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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Sir.«
    »Weitere Fragen: Hat Daniels an etwas gearbeitet, über das er aus irgendwelchen Gründen direkt an Jardine berichtet hat? Hat es in den letzten Tagen Kontakte zwischen ihnen gegeben?«
    »Wir warten auf diese Antworten. Wir werden sie spätestens heute nachmittag haben.«
    »Und vielleicht werden sie uns helfen, das herauszufinden, was wir in erster Linie wissen müssen.« Der Präsident hielt inne. Das Chlor hatte seine hellen Augen gerötet. »Nämlich, warum Cliff Jardine mich heute morgen sehen wollte.«
    Wie es ihre Gewohnheit war, trafen sich die beiden Männer in der Metro unter dem Herzen von Washington. Es ließ das Gefühl in ihnen entstehen, in der Unterwelt zu leben, nur die Höhe eines Treppenhauses davon entfernt, das in Besitz zu nehmen, was sich über ihnen befand. Diese Symbolik sagte ihnen ausgesprochen zu.
    Die Decknamen und Vorsichtsmaßnahmen waren kompliziert, doch nicht allzu lästig. Zwei Stunden nach der Kontaktaufnahme fand in jedem Fall ein Treffen statt. Keine Verkleidungen oder aufwendige Umstände. Nur zwei Männer, die eine alltägliche Fahrt in der U-Bahn der Hauptstadt unternahmen.
    Der größere der beiden war erstaunlich groß, von seinem ausladenden Schädel über die grotesk breiten Kiefer bis zu seinem weiten Körperumfang und den Beinen, die wie Baumstämme wirkten. Der zweite war groß und geschmeidig, mit wild herumfliegenden Haaren und einer Hornbrille mit runden Gläsern, die ihn wie einen Akademiker aussehen ließen. Der bullig aussehende Mann hatte um das Treffen gebeten und wartete, als der Akademiker den Wagen betrat. Er setzte sich auf den Sitz neben ihn und schlug seine Zeitung auf.
    »Daß wir uns treffen, bedeutet sicher, daß die Dinge sich nicht ganz so entwickelt haben, wie wir geplant hatten«, begann der Akademiker.
    Das Gesicht des größeren Mannes blieb ausdruckslos. »Die ganze Gruppe, die wir letzte Nacht losgeschickt haben, wurde getötet.«
    Mehr Verärgerung als Überraschung flackerte in den Augen des Akademikers auf. »Durch einen Bürokraten!«
    »Nein, nicht Daniels. Jemand anders.«
    »Der Mann, mit dem er sich treffen wollte?«
    »Alles spricht dafür. Die Gruppe nahm fälschlicherweise an, daß Daniels tot war. Er konnte sich wegschleppen und schaffte es, seinen vereinbarten Treffpunkt zu erreichen.«
    »Mit wem wollte er sich treffen?« überlegte der Akademiker. »Ich nehme an, Sie wissen das inzwischen.«
    Der große Mann nickte, ohne etwas von seinen Gefühlen zu verraten. »Die Kugeln hatten eine Ummantelung aus echtem Platin. Das ist nicht ungewöhnlich unter Professionellen, aber ein Mann ist ganz besonders dafür bekannt, sie zu benutzen: Blaine McCracken.«
    Der Akademiker konnte nicht vermeiden, daß sein sonst emotionsloses Gesicht wie eine Grimasse wirkte. Die Bahn hielt im nächsten Bahnhof. Er wartete auf die vertrauten Signaltöne, mit denen der Zug sich wieder in Bewegung setzte, war froh über die Pause, die ihm Gelegenheit zum Nachdenken bot, und sprach erst dann weiter.
    »Konnte der Schaden begrenzt werden?«
    »Wir haben es geschafft, die Leichen zu beseitigen und die Gegend zu säubern, damit die lokalen Behörden sich kein klares Bild von der Situation machen können«, berichtete der bullige Mann. »Nichts davon wäre notwendig geworden, wenn wir die Dinge so durchgeführt hätten, wie ich vorgeschlagen hatte«, fügte er hinzu.
    »Dann sind wir beide für diesen Fehlschlag verantwortlich, nicht wahr?«
    »Zugegeben.«
    »Und wir sollten uns um alles weitere kümmern, da wir den Schaden begrenzt haben.«
    »Ich stimme zu.«
    »Gut«, sagte der Akademiker in versöhnlicher Tonart. »Haben wir Grund zu der Annahme, daß Daniels an McCracken weitergeben konnte, was er wußte?«
    »Was im Prinzip sehr wenig war, so gut wie nichts.«
    »Für Daniels vielleicht, aber nicht für McCracken. Ein paar Worte, halbe Sätze, vielleicht Andeutungen – das ist alles, was er braucht. Bitte antworten Sie.«
    Der bullige Mann nickte zögernd. »Wir müssen zu diesem Zeitpunkt annehmen, daß Daniels Zeit hatte, um Informationen an McCracken weiterzugeben, bevor …«
    »… bevor Ihre Einsatzgruppe exekutiert wurde«, ergänzte der Akademiker.
    »Sie hatten ihn nicht erwartet.«
    »Er wurde auch in Miami nicht erwartet, nicht wahr?«
    Jetzt setzte der bullige Mann nach. »Könnte es sein, daß er bereits wußte …«
    »Nicht zu diesem Zeitpunkt. Nun, es war wahrscheinlich ein zufälliges Zusammentreffen mit möglicherweise

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