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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Site R, nur zehn Kilometer vom Camp David entfernt und an der Grenze von Maryland und Pennsylvania gelegen, war die größte der drei Einrichtungen. Ihre neunzigtausend Quadratmeter waren in den Raven Rock Mountain eingelassen. Site R sollte das behelfsmäßige Kommunikationszentrum beherbergen. Sie sollte im Kriegsfall die Aufgaben des Pentagon übernehmen.
    Die letzte Einrichtung hatte keine eingängige Kodebezeichnung und war schlicht und einfach als Greenbrier bekannt. Im Gegensatz zu den beiden anderen wurde sie nicht von gewaltigen Bergen oder Felsmassen geschützt. Greenbrier war einfach eine große Höhle in der Nähe des luxuriösen Greenbrier Hotels in White Sulpher Springs, West Virginia, eine Höhle, die man vergrößert und gegen eventuelle Angriffe verstärkt hatte. In ihren Betonmauern sollten der Senat und das Repräsentantenhaus Unterschlupf finden. Dazu waren nicht nur weitläufige Räumlichkeiten erforderlich, sondern auch Säle, in denen die beiden Körperschaften tagen konnten. Einer davon, die Exhibit Hall, war so groß, daß darin Vollversammlungen beider Häuser abgehalten werden konnten.
    Nach der Auflösung der Sowjetunion glaubte in Washington natürlich niemand mehr daran, daß man jemals auf eine der drei Einrichtungen würde zurückgreifen müssen. General Cantrells Vorschlag, sie nun wegen einer Gefahr von innen ihrer vorbestimmten Nutzung zuzuführen, mutete wie die höchste Ironie an. Vielleicht würde sich nun eine der größten Verschwendungen von Steuergeldern in der Geschichte der Nation doch noch als sinnvoll erweisen.
    »Das grundlegende Problem«, ergriff Angela Taft das Wort, nachdem Cantrell geendet hatte, »liegt im Timing, Herr General. Da wir im Augenblick nicht die geringste Ahnung haben, wie der Zeitplan des Feindes aussehen könnte, können wir auch nicht wissen, wann wir auf den Panikknopf drücken müssen.«
    »Und selbst, wenn wir es wüßten«, warf Charlie Byrne ein, »käme ein Rückzug in diese Richtung einer Kapitulation gleich. Wir würden den Schwanz einziehen und davonrennen.«
    »Sie glauben wirklich, daß es darauf hinauslaufen wird?« fragte der Präsident.
    »Sir, ich bin der Ansicht, daß unsere Widersacher ein völliges Chaos schaffen müssen. Sie allein werden dann imstande sein, die Ordnung wiederherzustellen. Daraus folgt, daß sie versuchen müssen, die Kommando- und die Befehlskette zu unterbrechen.«
    »Von diesem Unternehmen Evac einmal abgesehen, Herr General … können Sie noch weitere Abwehrmaßnahmen vorschlagen? Vielleicht militärische Präventivmaßnahmen?«
    »Keine, die einigermaßen akzeptable Erfolgsaussichten haben, Sir. Darüber hinaus setzen solche Maßnahmen voraus, daß wir unsere Befürchtungen offen eingestehen.« Cantrell beugte sich über den Tisch vor. »Die Siebente Leichte Infanterie wurde für solch einen Fall ausgebildet. Wir könnten einige Einheiten nach Washington verlegen und sie mit einer oder zwei bewaffneten Divisionen verstärken.«
    »Wenn wir Washington in ein bewaffnetes Feldlager verwandeln …«
    »Ich würde den Ausdruck ›Verteidigungsring‹ vorziehen.«
    »Ich bin nicht der Ansicht, daß die Öffentlichkeit die Errichtung eines Verteidigungsrings gegen eine Macht, deren Existenz wir nicht einmal beweisen können, einfach so hinnehmen wird. Außerdem … wie lange können wir das Militär aufmarschieren lassen, während die Öffentlichkeit uns Paranoia und Unfähigkeit vorwirft? Wenn die Entwicklung genug Schwung bekommt, könnte sie uns genauso zu Fall bringen wie eine Kugel.«
    »Na schön«, schlug Charlie Byrne vor, »dann habe ich eine andere Idee: Wir wenden uns an die Öffentlichkeit, ohne Namen zu nennen und die Kavallerie zu rufen.«
    General Cantrell schüttelte demonstrativ den Kopf. »Mr. Byrne …«
    »Einen Augenblick, lassen Sie mich ausreden. Dodd und seine Hintermänner müssen unter allen Umständen vermeiden, bloßgestellt zu werden. Deshalb mußten sowohl Jardine als auch Daniels sterben. Deshalb haben wir die einzige Kopie von seinem Bericht nicht gefunden, und deshalb wurde sogar das Farbband seiner alten Olivetti ausgewechselt. Danach mußte die Opposition davon ausgehen, alle Spuren verwischt zu haben, und ohne unsere Freunde in der russischen Botschaft wäre dies auch der Fall gewesen.«
    »Worauf willst du hinaus, Charlie?« fragte der Präsident.
    »Darauf, daß die Furcht vor einer Bloßstellung diese Bastarde dazu bewegen könnte, ihren Plan aufzugeben. Sie haben niemals

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