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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Wirbelsturm, während er versuchte, den Turm zu erkennen.
    Die Sandmassen der Zeitvollen Wüste schossen aus dem offenen Schlund des Glasturms Hunderte von Metern dem Mond entgegen. Als sie eine augenscheinlich vorherbestimmte Höhe erreicht hatte, breitete sich die Sandfontäne unterhalb der Wolkendecke aus. Jon-Tom wollte sich instinktiv in Sicherheit bringen, doch hielt er inne, als er bemerkte, daß keiner der anderen Pilger sich bewegte.
    Wie an einer unsichtbaren Schräge abgleitend, stürzte nichts von dem Sand auf die Stadt hinab. Statt dessen breitete er sich wie eine Wolke aus, um als gelber Regen auf die Wüste niederzugehen. So prasselte er stundenlang herab, während der Turm ihn ans Firmament spie. Erst nachdem der Mond seinen Zenith längst überschritten hatte und sich anschickte, wieder unterzugehen, verlor der Vorgang an Intensität und kam schließlich zum Erliegen.
    Die Fontäne versiegte, und das Geplapper der Flüchtlinge und der Städter erfüllte die Luft und nahm die Stelle des Turmgetöses ein. Ein Blick überzeugte Jon-Tom davon, daß der bodenlose Graben wieder leer war.
    Jenseits der Mauer und des Grabens sah die Zeitvolle Wüste wieder so aus wie vorher. Alles war still. Nun wußten sie auch, weshalb es dort draußen trotz des Wasservorkommens kein Leben gab.
    »Große Magie«, sagte Roseroar feierlich.
    »Tödlich Magie.« Mudge rümpfte die Nase. »Wenn wir noch 'n paar Minuten länger da draußen gewesen wären, wären unsere Ohren und Eingeweide jetzt mit Sand vollgestopft.«
    Jon-Tom hielt eine vorbeikommende Füchsin an. »Ist es vorbei? Was geschieht denn jetzt?«
    »Was jetzt geschieht, Menschenmann?« fragte die Füchsin.
    »Wir werden uns schlafen legen und danach das Ende einer weiteren Konjunktion feiern. Morgen kehren wir dann nach Hause zurück.« Sie drängte sich an ihm vorbei und begann die Treppen hinabzusteigen.
    Jon-Tom beschloß, sich an einen der Wächter zu wenden. Die Moschusratte war knapp ein Meter zwanzig groß und trug ihren Pelz auf modische Weise kurz gestutzt.
    »Verzeihung, wir sind fremd hier.« Mit einem Kopfnicken wies Jon-Tom auf die Wüste hinaus. »Passiert das jedes Jahr?«
    »Zweimal im Jahr«, teilte ihm der Wächter gelangweilt mit.
    »Beim ersten Mal ist der Anblick wahrscheinlich ziemlich beeindruckend.«
    »Wozu dient das alles? Warum geschieht es?«
    Der Rattenwächter kratzte sich am Kinn. »Es heißt, dies seien die Sande der Zeit. Aller Zeit. Wenn sie ihrer Bahn bis zum Ende gefolgt sind, müssen sie umgelenkt werden, um wieder strömen zu können. Wer sie umlenkt und warum, das weiß niemand, Götter vielleicht, Geister oder irgendein großes Wesen irgendwo, das sich dabei langweilt, wer weiß das schon? Ich bin kein Zauberer oder Gelehrter, Besucher.« Er wandte sich zum Gehen ab.
    »Laß ihn ge'en, Kumpel«, meinte Mudge. »Mir ist es völlig egal, wozu das dient. Wenn ich um mein Leben rennen muß, erschöpft mich das immer fürchterlich. Ich will nur 'ne Mütze voll Schlaf 'aben und was zu trinken.« Er stieg die Treppe hinab. Jon-Tom und Roseroar folgten ihm.
    »Was meinst'n, was hia los ist?« fragte ihn die Tigerin.
    »Ich schätze, es wird so sein, wie der Wächter es beschrieben hat. Diese Wüste ist eine Art Sanduhr, die die gesamte Zeit enthält.« Jon-Tom blickte nachdenklich zum Himmel empor.
    »Ich frage mich nur, ob die Zeit wohl stehen bleiben würde, wenn man den Mechanismus irgendwie aufhält?« Er drehte sich zu dem glasigen Turm um. »Den würde ich mir wirklich gern mal von innen anschauen.«
    »Besser nicht«, entgegnete sie. »Vielleicht findest du da drinnen was. Vielleicht deine eigene Zeit- deinen Tod nämlich.«
    Er nickte. »Na ja, wir haben ja auch andere Hühnchen zu rupfen.«
    »Wie bitte?«
    »Jalwar und Wahnwitz. Wenn alle dazu gezwungen waren, sich vor der Konjunktion hier in Sicherheit zu bringen, dann haben sie es wahrscheinlich auch getan. Wenn sie nicht vom Sand erwischt wurden, müßten sie sich eigentlich irgendwo hier in der Stadt aufhalten.«
    »Oh, ich muß schon sagen, Jon-Tom, daran hab ich ja noch gar nicht gedacht!« Sie musterte den unter ihnen liegenden Platz.
    »Es sei denn«, fuhr er fort, »sie haben bereits so viel Vorsprung, daß sie die Wüste bereits durchquert hatten.«
    »Oh.« Sie sah zunächst niedergeschlagen aus, dann richtete sie sich wieder auf. »Macht nichts. Wia finden sie schon.« Sie suchte nach einem leeren Fleckchen in der Menge. Die wenigen Gasthäuser und Herbergen

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