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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Farlowe Kristen hinaus und behielt dabei den Berg von Mann im Auge, bis sie seinen Pritschenwagen erreicht hatten.
    »Und jetzt, kleine Lady«, begann er, während er nun erst den treuen Peacemaker in sein Halfter zurücksteckte, »wollen wir mal sehen, ob wir herausfinden können, was Ihr Bruder gefunden hat und Ihnen unbedingt sagen wollte.«
    Farlowe überreichte Kristen den Inhalt des Handschuhfachs und sah ihr zu, wie sie ihn rasch untersuchte. Sie war zur Hälfte durch den Stapel durch, als sie innehielt. Der Wind fing sich in den Papieren, die sie in der Hand hielt. Sie sah von ihnen hoch zu Farlowe.
    »Ich glaube, ich habe da etwas, Sheriff.«

Zehntes Kapitel
    »Das ist eine Quittung für einen Camcorder, den mein Bruder drei Tage vor seinem Verschwinden gekauft hat«, erklärte Kristen und gab sie Farlowe.
    »Sie glauben, er hat vielleicht gefilmt, was er gesehen hat und Ihnen unbedingt erzählen wollte?«
    Sie nickte. »Und vielleicht hat er die Kassette irgendwo versteckt. Vielleicht hat Big Jimbo sie noch.«
    Farlowe lächelte schwach. »Ich glaub' nicht, daß er die unter diesen Umständen seiner Videosammlung zugefügt hat.«
    »Hätten Sie ihn wirklich erschossen?« fragte Kristen ihn.
    »Big Jimbo riskiert immer 'ne große Lippe, kleine Lady, aber er hätte mich wohl nicht dazu gezwungen.«
    »Aber hätten Sie ihn erschossen?«
    »Mein Großonkel mütterlicherseits hätt's getan, das kann ich Ihnen versichern. War ein Mann namens Wyatt Earp.«
    Kristen sah Farlowe überrascht an. »Wyatt Earp war Ihr Großonkel?«
    »Es war zwar keine enge Beziehung, aber meine Mama hat mir immer gesagt, ich hätte dasselbe Blut wie er in den Adern. Sie hat mir diesen Peacemaker gegeben, als ich sechzehn war, und mir gesagt, Wyatt hätte schon mal damit geschossen. So im nachhinein glaub' ich, das hat mich dazu bewogen, Gesetzeshüter zu werden. Bin während der letzten guten Jahre dort im Panhandle aufgewachsen. Hab' meine Lehrjahre als Texas Ranger verbracht. Mann, ich könnte Ihnen ein paar Geschichten erzählen … Später vielleicht. Jetzt fahren wir erst mal dahin, wo Ihr Bruder diese Kamera, die er gekauft hat, auch benutzt hat. Zumindest bin ich mir ziemlich sicher, daß es dort gewesen sein muß.«
    Kristen sah sich während der Fahrt den Inhalt des Handschuhfachs ihres Bruders genauer an. Abgesehen von der Quittung schien es nur das Übliche zu enthalten: die Zulassung, die Versicherungskarte und ein paar Durchschläge von Kreditkartenbelegen, die ihr vielleicht herauszufinden helfen würden, welche Strecke er durch das Land genommen hatte. Vielleicht war das, was zu dem verzweifelten Anruf vom Donnerstag abend geführt hatte, gar nicht in der Nähe von Grand Mesa geschehen. Vielleicht war es mehrere hundert Kilometer entfernt passiert, und erst, als er sich Grand Mesa näherte, war David klargeworden, daß er sich in Gefahr befand. Sollte dies der Fall sein, würden sich diese Belege vielleicht noch als sehr nützlich erweisen.
    Sie hörte, wie Farlowe »Hmm!« machte, und sah von den Durchschlägen auf. Vor ihnen wirbelten große Wolken kreidiger, brauner Erde in der Luft und nahmen ihnen jede Sicht, als wären sie in einen Schneesturm geraten.
    »In dieser Gegend nennen wir das eine Verdunkelung«, erklärte der Sheriff. »Es ist wie bei den Schneestürmen in anderen Gegenden. Gibt jede Menge Theorien darüber, was sie verursacht und wieso sie hauptsächlich im Frühling auftreten. Ich kann sie riechen, bevor sie auftreten. Aber sie kommen und gehen ziemlich schnell.«
    Farlowe nahm die Geschwindigkeit zurück. Das reduzierte Motorgeräusch ermöglichte es dem trommelnden Wind, sich nun deutlich Gehör zu verschaffen. Der Pritschenwagen erzitterte unter seinem Druck. Kristen fühlte sich an einen Nordostwind in Neuengland erinnert, der keinen Schnee oder Regen, sondern Erde aufwirbelte. Gut fünf Minuten später war es vorbei. Der Himmel klarte so schnell auf, wie er sich verdüstert hatte. Farlowe gab wieder Gas, aber der Allradantrieb tat sich ein wenig schwer, als müsse er erst die Staubschichten loswerden, die sich auf den Wagen gelegt hatten. Kurz darauf hielt Farlowe an, griff hinter sich und holte eine Spraydose Glasrein und einen Lappen hervor.
    Nachdem er die Fenster gesäubert hatte, setzten sie ihren Weg über die Old Canyon Road fort. Farlowe fuhr die nächsten fünfzehn oder zwanzig Kilometer so langsam, daß er auf alles achten konnte, was ihm ungewöhnlich erschien. Plötzlich fuhr er an

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