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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Wagen, nachdem er geschildert hatte, was er am Vorabend über Dreyers Büro belauscht hatte.
    »Die was?« fragte Kristen.
    »Hat damit zu tun, jemanden mit einer falschen Drohung zu bewegen, sich an einen vermeintlich sicheren Ort zurückzuziehen, sozusagen in ein Loch. Aber das Loch ist in Wirklichkeit ein Gefängnis, und die betreffende Person geht in eine Falle.«
    Die Delphi hatten es fertiggebracht, die Tatsache, daß das Weiße Haus hinter ihren ursprünglichen Plan gekommen war, zu ihrem Vorteil auszunutzen. Die gesamte Regierung war evakuiert und an sichere Orte gebracht worden, an denen sie angeblich die bevorstehende Schlacht abwarten sollte. Aber diese sicheren Orte waren nun in Internierungslager umgewandelt worden, die sich kaum von Sandburg Eins unterschieden; diejenigen, die eigentlich das Land führen sollten, waren in die Falle gelockt worden, um entweder dort festgehalten oder umgebracht zu werden.
    Kristen beobachtete McCracken, der sich über das Telefon beugte. »Und was passiert jetzt?«
    »Die Delphi führen die Zerstörung Washingtons herbei, schieben die Schuld anderen in die Schuhe und erheben sich als effektiv einzige regierungsfähige Körperschaft aus den Trümmern. Das Land wird gezwungen sein, sie zu akzeptieren – ja, es wird sogar froh sein, die Delphi zu haben. Und natürlich auch Dodd, denn für ihn gibt es keine Alternative. Unsere Nation kann sich an niemanden sonst wenden.«
    »Genau wie wir …«
    Blaines Augen schienen aus den Höhlen zu quellen. Seine Gedanken rasten. »Vielleicht nicht.«
    Er nahm den Hörer wieder ab und wählte eine andere lange Nummer, drückte so schnell er konnte auf die Tasten.
    »Wen rufen Sie an?« fragte Kristen verblüfft.
    »Unsere eigene Armee.«
    »Sie haben Clifton Jardine umgebracht«, fauchte der Präsident Trevor Cantrell an.
    »Er hat nicht begriffen, wie knapp sein Mitarbeiter Daniels davorstand, uns zu entlarven. Vor dem Treffen, das er mit Ihnen vereinbart hatte, bat er mich um Rat.«
    »Und jetzt …«
    »Sie kennen unser Vorgehen genausogut wie ich, Mr. President. Und jetzt werden wir Washington verwüsten. Morgen um diese Zeit werden die Insassen von Greenbrier und Site R wie auch ein weiterer ausgewählter Personenkreis unter Haft stehen. Die Regierung wird ihres Amtes enthoben worden sein.«
    »Damit Sam Jack Dodd einspringen kann, nachdem Sie Ihr Feuerwerk abgezogen haben.« Der Präsident drohte seine Beherrschung zu verlieren. »Wie viele unschuldige Menschen wollen Sie töten? Wie viele Opfer sind nötig, damit das Land eine solche Angst bekommt, daß es akzeptiert, was Sie anzubieten haben?«
    »So viele, Sir, daß niemand es bedauern wird, wenn die Ordnung schließlich wiederhergestellt wird.«
    »Sagen Sie nicht ›Sir‹ zu mir. Sie können Ihren vorgetäuschten Respekt jetzt aufgeben.«
    Cantrell schaute ehrlich verletzt drein. »Daran ist nichts vorgetäuscht, Sir. Mein Respekt für Sie gilt dem Amt, das Sie innehaben, und der Nation selbst. Was ich getan habe, was wir getan haben, dient in langer Sicht dem Wohl dieser Nation.«
    »Sicher«, pflichtete der Präsident ihm zynisch bei, »denn die Delphi sehen sich selbst als die einzigen, die imstande sind, die ganze Welt zu führen.«
    »Genau darum geht es, Sir: Nur indem wir die Welt führen, können wir dieses Land erfolgreich führen. Vereinigung, Zentralisation – Feinde werden in Abhängigkeit gebracht und dadurch beherrscht.«
    »Womit Sie diese Faschisten meinen, mit denen die Delphi sich zusammengetan haben.«
    Cantrell kniff argwöhnisch die Augen zusammen und öffnete sie dann erstaunt wieder. »Offensichtlich hat McCracken mehr herausgefunden, als Sie uns mitgeteilt haben.«
    »Er hat mir geraten, einige Informationen zurückzuhalten.«
    »Wir führen sowieso eine rein akademische Diskussion. Sie können sie nennen, wie Sie wollen, aber wir akzeptieren alle Bundesgenossen, die uns helfen, dieses Land wieder stark zu machen. Und was Sie betrifft, Sir, war der Zeitpunkt einfach ungünstig. Es hätte jeden treffen können.«
    »Aber es hat nicht jeden getroffen, sondern mich. Und ich versichere Ihnen, Sie werden gewaltig auf die Schnauze fallen. Glauben Sie etwa, Sie könnten Washington einfach so einnehmen?«
    »Keineswegs, Sir«, sagte Cantrell zuversichtlich und ging rückwärts zur Tür, »denn wir befinden uns bereits in Washington, und es ist niemand mehr da, der uns aufhalten könnte.«
    »Vergessen Sie da nicht jemanden?«
    Der General erstarrte.

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