Der Tag der Ameisen
Méliès.
Er hatte recht. Arthur stellte Nr. 103 auf ein winziges Rollband, und abwechselnd brachten sie sie alle zum Laufen, damit ihre Schenkel wieder funktionstüchtig wurden.
Die Soldatin war jetzt wieder genug bei Kräften, um die Gespräche fortzusetzen.
Zehn Tage nach dem Unfall kamen sie daher zu der Ansicht, daß es an der Zeit sei, die Rettungsmannschaft für Jonathan Wells und seine Gefährten loszuschicken.
Jacques Méliès forderte Emile Cahuzacq und drei niedere Dienstgrade an. Laetitia Wells und Juliette Ramirez waren mit von der Partie. Arthur war von der Krankheit und den Aufregungen der letzten Tage so geschwächt, daß er lieber bequem in seinem Sessel ihre Heimkehr erwartete.
Sie waren mit Schaufeln und Spaten bewaffnet. Nr. 103 sollte sie führen. Auf in den Wald von Fontainebleau!
Laetitias Finger setzten die Ameise ins Gras. Um sicherzugehen, daß sie sie nicht wieder verlören, hatte sie der Kundschafterin einen Nylonfaden um das Hinterleibsgelenk gebunden. Eine Art Leine.
Nr. 103 schnupperte die Düfte in der Umgebung und weist mit den Antennen die Richtung.
Nach Bel-o-kan geht’s da drüben lang.
Um schneller voranzukommen, hoben die Finger sie auf und transportierten sie ein Stück weiter. Es genügte, daß sie ihre Fühler bewegte, um ihnen anzuzeigen, daß sie neue Anhaltspunkte brauchte. Dann setzten sie sie wieder auf die Erde, und sie wies ihnen wieder den Weg.
Nach einer Stunde überquerten sie an einer seichten Stelle einen Bach und drangen dann ins Unterholz vor. Sie mußten sehr langsam vorgehen, damit Nr. 103 den entsprechenden Duftgleisen gut zu folgen vermochte.
Nach drei Stunden machten sie ein Stück vor sich einen großen Reisigklumpen aus.
Die Ameise gab zu verstehen, daß sie angekommen waren.
»Das also ist Bel-o-kan?« staunte Méliès, der unter anderen Umständen ein solches Hügelchen gar nicht wahrgenommen hätte.
Sie gingen schneller.
»Und jetzt, Chef?« fragte ein Polizist.
»Jetzt graben wir.«
»Aber ohne die Stadt zu beschädigen, unbedingt ohne die Stadt zu beschädigen«, beharrte Laetitia und drohte mit dem Finger. »Vergeßt nicht, daß wir Nr. 103 versprochen haben, ihrer Stadt nichts zu tun.«
Inspektor Cahuzacq grübelte über das Problem nach.
»Na schön, es reicht ja, direkt daneben zu graben. Wenn die Höhle groß ist, dann stoßen wir auf jeden Fall darauf. Und wenn wir nicht darauf stoßen, dann machen wir schräg unter dem Nest weiter.«
»Okay!« meinte Laetitia.
Sie gruben wie die Piraten auf einer Schatzinsel. Bald waren die Polizisten voller Erde und Schlamm, aber noch immer war unter ihren Schaufeln kein Fels zu sehen.
Der Kommissar ermunterte sie zum Weitermachen.
Zehn Meter, zwölf Meter, und noch immer nichts. Ameisen, vermutlich Soldatinnen aus Bel-o-kan, kamen angelaufen, um zu erfahren, was diese schrecklichen Erschütterungen in der Nähe der Stadt hervorrief, die beinahe die äußeren Ringstraßen zum Einsturz brachten.
Emile Cahuzacq gab ihnen zur Beruhigung Honig.
Die Polizisten hatten das Schaufeln allmählich satt.
Schließlich bekamen sie das Gefühl, ihre eigenen Gräber auszuheben, doch der Chef schien entschlossen, bis zum bitteren Ende weiterzumachen, und so blieb ihnen keine Wahl.
Die Belokanierinnen beobachteten sie in immer größerer Zahl.
Das sind Finger, meinte eine Arbeiterin, die den womöglich vergifteten Honig nicht angenommen hatte.
Finger, die gekommen sind, um sich für unseren Kreuzzug zu rächen!
Juliette Ramirez begriff, was diese kleinen Kreaturen umtrieb.
»Schnell, fangen wir alle ein, ehe sie Alarm schlagen!«
Zusammen mit Laetitia und Méliès warf sie alle mit Klumpen aus Gras und Erde in Gefängnisschachteln, über denen sie ein Pheromon versprühte: Beruhigt euch, es wird alles gut.
Anscheinend glückte das Manöver. In den Schachteln blieb es ruhig.
»Wir müssen uns trotzdem beeilen, sonst haben wir bald sämtliche Armeen der Föderation auf dem Hals«, sagte der Champion von »Denkfalle«.
»Alle Zerstäuber der Welt könnten die nicht ruhigstellen.«
»Machen Sie sich keine Sorgen mehr«, meinte ein Polizist.
»Wir haben’s geschafft. Hier klingt’s hohl. Wir müssen über der Grotte sein.«
Er rief: »Hallo, ist da unten wer?«
Keine Antwort. Sie leuchteten mit einer Taschenlampe hinunter. »Eine Kirche, könnte man meinen«, stellte Cahuzacq fest.
»Und ich sehe niemanden.«
Ein Polizist griff sich ein Seil, verknotete es an einem Baum und ließ
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