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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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den Vorwand, den sie brauchen, um eine Amtsenthebung zu beantragen. Hinter vorgehaltener Hand sprechen schon zahlreiche Abgeordnete darüber. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, daß er nicht allein hinter dieser Sache steckt.« Der Präsident sah Samuelson an. »Ben, Ihr Bericht über den Mord an Cliff Jardine läßt darauf schließen, daß er niemals auf die Art und Weise hätte durchgeführt werden können, auf die er durchgeführt wurde, wenn es nicht …«
    »… eine Lücke in unseren Sicherheitsvorkehrungen gäbe.«
    »Und das bedeutet?«
    »Mein Verdacht beschränkt sich auf eine Handvoll Agenten.«
    »Aber wie viele andere in diesem Land sind, von der Company einmal ganz abgesehen, bereits zur anderen Seite übergelaufen? Im Militär, im Verteidigungs- und Innenministerium, im Kapitol. Wie viele Leute fressen Dodd schon aus der Hand?«
    »Ich habe das Gefühl, Sir«, erwiderte Samuelson, »daß es genau andersherum sein könnte. Daniels' auf Tonband aufgenommene Aussagen lassen darauf schließen, daß Dodd nur das letzte Stück eines großen Puzzles ist, die ›fehlende Variable‹. Dieser Begriff fiel doch, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Und warum auch nicht?« warf der Präsident ein. »Das Volk liebt ihn. Mit seiner gottverdammten Bekanntheitsrate von neunzig Prozent hat er die Hand am Puls der Nation.«
    »Warum müht er sich mit einem gewaltsamen Umsturz ab, wenn er die nächste Wahl gewinnen kann?« fragte Angela Taft.
    »Weil eine Wahl ihm nicht die Machtbefugnisse geben wird, die er haben will, nach denen er sich geradezu sehnt. Es geht hier nicht darum, eine Wahl zu gewinnen oder zu verlieren; es geht darum, neu festzulegen, wie dieses Land geführt wird Dodd und diejenigen, die hinter ihm stehen, sind davon überzeugt, daß das, was wir zustande bringen wollen, einfach nicht mehr funktioniert. Er hat es auf eine Veränderung abgesehen die ihm die Verfassung niemals zugestehen würde.«
    »Die Verfassung ist ein ziemlich großes Hindernis«, stellte Angela Taft fest.
    »Genau deshalb hat sein Plan das Ziel, sie einfach aufzuheben und einen Grund dafür zu schaffen, daß Dodd auf dem weißen Pferd, das in seiner Scheune bereitsteht, herangeritten kommen kann, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen.«
    »Trotzdem, Mr. President«, hielt Angela Taft dagegen, »wir sind doch kein Land in der Dritten Welt, in dem ein Staatsstreich schon gelingt, wenn es vier Panzer bis zu den Palasttoren schaffen.«
    »Herr General?«
    Cantrell ergriff das Wort. »Wir mögen zwar nicht die Dritte Welt sein, Dr. Taft, doch bei einem zentralisierten Sitz der Macht sind wir zahlreichen ähnlichen Begrenzungen und Zwängen unterworfen. Das trifft besonders dann zu, wenn die Opposition zusätzlich über den Vorteil des Überraschungsmoments verfügt. Unter diesem Szenario wäre unsere Reaktionszeit das größte Problem. Wenn die Opposition über die richtigen Männer und Waffen verfügt, hat sie den Staatsstreich durchgeführt, bevor wir eine angemessene Abwehr gefunden haben.« Cantrell hielt inne. »Angesichts dieser Umstände möchte ich Ihnen einige Vorschläge machen.«
    »Fahren Sie fort, Trev.«
    »Spekulationen über unbekannte Variablen kommen mir unergiebig vor. Wir sollten uns auf die Aspekte konzentrieren, über die wir einigermaßen sichere Erkenntnisse vorliegen haben.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob wir überhaupt welche davon haben.«
    »Zumindest ist eins klar, Sir: Die Regierung kann nicht gestürzt werden, solange Präsident und Kongreß amtieren. Der Plan der Opposition wurde mit dieser Einsicht im Hinterkopf ausgearbeitet und nahm Gestalt an, als die Gegenseite Mittel und Wege fand, die Regierung auszuhebeln.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Herr General?«
    »Der militärische Fachbegriff lautet Evac – also eine Evakuierung. Ich schlage vor, daß wir die Mitglieder der amtierenden Regierung an bestimmte sichere Orte schaffen.«
    Cantrell beschrieb kurz die drei Einrichtungen, die für diesen Zweck entstanden, bislang aber kein einziges Mal benutzt worden waren. Mount Weather, achtzig Kilometer nordwestlich von Washington, sollte im Fall eines Atomkriegs dem Präsidenten, Mitgliedern des Höchsten Gerichtshofs, Kabinettsmitgliedern und anderen ausgewählten Beamten Schutz bieten. All diesen Personen waren bereits Treffpunkte zugeteilt worden, von denen aus sie im Ernstfall mit Hubschraubern zu der angeblich uneinnehmbaren und unsichtbaren Festung geflogen werden sollten.
    Die genauso geheime

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