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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Bewachung in meinem Abteil. Er muß
    natürlich in Chihuahua vor Gericht gestellt werden, aber die anderen …«
     Cordonna drehte sich nach seinem Sergeanten um. »Bonilla, wie viele habt ihr?«
     »Fünfzehn, Leutnant.«
     Der Offizier zeigte auf die beiden Banditen aus dem Zug. »Diese beiden auch?« Rivera nickte und stieß sie zu den anderen hinüber. »Was ist mit dem Mädchen?«
     Dillinger fuhr herum. »Sie ist fast noch ein Kind!«
     »Und Sie sind sentimental wie alle Amerikaner«, wehrte Rivera ab. »Ich möchte Sie daran erinnern, daß die Kleine die Waffen in den Zug geschmuggelt hat, wobei sie die Tatsache ausgenützt hat, daß Frauen im allgemeinen nicht durchsucht werden. Dadurch ist sie mitschuldig am Tod des Schaffners.«
     Cordonna grinste. »Eigentlich schade. Ich wüßte eine bessere Verwendung für sie.« Er schob die junge Frau zu Bonilla hinüber. »In Sechsergruppen. Teilen Sie zehn Mann ein.«
     Die Fenster der zweiten Klasse waren dicht mit Neugierigen besetzt, die jedoch wie auf Befehl schwiegen, als die Soldaten ihre Karabiner aus den Satteltaschen zogen und absaßen. Sie führten die Banditen etwa hundert Schritt vom Zug weg und stellten die ersten sechs am Rand einer kleinen Senke auf.
     Der Leutnant stolzierte auf sie zu, blieb stehen und rief einen Befehl. Die Salve hallte von den Bergwänden wider.
     Cordonna und sein Sergeant zogen ihre Revolver und traten vor, um zwei Männern den Gnadenschuß zu geben. Dillinger warf einen Blick auf Riveras ausdrucksloses Gesicht und sah dann zu der jungen Indiofrau hinüber.
     Er wandte sich ab, kletterte in den Pullmanwagen hinauf und ging nach vorn zu Riveras Abteil. Villa hockte auf dem Bett, und Fallon stand mit schußbereitem Revolver vor ihm.
     »Ich löse dich ab«, sagte Dillinger zu dem Alten.
     »Falls du dir einbildest, daß mir das dort draußen Spaß macht, täuschst du dich gewaltig!« protestierte der andere.
     »Dann geh raus und rauch ‘ne Zigarette. Ich möchte mit unserem Freund hier sprechen.«
     »Okay, wie du willst«, sagte Fallon und verschwand nach draußen.
     Villa und der Amerikaner starrten sich schweigend an. Cor­ donnas Stimme zerschnitt die Morgenluft, als er laut und deutlich weitere Befehle erteilte. Der Bandit ließ keine Angst erkennen; aus seinem Gesicht sprachen nur Intelligenz und Willensstärke.
     »Falls Sie’s noch nicht gemerkt haben sollten, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß dem patrón so was Spaß macht.«
     »Er hat dich als Mörder bezeichnet.«
     »Das stimmt auch, Señor. Er hatte einen Vormann auf seiner Hazienda, und ich hatte eine junge Frau, die Selbstmord verübt hat. Ich habe nicht lange gebraucht, um den Grund dafür rauszukriegen. Ich hatte das Gefühl, ein Recht darauf zu haben, ihm mein Messer zwischen die Rippen zu stoßen. Der patrón war anderer Meinung.«
     »Ich hab mir schon gedacht, daß so was dahinterstecken würde.« Ihr Schweigen wurde durch eine weitere Salve unter­ brochen, und Dillinger trat auf den Gang hinaus und öffnete die zur anderen Seite hinausführende Wagentür. Dann wandte er sich an Villa. »Los, verschwinde!« forderte er ihn auf. »Du hast nicht mehr viel Zeit!«
     »Wozu soll ich flüchten – damit ich eine Kugel in den Kopf kriege, Señor?«
     Dillinger zog die angebrochene Packung Artistas aus seiner Hemdtasche und warf sie dem Mexikaner zu. »Hier, die kannst du behalten.«
     Juan Villa grinste breit. »Manchmal blickt Gott durch ein Loch in den Wolken herab, Señor. Das genügt fast, um einen wieder gläubig zu machen.«
     Er sprang vom Trittbrett und erreichte mit wenigen großen Sätzen eine schmale Rinne, die ins dichte Unterholz der Berg­ hänge hinaufführte. Dillinger sah ihm nach, bis er verschwun­ den war; dann klappte er den Revolver auf und ließ die Patronen aus der Trommel in seine Handfläche fallen. Er warf sie weg und drehte sich gerade wieder um, als die dritte Salve des Erschießungskommandos krachte.
     Sekunden später kam Rivera in den Pullmanwagen heraufge­ klettert und runzelte beim Anblick der offenen Wagentür sofort die Stirn. »Was ist hier passiert?«
     »Tut mir leid, aber Villa ist geflüchtet«, antwortete Dillinger.
     Cordonna erschien am Trittbrett und hörte ebenfalls gespannt zu. »Warum haben Sie ihn nicht erschossen?« fragte Rivera.
     »Ich hab’s versucht.« Dillinger hielt ihm den Revolver mit dem Griff voran hin. »Leider war das verdammte Ding nicht geladen.«
     Während

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