein junger Mann bei mir einquartiert – ein gewisser Leo Fettamen. Schon mal von ihm gehört?«
     »Nicht, daß ich wüßte.«
     »Nur ein kleiner Ganove, aber so verrückt nach Autos, wie du zu sein behauptest, Johnny. Fettamen hat eine Bank in Carls­ berg überfallen. Mit der Beute hat er diesen Chevrolet und ‘nen alten Ford gekauft. Von hier aus ist er mit einem gewissen Gruber in dem alten Ford nach Huntsville reingefahren. Sie wollten die Bank überfallen, zurückkommen und den Chevvy als Fluchtfahrzeug benützen. Fettamen hatte sich die Theorie zurechtgelegt, daß man um so weniger von der Polizei kontrol­ liert wird, je imponierender der Wagen ist, den man fährt.«
     »Was ist aus den beiden geworden?«
     »Sie sind bei ‘ner Schießerei mit dem Sheriff und seinen Deputies umgekommen. Mann, ich glaub, die halbe Stadt hat ihnen ‘ne Kugel in den Leib gejagt, bevor sie erledigt waren. Die Gottesfürchtigen und Gerechten sind schrecklich in ihrem Zorn, Johnny.«
     »Ja, ich weiß«, bestätigte Dillinger lakonisch.
     »Ich konnte natürlich nicht plötzlich mit dem Chevvy rum­
    fahren. Das hätte Aufsehen erregt. Aber da dir der Wagen offensichtlich gefällt, Johnny, bin ich bereit, ihn dir zu verkau­ fen. Für zwölftausend Dollar gehört er dir.«
     Dillinger schlug lächelnd in die ausgestreckte Hand des Alten ein. »Abgemacht!«
     »Du brauchst allerdings die Batterie aus deinem Ford. Die im Chevvy ist völlig entladen.«
     Dillinger ließ den Ford in die Scheune neben den Chevrolet rollen, suchte einen Schraubenschlüssel aus dem Werkzeugka­ sten heraus und baute die Batterie aus. Fünf Minuten später hatte er eine Batterie gegen die andere ausgewechselt, setzte sich ans Steuer des weißen Kabrioletts, zog den Choke und drückte auf den Anlasser. Der Motor des Chevrolets sprang sofort an und lief samtweich.
     Als Dillinger ausstieg, war Doc bereits dabei, seine Habe aus dem Ford in den neuen Wagen umzuladen. »Hab ich was übersehen?« fragte der Alte.
     »Allerdings!«
     Dillinger hob die Rücksitzbank des Fords hoch. Darunter kamen eine Schrotflinte und zwei Pistolen zum Vorschein.
     »Sag mal, willst du in den Krieg ziehen?« fragte Doc.
     Sie verstauten die Schrotflinte und die Pistolen mit dem übri­
    gen Arsenal unter dem Rücksitz des Chevrolets. »So, das wär’s!« meinte Dillinger zufrieden.
     Der Alte schüttelte den Kopf. »Nein, der Ford muß noch weg, Johnny.« Er nickte nach draußen, wo jenseits des Weges der Sumpf begann. »Dort muß er rein.« Doc schlug mit der flachen Hand aufs Autodach. »Eigentlich schade um den tadellosen Wagen, aber wer zu geldgierig ist, endet unter Umständen mit einem Strick um den Hals.«
     Dillinger griff durch die offene Tür ins Wageninnere, um die Handbremse zu lösen, und schob den Ford gemeinsam mit Doc aus der Scheune. Nachdem sie ihn durch mehrmaliges Hinund­ herrangieren gewendet hatten, stemmten sie die Schultern ein und schoben gemeinsam. Der Ford hoppelte über den Weg, wurde schneller, rollte ihnen auf dem abschüssigen Gelände davon und klatschte ins dunkle Wasser. Die beiden Männer sahen zu, wie er allmählich verschwand. Dillinger zündete sich eine Zigarette an; er bot auch dem Alten eine an, aber Doc schüttelte den Kopf und steckte sich seine leere Pfeife zwi­ schen die Zähne. Er biß auf dem Mundstück herum, bis das Dach des Fords unter der Wasseroberfläche verschwunden war.
     »Gut, jetzt können wir fahren.«
     Sie gingen zur Scheune zurück und stiegen in den Chevrolet.
    Dillinger fuhr langsam zur Farm, hielt an der Verandatreppe und wollte seine Tür öffnen. Aber Doc

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