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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Sprengstoff an den tragenden Stützen der vier Ecken detonierte. Pünktlich um 6 Uhr 59 warf er die Kapseln mit äußerster Präzision. Zwei fanden genau ihr Ziel, die anderen beiden trafen in unmittelbarer Nähe auf.
    »Runter!« schrie er den Riders zu.
    Auf seinen Befehl hin warfen sich alle auf der östlichen Seite der Plattform zu Boden, wobei sie das erhöhte Podest mit dem Wachhäuschen der Ranger als Deckung benutzten.
    Die Explosion erfolgte wenige Sekunden vor sieben Uhr.
    Obwohl sich Blaine die Arme über den Kopf hielt, war das durchdringende Kreischen von zwei Tonnen zerberstendem Glas ohrenbetäubend. Das Sicherheitsnetz vor der Aussichtsplattform, das die Vögel abhalten sollte, konnte nicht verhindern, daß ein Sturm aus tödlichen Scherben hereinwehte. McCracken und seine Leute blieben in Deckung, bis sie sicher waren, daß der Scherbenregen vorbei war.
    Blaine hörte die Todesschreie und das Jammern der Verletzten aus dem Pavillon. Er schüttelte die Trümmerschicht von seinem Rücken und sprang auf. Der Blick vom Turm nach unten war schockierend. Das Glasdach war zum größten Teil weggesprengt, so daß er einen deutlichen Einblick in den Pavillon und die Folgen seiner Tat hatte. Die Scherben hatten ihre tödliche Aufgabe besser erledigt, als er erwartet hatte.
    Überall langen Leichen verstreut. Verletzte rührten sich und riefen um Hilfe. Die meisten waren jedoch stumm. Der kupferne Geruch des vielen Blutes stieg in die Luft auf und vermischte sich mit dem Gestank des C-4-Plastiksprengstoffs, McCracken versuchte nicht daran zu denken, wie viele der Toten Zivilisten sein mochten, die das Gebäude nicht rechtzeitig hatten verlassen können. Er hoffte, daß es nicht allzu viele waren, aber er mußte sich jetzt um andere Dinge kümmern.
    Er machte zehn M21-Waffen für Scharfschützen aus, die aus modifizierten M14-Gewehren bestanden, die mit Zeupold-Zielfernrohren ausgestattet worden waren. Delphi hatte sich mit dem besten vorhandenen System ausgerüstet. Es lag eine gewisse Ironie darin, daß es nun gegen sie eingesetzt wurde.
    »Ihr wißt, wie unsere Feinde aussehen«, sagte Blaine zu den Riders. Drei von ihnen hatten sich Cleese angeschlossen, nachdem sie desillusioniert aus Vietnam zurückgekehrt waren, und zwei von ihnen waren Scharfschützen. Die beiden übrigen kannten sich durch ihre Arbeit im Weather-Underground mit Waffen und Zieleinrichtungen aus. »Wenn es soweit ist, tötet sie alle und überlaßt es Gott, sie nach gut und böse zu sortieren.«
    Mit diesen Worten verschwand McCracken im Treppenhaus.
    Die Menschen in der Kommandozentrale von Mount Weather registrierten schockiert die Explosion. Die Satellitenübertragung lief ohne Ton, aber die Vorstellungskraft konnte diesen Mangel problemlos ausgleichen, als das Glasdach des Turms mit einem hellen Blitz explodierte und nach unten verschwand. Cantrell wich unwillkürlich von dem Bildschirm zurück. Der Präsident sprang erschrocken und mit neu erwecktem Interesse auf.
    »McCracken«, murmelte er. »McCracken …«
    Cantrell ging aufgeregt die Reihe der Monitore entlang und brüllte seine Befehle. Es überraschte ihn nicht, daß man den Kontakt mit dem Gebäude verloren hatte. Inzwischen versuchte das Personal, Verbindung mit anderen Leuten in der Nähe zu bekommen. Verzweifelte Stimmen schrien in seinem Kopfhörer durcheinander, bis er ihn herunterriß.
    In der allgemeinen Aufregung vergaß der General, auf die Digitaluhr an der Wand zu sehen, und als er schließlich wieder einen Blick darauf warf, war es bereits zwei Minuten nach sieben.
    »Anweisung für den Beginn der Aktion in allen Sektoren«, brüllte er in Richtung der Monitore, die mit den Delphi-Truppen in Washington in Verbindung standen. »Sofort!«
    »Ist etwas Unerwartetes eingetreten?« spöttelte der Präsident.
    Cantrell hatte sich gerade zum Oberbefehlshaber umgedreht, als die Stimme von Samuel Jackson Dodd durch den Raum dröhnte.
    »Was ist los, General?« fragte Dodd in einem merkwürdig tiefen Tonfall, obwohl ihm die gleichen Bilder in seine Raumstation übertragen wurden.
    Cantrell blickte zur Kamera hoch, die Dodd auch auf Olympus einen Blick in die Kommandozentrale ermöglichte.
    »Ich … weiß es nicht, Sir.«
    »Aber ich. McCracken! Es ist McCracken.« Dodds Stimme klang immer noch ungewöhnlich tief. Seit er von McCrackens verfrühter Flucht aus Whiteland gehört hatte, hatte er mit etwas Ähnlichem gerechnet.
    »Sir, wir haben keinerlei

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