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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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durch den starken Wind zu vernehmen waren.
    Plötzlich straffte Farlowe sich. Er spannte den Hammer des Peacemakers, richtete sich auf die Zehenspitzen auf und wartete. Ein paar Sekunden später sprang er hoch.
    Das Knacken seiner Knie war selbst durch das Tosen des Windes zu hören. Das galt auch für den Peacemaker, der zweimal aufbellte.
    Farlowe drehte sich zu Kristen um und zog das Halstuch von seinem Mund hinab. »Einer weniger. Gehen wir.«
    Kristen sah, wie schwer er atmete; die Anstrengung sog die Farbe aus seinen Augen. Sie trat zu ihm, und er schloß erneut die Hand um ihre Jacke. Den leeren Peacemaker hatte er ins Halfter geschoben.
    »Jetzt wird es etwas schwierig, kleine Lady. Achten Sie genau auf meine Füße und treten Sie dorthin, wohin ich auch trete. Sehen Sie zum Boden!«
    Und dann zog er das Halstuch wieder hoch, und sie kletterten aus dem Mineneingang.
    Farlowe wandte sich diesmal in südöstliche Richtung. Die Welt vor ihnen war ein brauner Vorhang. Kristen schmeckte die Erde in ihrem Mund. Sie hatte ein Gefühl im Hals, als hätte sie Kreide gegessen. Sie konnte nicht schlucken. Es war, als hätte sie ein Stück der Wüste abgebissen.
    Farlowe verstärkte den Druck seiner Hand, um sie auf zerklüftete Hügelausläufer aufmerksam zu machen, die von Mineneingängen durchsetzt waren. Lediglich schmale Grasnarben trennten einen Schachteingang vom anderen. Dieser Teil der Hügel war bar jeden Silbers und Lebens. Das Land war abgestorben. Die tiefen und bedrohlichen Löcher waren Wunden auf seinem Leichnam.
    Farlowe führte Kristen hinter eine leichte Erhebung. Er drückte ihre Schultern hinab, um ihr zu bedeuten, sich dort zu ducken.
    »Warten Sie hier«, befahl er, wobei er das Halstuch wieder hinabschob, damit sie ihn verstehen konnte.
    Sie wollte ihn fragen, was er vorhatte, doch Erde drang ihr in den Mund und nahm ihr die Stimme. Farlowe verschwand in der braunen Wolke, und Kristen spähte über die Erhebung, um zu sehen, was er machte.
    Obwohl die erdgetränkte Luft in ihren Augen brannte, widerstand sie dem Drang, mehrmals zu blinzeln. Farlowe kehrte auf dem Weg zurück, den sie kommen waren, näherte sich also dem Feind. Die Verdunkelung hatte etwas nachgelassen, und an einigen Stellen klarte die Luft schon wieder auf. Kristen bemerkte die sich nähernden Gestalten, als sie diese Bereiche durchquerten; drei, dachte sie, aber es konnten auch vier sein. Sie sah zu Farlowe zurück, doch er war verschwunden.
    Dann konnte sie ihn plötzlich wieder ausmachen, in fünfzehn, zwanzig Metern Entfernung. Er lief, eine dunkle, verschwommene Gestalt inmitten des Sturms. Kristen hörte Schreie, dann peitschte ein Schuß auf. Die sich in ihre Richtung nähernden Gestalten wandten sich um und rannten auf Farlowe zu.
    Ein Schrei erklang, als eine von ihnen einfach verschwand, als hätte der Erdboden sie verschluckt.
    Ihr Häscher war in einen Minenschacht gestürzt.
    Farlowe tauchte wieder aus dem Sturm auf, und weitere Schüsse erklangen. Ein anderer Feind verfolgte ihn, und auch er stürzte mit einem gellenden Schrei in einen der Schächte. Es war, als befänden sie sich in einem trügerischen Minenfeld, und Farlowe spielte den Köder, um die Feinde ins Verderben zu locken. Kristen ging wieder in Deckung, rieb sich die Augen und hob dann den Kopf über die Anhöhe, um das Geschehen zu verfolgen.
    Einer der Häscher kam direkt auf sie zu. Doch plötzlich drehte der Mann sich um und zielte mit dem Gewehr in den Sturm.
    Zweifellos hatte er Farlowe im Visier!
    Kristen sprang auf und rannte in die staubdurchsetzte Luft. Sie prallte gegen den Mann, als er gerade auf den Abzug drückte, und die Kugel flog harmlos in den Himmel. Der Mann schwankte zwar, stürzte aber nicht, Kristen klammerte sich an ihn, und er holte mit dem Gewehr aus und schlug den Kolben gegen ihre Schulter.
    Vor Kristens Augen explodierten Sterne. Sie griff jedoch nach seiner Hand und versuchte zu verhindern, daß sie sich um den Abzug des Gewehrs legte. Der Mann versetzte ihr einen Schlag gegen das Kinn und dann einen weiteren auf das Brustbein. Kristen mußte seine Hand loslassen. Sie brach auf die Knie zusammen und rang nach Luft, doch da drang der Staub in ihre Lungen und drohte, sie zu ersticken.
    Der Mann senkte das Gewehr und zielte auf sie. Sein Finger legte sich um den Abzug, als Duncan Farlowe aus einer Staubböe hervorsprang und sich auf ihn warf. Kristen sah, daß Farlowe den Peacemaker am Lauf hielt. Die Waffe senkte sich und

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