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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Brungunt?«
    »Die Anziehung soll sehr mächtig sein. Das Mädchen braucht ihn nur weit genug fortzulocken, bis wir ihm von hinten auflauern können, ohne daß er uns vorher wittert. Fragt mich nicht, warum das so funktioniert. Ich erzähle bloß, was ich selbst mal gehört habe.«
    »Läßt uns kalt. Ich hoffe, daß du recht hast, Brungunt, sonst werde ich meinen Speer mit deinen Ohren schmücken.«
    »Das ist unfair!« protestierte der Wolf. »Ich habe nur eine Legende berichtet.«
    »Paß auf deine Ohren auf, Wolf.« Hathcar erhob sich. »Und sag den anderen, daß sie auf ihre ebenfalls achten sollen. Parsh, du kommst mit.« Er funkelte Brungunt an. »Wir kommen so bald wie möglich zurück. Diese Magie hört sich an, als würde sie besser funktionieren, wenn es dunkel ist, und ich habe keine Lust, diesem Vierbeiner noch einen Tag zu lassen, an dem er sich einen besseren Fluchtort ausdenken kann.« Er spähte durch die Bäume auf die mondbeschienene Ruine. »Die Sehnen durchschneiden, jawohl. Ich werde dafür sorgen, daß dieser verdammte Naseweis auf den Knien angekrochen kommt, und dann werden wir ihm die auch noch brechen.«

XIV
    Hathcar kauerte sich tief nieder, als er auf die Lichtung vor der stummen Befestigung deutete. Das schlanke Mädchen, das neben ihm stand, blickte mit geweiteten Augen aufmerksam in die gezeigte Richtung. Sie war mitten in der Nacht von ihrer Mutter geweckt worden, die ihr aufgetragen hatte, diesen häßlichen Fremden zu begleiten. Sie hatte zwar nicht gehen wollen, doch ihre Mutter hatte darauf bestanden und ihr versichert, daß es nur bis zum Sonnenaufgang dauern würde, daß alles in Ordnung und bereits geplant sei. Danach würde sie wieder nach Hause gebracht werden, wo sie den ganzen Tag schlafen dürfe. Und man hatte ihr Süßigkeiten versprochen.
    »Das ist der Ort, Kleine.«
    »Nenn mich nicht Kleine!« fauchte sie. »Ich bin genauso erwachsen wie du! Und außerdem heiße ich Seidi.«
    »Entschuldigung«, knurrte Hathcar leise und beherrschte sich. Er war zwar kein Freund von Küken, aber er brauchte ihre Kooperationsbereitschaft.
    »Du wirst meinem Vater zwei Goldstücke dafür bezahlen, daß ich dieses Einhorn für euch herauslocke. Wieso sollte es eigentlich rauskommen und mir folgen?«
    »Das wird es schon tun«, versicherte Hathcar ihr. »Du mußt nur nett zu ihm sein und ihm sagen, wie schön und stark es ist.«
    Mißtrauisch musterte sie den Kuskus und seine beiden Gefährten aus Augen, die keineswegs so unschuldig aussahen, wie es ihre Eltern beharrlich zu behaupten pflegten. »Seid ihr sicher, daß ihr mich wirklich auf ein Einhorn ansetzen wollt?«
    »Bist du sicher, daß du noch Jungfrau bist?«
    »Ja, da bin ich sicher«, erwiderte sie müde. Sie hatte mit angehört, wie dieser Fremde die Sache mit ihrer Mutter noch mal durchdiskutiert hatte.
    Hathcar drehte sich um und zeigte in den Wald zurück. »Da hinten gibt es einen Teich in einer kleinen Senke. Dort bringst du ihn hin. Wir werden da auf euch warten.«
    »Was passiert denn, wenn wir kommen?« fragte sie neugierig.
    »Das geht dich gar nichts an, Klei-... äh, Seidi. Dein Vater wird für deine Dienste bezahlt. Du tust, was ich von dir verlange, und stellst keine Fragen.«
    »Na gut.« Sie zögerte. »Ihr werdet ihm doch nichts tun, oder? Ich habe zwar noch nie ein Einhorn gesehen, aber sie sollen sehr schön sein.«
    »Nein, nein, wir tun ihm nicht weh«, antwortete Hathcar aalglatt. »Wir wollen ihn nur überraschen. Wir sind Freunde von ihm und wollen ihn überraschen, und du wirst ihm nichts von uns erzählen, weil das die Überraschung verderben würde, nicht wahr?«
    »Wird wohl so sein.« Sie lächelte froh. »Ich mag auch Überraschungen. Kann ich dabei zusehen, wie ihr ihn überrascht?«
    »Na klar doch«, versicherte Hathcar unschuldig. »Ich glaube, du wirst selbst überrascht sein.« Er wandte sich von ihr ab. Brungunt und Parsh folgten ihm.
    »Es ist dunkel«, sagte sie verunsichert.
    »Dir wird schon nichts passieren«, meinte Brungunt. »Hast du nicht gesagt, daß du ein großes Mädchen bist?«
    »Ja, das stimmt, das bin ich.«
    »Prima. Dann brauchst du jetzt also nur den Vierbeiner zu dem Teich zu bringen.«
    »Warum haben wir das kleine Biest nicht einfach entführt?« wollte Parsh wissen, als sie sich ihren Weg durch den Wald bahnten, um sich mit dem Rest ihrer Bande wieder zu vereinigen.
    »Ist ein großes Dorf«, sagte Hathcar. »Kann man gut Vorräte einkaufen. Der Preis tut zwar weh,

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