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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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andere Passagierin an. »Wo liegt denn dein Dorf, kleines Mädchen?«
    »Ich bin kein kleines Mädchen!«
    »Verzeihung, junge Dame. Wo wohnst du?« Sie blickte in den Wald hinaus. Ihr Orientierungssinn war ausgezeichnet. Sie zeigte mit einer Hand nach Norden. »Da.«
    Drom nickte und machte sich in die angezeigte Richtung auf den Weg, einen sanften Abhang hinab. Er fragte JonTom: »Wollt ihr immer noch nach Crancularn, um deine Medizin zu suchen, jetzt, da ihr Hathcars Bande entkommen seid?«
    »Wir müssen«, erwiderte Jon-Tom. »Du kannst uns gerne begleiten, wenn du magst.«
    »Ja, Kumpel«, meinte auch Mudge, »deine 'ilfe war uns sehr willkommen.«
    »Ich bin noch nie in Crancularn gewesen, obwohl ich davon gehört habe. Ich wäre entzückt, euch begleiten zu dürfen.«
    »Dann ist es also abgemacht«, sagte Jon-Tom erfreut. Nicht nur, daß das Einhorn eine willkommene Ergänzung des Trios darstellte, er mußte auch zugeben, daß Reiten mehr Spaß machte als Laufen.
    Gegen Morgen hatten sie das Heimatdorf des Mädchens erreicht, das von bestellten Feldern umgeben war. Sanft setzte Jon-Tom sie ab.
    »Ich hab aber nicht alles gemacht, was ich tun sollte«, murmelte sie beunruhigt.
    »Du hast getan, was du konntest. Es ist nicht deine Schuld, daß der Plan nicht geklappt hat.«
    Das Dorf war von kräftigen hölzernen Palisaden umgeben und sah so aus, als würde es mühelos jedem Ansturm eines erzürnten Banditenhaufens widerstehen können. Jon-Tom glaubte nicht, daß Hathcar versuchen würde, sich an dem Mädchen oder ihren Eltern für seine Niederlage zu rächen.
    »Ich finde dich immer noch schön«, sagte das Mädchen zu Drom. »Darf ich dir einen Abschiedskuß geben? Das soll Glück bringen.«
    Drom schnalzte mit offenkundiger Abscheu die Lippen. »Es wäre mir zwar lieber, wenn du es nicht tätest, aber wenn du mußt...« Er senkte den Kopf und hielt still, als sie ihm einen Kuß unter das rechte Auge pflanzte. »So, und jetzt mach dich mal wieder auf den Weg, Menschenmädchen, und sei froh über heute nacht.«
    »Leb wohl, Einhorn. Lebt wohl, Fremde.« Sie winkte ihnen immer noch hinterher, als sie wieder im Wald verschwanden.
    Kein Haufen zorniger, hereingelegter Banditen stellte sich ihnen in den Weg, als sie Richtung Westen weiter schritten. Mit etwas Glück würde Hathcar erst gegen Mittag erkennen, daß sein Plan endgültig gescheitert war, und es wagen, in der Ruine nachzusehen.
    »Ich glaube, ich begreife jetzt, was hier gespielt wurde«, murmelte Jon-Tom. »Das Mädchen war eine Jungfrau.«
    »'ör mal, Kumpel«, protestierte Mudge, »ich bin ja schon ziemlich viel rumgekommen, aber so was kann selbst ich nicht vom bloßen Anse'en sagen.«
    »Sie muß es gewesen sein, damit die Dinge einen Sinn ergeben.« Er blickte ihr Reittier an. »Sie war doch Jungfrau, nicht wahr, Drom?«
    »Dem Aussehen und der Witterung zufolge ja«, bestätigte der Hengst.
    »Ich hab mal irgendwo was davon gelesen, daß ein Einhorn den Interessebekundungen eines jungfräulichen Mädchens nicht widerstehen kann.«
    »Das ist eine uralte und mehr oder weniger zutreffende Vorstellung, auf die Hathcar auch gesetzt hat, um mich aus der Ruine zu locken. Das hätte normalerweise auch funktioniert, aber eins haben die nicht gewußt.«
    »Was denn, Kumpel?« fragte Mudge.
    Drom drehte sich um, um den Otter anzublicken. »Ich mag Knaben.« Er beschleunigte sein Tempo.
    »Oh... äh, vielleicht sollten wir doch lieber alle zu Fuß ge'en, Kumpel.«
    »Unsinn. Wir sind noch lange nicht weit genug von Hathcars Truppe entfernt, um unser Tempo zu verlangsamen.«
    »Darüber läßt sich streiten. Außerdem ist es ja nicht nötig, daß du uns die ganze Zeit rumträgst. Wir wollen ja nicht, daß du dich irgendwie unwohl fühlst oder so.«
    »Ich finde, es klingt eher so, als würdest d u dich unwohl fühlen, Otter.«
    »Ich, wa? Nee, nee, Chef. Ist nur, daß ich...«
    »Was ist denn los mit dir, Mudge?« fragte Jon-Tom. »Ich dachte, du würdest dich freuen, wenn du deine kostbaren Füße mal ein bißchen schonen kannst.«
    »Reg dich ab, Otter«, meinte der Hengst. »Du bist nicht mein Typ. Ja, wenn du ein Percheron wärst oder ein Ardenner oder vielleicht auch ein Haflinger...« Er spulte die Bilder nur so herunter.
    »Wenn du dir schon Sorgen machen mußt, dann besser wegen Hathcar, Mudge«, riet Jon-Tom dem Otter.
    Das tat Mudge denn auch, obwohl er weiterhin ein argwöhnisches Auge auf ihren Untersatz gerichtet hielt. Später wurde seine

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