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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Tisch hinüber und hob den Schlüsselbund auf.
    »Wülste die imma noch?«
    Mudge war bereits draußen im Gang, dicht gefolgt von Jon- Tom, der sich die Duar schnappte und sie sich über die Schulter schnallte.
    »Ich glaube, wir kommen auch ohne zurecht. Roseroar, du bist eine tolle Dame!«
    »Ja, mit einem zarten, damenhaften Touch«, fügte Mudge hinzu.
    »Ich glaub, ihr beide gefallt mia«, sagte sie nachdenklich, während sie Mudge anstarrte. »Obwohl ich nich genau weiß, ob ihr versucht, komisch zu sein oder zu schmeicheln.« Sie gestikulierte mit ihren beiden schweren Schwertern. »Will für euch nur hoff n, daß ihr bloß versucht, komisch zu sein.«
    Jon-Tom beeilte sich, sie zu beruhigen. »Du darfst nichts von dem, was Mudge sagt, auf die Goldwaage legen. Solche Bemerkungen sind Teil seines Wesens. Fast wie eine Krankheit.« Er drehte sich um, um dem Otter einen warnenden Blick zuzuwerfen.
    »Das seh ich auch«, sagte die Tigerin. »Na ja, ich weiß zwar nich, wie ich wieda nach Hause komm, aber dieses Loch mag ich jedenfalls nich. Gehen wir doch woanders hin, wo wir uns in Ruhe unterhalt'n könn'n.«
    »Soll mir recht sein«, sagte Jon-Tom freundlich.
    In diesem Augenblick erschien der Stacheleber oben auf der Treppe, vor ihm zwei große schwerbewaffnete Wölfe. Roseroar und die Wölfe erblickten einander etwa gleichzeitig. Sie stieß einen Schlachtruf aus, eine Mischung aus Brüllen und Fluchen, der das Moos von der Decke schüttelte.
    Beide Schwerter propellerartig wirbelnd, schoß sie die Treppe hinauf, die sich erstaunlich schnell leerte.
    Mudge machte eine kleine Verbeugung und gestikulierte mit der Rechten. »Nach Euch, Meister der Magie und Bannsänger von außerordentlichem Können.«
    Jon-Tom schnitt eine Grimasse und beeilte sich, Roseroar zu folgen. Oben erschollen Rufe, Schreie, panische Quieker und Gekläffe. Alles wurde vom erderschütternden Gebrüll der Tigerin übertönt.
    »Keine voreiligen Komplimente!« bat Jon-Tom den Otter.
    »Das war es nicht, was ich herbeizaubern wollte.«
    »Das weiß ich, Chef«, sagte Mudge, der glücklich seinem Gefährten folgte. »Is es nie, wa? Aber auch wenn du nie kriegst, was du eigentlich 'aben willst, so funktioniert das, was du kriegst, doch immer.«
    »Erzähl mir das noch mal, wenn sie merkt, daß ich sie nicht nach Hause befördern kann.«
    »Also Kumpel«, sagte Mudge, als sie gerade den nächsten Treppenabschnitt erklommen, »was nützt es, sich Sorgen zu erschaffen, wo's keine gibt? Außerdem«, fuhr er mit immer breiter werdendem Grinsen fort, »wenn sie zänkisch werden sollte, kannst du ihr immer noch erzählen, was sie für schöne Augen 'at.«
    »Ach, halt die Klappe!«
    Sie kamen in den Hauptwachraum, der den Eindruck machte, als sei er von einem mittelschweren Taifun heimgesucht worden. Sämtliche Tische waren umgekippt, und der Boden war mit zerbrochenem Mobilar übersät. Zerborstene Speere und Spieße saugten verschüttete Flüssigkeiten aus zerschmetterten Krügen auf. Zwei der Wachen waren noch da: Die Tigerin hatte sie dekorativ mit den zerschlagenen Möbeln drapiert. Niemand erbot sich zu protestieren, als Jon-Tom und Mudge die noch intakten Truhen und Schubladen einer Untersuchung unterzogen.
    In einer fanden sie Mudges Langbogen und seine Pfeile, in einer anderen Jon-Toms Rammholzkampfstab. Von der gefüllten Börse, die Clodsahamp ihm mitgegeben hatte, war keine Spur zu entdecken; doch damit hatte er auch nicht gerechnet. Mudge reagierte auf das Fehlen des Goldes enttäuschter als sein Freund.
    »Verdammt verfluchte stinkende Langfinger!« murmelte er und ignorierte dabei die Tatsache, daß er zu seiner Zeit auch schon ein bis zwei Geldtaschen hatte mitgehen lassen. »Sei still!« Jon-Tom führte ihn zur nächsten Treppe. »Wie du dich aufführst, könnte man glauben, es sei das erste Mal, daß du abgebrannt bist.«
    »Das sag ich ja gar nich, Kumpel«, erwiderte Mudge und zügelte sein Lamentieren, »aber wenn ich mich mit 'in bißchen Gold oder Silber erstmal angefreundet 'abe und es 'aut einfach ab und verschwindet, dann fühl ich mich, als 'ätte ich 'n guten Freund verloren. Der Verlust trifft mich voll ins 'erz.«
    »War mal ganz nett, wenn du dieser Tage auch mal wegen etwas anderem als Geld solche Gefühle entwickeln würdest.«
    »Du tust mir unrecht, Kumpel.« Mudge trug seinen Bogen vor sich, er hatte einen Jagdpfeil eingelegt und war bereit zu schießen. Wenn die Schicksalsgöttinnen ihm gnädig gesonnen waren,

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