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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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harten Pritsche, die direkt gegenüber der stabilen Tür stand. Da man ihr die Armbanduhr abgenommen hatte, konnte sie kaum noch zwischen Tag und Nacht unterscheiden. Ihre Gedanken schweiften ab, obwohl sie sich bemühte, sich zu konzentrieren und zu rekapitulieren, was in dem verschwommenen Zeitraum seit ihrer Gefangenschaft geschehen war.
    Ihre letzte deutliche Erinnerung bestand darin, von dem menschlichen Ungetüm, das das Haar ihres Bruders trug, aus dem Wagen gezerrt worden zu sein, in dem die tote Samantha Jordan lag. Sie schrie noch immer, als ein anderer Mann ihr eine Spritze in den Arm stieß.
    Dann Dunkelheit.
    Schließlich kehrte das Bewußtsein periodisch zurück, doch sie wußte nicht, ob eine Stunde oder ein Tag vergangen war. Sie erinnerte sich daran, in den Fesseln eines Sicherheitsgurts aufgewacht zu sein. Ihre Ohren schmerzten. Ein knirschendes, wirbelndes Geräusch füllte sie.
    Ein Hubschrauber! Sie wurde mit einem Hubschrauber irgendwohin gebracht!
    »Sie kommt zu sich«, sagte eine Stimme.
    Dann senkte sich wieder Dunkelheit.
    Kristens nächste deutliche Erinnerung bestand darin, in einem winzigen Zimmer aufgewacht zu sein, während ein Mann ihr mit monotoner Stimme Fragen stellte.
    »Haben Sie mit ihrem Bruder unmittelbar vor dem Abend gesprochen, an dem er die Nachricht hinterließ?«
    »Nein.«
    Warum antwortete sie? Das runde, schwabbelige Gesicht ihres Häschers schwebte über ihr und wurde vom Licht der einzigen Glühbirne in dem kleinen Raum erhellt. Schon bei der geringsten Bewegung entfernte sein Gesicht sich von der Birne und wurde dann nur noch von einem schwachen, tanzenden Flimmern erhellt. Als ihr Blick klarer wurde, machte Kirsten eine zweite Gestalt in dem Raum aus, hinten an der Tür, in Dunkelheit gehüllt.
    »Hat er Ihnen irgendwann gesagt, was er in Colorado herausgefunden hat?«
    »Nein.« Sie konnte nicht anders, sie mußte einfach antworten.
    »Hat er Ihnen gesagt, was er in der Air-Force-Basis Miravo gesehen hat?«
    »Nein.«
    »Haben Sie überhaupt gewußt, daß er in Colorado war?«
    »Erst, als ich herausfand, von wo aus der Anruf gekommen war.«
    »Mit Hilfe des FBI-Agenten Paul Gathers.«
    »Ja.«
    »Haben Sie die Information an irgend jemanden weitergegeben, bevor Sie nach Colorado geflogen sind?«
    »Nein.«
    »Und nach Ihrer Ankunft in Colorado?«
    »Farlowe. Der Sheriff von Grand Mesa.«
    »Sie haben ihm alles erzählt?«
    »Alles.«
    »Hat er die Informationen Ihres Wissens an jemanden weitergegeben?«
    »Nein.«
    »An wen haben Sie nach Ihrer Rückkehr nach Washington die Information weitergegeben?«
    »An Senatorin Jordan.«
    »Sonst an niemanden?«
    »Colonel Haynes im Pentagon.«
    »Und außer Colonel Haynes?«
    »Nein. An niemanden. Nur an die Senatorin.«
    Als Kristen dies sagte, blitzte das Bild von Samantha Jordans toten Augen, die sie im Wagen anstarrten, durch ihren Kopf. Sie erschauderte.
    »Sie kann nicht mehr viel verkraften.« Ihr Inquisitor hatte sich zu der Gestalt an der Tür umgedreht, die sie in der Dunkelheit nicht erkennen konnte.
    »Sie wird so viel verkraften, wie nötig ist. Ich habe meine Befehle.«
    Dann drehte sich das schwabbelige Gesicht des Fragestellers wieder zu Kristen um. »Haben Sie mit jemandem darüber gesprochen, nachdem Sie mit der Senatorin nach Colorado gekommen sind?«
    »Nein.«
    Kristen merkte, daß sie einschlief. Sie konnte sich einfach nicht mehr konzentrieren.
    »Die Situation ist unter Kontrolle«, hörte sie ihren Inquisitor zu der Gestalt an der Tür sagen. »Ich werde ihr ein leichtes Beruhigungsmittel geben lassen. Mehr braucht sie nicht. Wir werden sie bis zur nächsten Sitzung in einer Zelle unterbringen.«
    »Gut. Gehen wir.«
    Die Tür des kleinen Zimmers wurde geöffnet. Licht aus dem Korridor fiel hinein und auf den Mann, der zuvor in der Dunkelheit gestanden hatte.
    Ein großer, riesiger Mann. Er schien die Türöffnung auszufüllen. Er trat vor dem Fragesteller hinaus, und das Licht fiel auf sein Gesicht, sein Haar.
    O mein Gott  …
    Kristen erkannte das Gesicht, erinnerte sich von dem Augenblick ihrer Gefangenschaft auf dieser Straße daran. Es war eckig und vierschrötig, flach wie eine gepflasterte Straße und wurde noch immer vom Haar ihres Bruders umrahmt.
    Kristen wollte schreien.
    Die Tür wurde geschlossen. Etwas schepperte. Schritte hallten.
    Kristen wollte sich zwingen, die Augen offenzuhalten, wach zu bleiben. Aber ihre Lider waren schwer wie Blei und fielen trotz all ihrer guten

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