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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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und ein kleines L-förmig angelegtes Motel. Was von drei weiteren Motels übriggeblieben war, lag nicht weit von der Ortsmitte entfernt. Aber es waren eigentlich nur noch Gerippe, mit Brettern zugenagelte Überbleibsel aus der Vergangenheit, die dem äußeren Anschein nach ihre letzten Gäste vor mehr als einem Jahrzehnt gesehen hatten.
    »Wir sind da«, sagte der alte Mann und schloß die Tür hinter ihnen.
    Die Gemeindeverwaltung war klar und übersichtlich aufgeteilt. Die Lettern über einer der Türen besagten: GERICHT. Getrennte Schalter waren entsprechend gekennzeichnet mit: GEMEINDEKASSE, FINANZAMT und KRAFTVERKEHRSAMT. Zwei von ihnen waren überhaupt nicht gekennzeichnet. Nicht, daß es eine Rolle gespielt hätte: nicht eine einzige Person war hinter einem der Schalter zu sehen. Sie suchte vergeblich die Lettern SHERIFF, doch schließlich entdeckte Kristen auf einem Namensschild in der entfernten linken Ecke des Raums die Beschriftung SHERIFF DUNCAN FARLOWE.
    Der alte Mann ging durch den Mittelgang auf eine offene Tür zu, wobei er den Besen noch nicht aus der Hand gelegt hatte. »Ich werde den Sheriff holen«, rief er Kristen zu.
    Sie hatte kaum Zeit, sich die Einrichtung der Gemeindeverwaltung anzusehen, als er wieder herauskam. Der Besen war weg. Ein stumpfes Sheriffabzeichen steckte am Revers seiner Jacke.
    »Sheriff Duncan Farlowe, Miss«, sagte er und streckte die Hand aus. »Was kann ich für Sie tun?«
    Während sie sprach, spielte er mit Gummiringen und sah sie kaum an. Er machte sich Notizen, obwohl Kristen nicht sicher feststellen konnte, ob er ihr wirklich zuhörte, während sie ihre Geschichte erzählte.
    »Sie haben diese Kassette nicht dabei?« fragte Farlowe sie anschließend, wobei er noch immer mit den Gummiringen spielte.
    »Nein.«
    »Das ist ungünstig. Wir hätten sie brauchen können.« Farlowes Blick hob sich von seinen Fingern. Einer der Gummiringe flog durch den Raum. »Sind Sie sicher, daß Ihr Freund vom FBI Grand Mesa gesagt hat?«
    »Ja. Warum?«
    »Weil es vielleicht hundert Ortschaften in Colorado gibt, die Soundso Mesa heißen. Vielleicht haben Sie das falsche Soundso erwischt.«
    »Nein, ich bin ganz sicher, daß er Grand Mesa gesagt hat.«
    »Ihr Bruder klang sehr verängstigt auf diesem Band?«
    »Sehr.«
    Farlowe nickte daraufhin. Noch ein Gummiring schnellte von seinen Fingern. »Es gibt hier nicht viel, was Leute verängstigen könnte. Er kam vermutlich von woanders, kam hier nur durch.«
    »Daran habe ich auch gedacht.«
    »Aber dann dürfte er nicht von weit weg gekommen sein. So, wie Sie es wiedergeben, wollte er Sie vom ersten Telefon aus anrufen, das er erreichen konnte.«
    Kristen nickte.
    »Um diese Zeit in der Nacht ist nur noch das Motel offen, es sei denn, Harley hat den Fernseher angelassen, oder er ist eingeschlummert und hat die Klingel nicht gehört.« Der Sheriff öffnete die unterste Schublade seines Schreibtisches und griff mit der Hand hinein. »Was halten Sie davon, wenn wir zusammen hinübergehen und ein bißchen mit ihm reden?«
    Duncan Farlowe erhob sich und hielt ein altmodisches Halfter in der Hand, das er um seine Hüfte legte. Er zog einen schwarzen Revolver mit langem Lauf heraus, der noch älter aussah, und drehte die Trommel.
    »Colt Peacemaker«, sagte Farlowe stolz. »Seit Generationen in der Familie.«
    »Glauben Sie wirklich, daß Sie ihn brauchen werden?«
    Farlowe zuckte die Schultern. »Es erinnert die Leute daran, daß sie einen Sheriff haben.«
    »O ja, ich erinnere mich an ihn«, sagte Harley Epps, Besitzer des Grand Mesa Motel, als er vom neuesten Foto aufsah, das Kristen von David hatte. »Er hat sich vor zwei oder drei Nächten ein Zimmer genommen. Ich bin fast sicher, daß es vor zwei Nächten war.«
    »Das wäre also der Donnerstag gewesen«, schlußfolgerte Farlowe.
    »Ja«, nickte Epps. »Donnerstag. Hat im voraus bezahlt und war am nächsten Morgen weg.«
    »Hat er das Telefon benutzt?«
    Epps suchte nach Eintragungen für diesen Tag. »Nein, hier steht nichts davon, aber er kann natürlich eine Kreditkarte benutzt haben. Dann könnte ich gar nichts davon wissen.«
    Farlowe sah fragend zu Kristen.
    »Ich bin nicht sicher«, sagte sie. »Der FBI-Mann hat mir nicht gesagt, wie er den Anruf getätigt hat.«
    »Welches Zimmer hatte er?« fragte Farlowe den Motelbesitzer.
    »Sieben.«
    »Waren noch andere Gäste da in dieser Nacht?«
    »Ich habe sie nur hereingelassen, wie üblich.«
    »Ja oder nein, Harley.«
    »Ja, zwei, soweit

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