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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Nur gereizt.
    »Wir sind im Verließ einer Stadt namens Malderpot.«
    »Nie gehöat«, sagte die Amazone. »Ein Verließ, sagste. Das seh ich selbst, Süßa.« Sie beäugte seine Fesseln. »Warum bist 'n so zusammengebund'n?«
    »Ich bin ein Bannsänger«, erklärte er. »Hab ein bißchen gesungen und dich wohl aus Versehen herzitiert.«
    »Das is es also!« Jon-Tom gab sein Bestes, um nicht vor diesen stechenden gelben Augen zusammenzubrechen. Sie wich einen Schritt zurück und hob beide Schwerter. »Na, dann kannste mich ja einfach wieda zurück zaubern.«
    Er drückte sich verängstigt an die Gitterstäbe. »Ich, äh, ich fürchte, das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wie ich dich hergeholt habe. Ich kann es vielleicht später mal versuchen. Aber nicht ohne meine Duar.« Er zeugte in den Raum hinaus.
    »Und ich kann auch nicht spielen, wenn meine Hände so zusammengebunden sind.«
    »Na, das is ja wohl offensichtlich. Hab schließlich Augen im Kopf, mußte wissen.«
    »Ja, und zwar sehr hübsche.«
    »Hm«, sagte sie, etwas sanfter. »Bannsäng'r, sagste? Höast dich eha wie 'n Anwalt an.« Jon-Tom klärte sie nicht über seine juristische Ausbildung auf, da er nicht so genau wußte, wie sie zu Anwälten stand.
    Plötzlich zuckte ein Schwert vor. Mudge entfuhr ein Laut, der halb Wimmern, halb Quiecken war, und Jon-Tom schloß die Augen. Doch das Schwert fuhr zwischen den Gitterstäben hinab und zerschnitt ganz sanft die Fessel, die seine beiden Handgelenke miteinander verband. Ein paar Drehungen mit der krallenbewehrten Tatze, und seine Hände waren frei. Während er sich die taub gewordenen Gelenke rieb, sagte er: »Die Duar brauche ich aber auch noch.« Irgendwo über ihnen waren laute Geräusche zu hören, und er beeilte sich mit dem Vorstellen. »Das ist Mudge, und ich bin Jon-Tom Merriweather.« Er erinnerte sich an den Song, den er vor ›Eye of the Tiger‹ gesungen hatte. »Heißt du zufällig Sage, Rosemary oder Thyme*?« Irgendwie schien ihm ›Scarborough‹ unwahrscheinlich zu sein.
    [* In dem Song ›Scarborough Fair › (siehe Seite XX) lautet der Refrain ›Parsley, Sage, Rosmary and Thyme‹ , Petersilie, Rosmarin und Thymian - Gewürze, die auf dem Scarborough- Markt verkauft werden - Anm. d. Übers . ] »Nich schlech. Haiße Roseroar.«
    Jon-Tom nickte. Einmal mehr waren seine Songs und seine Wünsche völlig durcheinandergeraten. Er atmete tief durch und wiederholte die wesentlichen Einzelheiten einer inzwischen wohlvertrauten Geschichte.
    »Wir wollen einem Hexer helfen, der im Sterben liegt. Aber ein eifersüchtiger Hexer versucht uns daran zu hindern. Er hat uns gefangen genommen, hergebracht und eingesperrt.«
    »Das geht mich nich's an«, sagte die Tigerin. »Findste meine Augn wirklich hübsch?«
    »Ganz toll sogar.« Warum beteiligte sich Mudge eigentlich nicht auch ein bißchen an dem Gespräch? fragte sich Jon-Tom. Auf derlei Dinge verstand er sich weitaus besser. Doch der Otter kauerte in seiner Zellenecke und hielt den Mund. Jon-Tom fuhr fort: »Wie Topas.«
    »Hast wohl nich nur 'ne musikalische Gabe, kannst dich auch behende ausdrück'n, wie? Na, dann will ich dir ma sag'n, daß ich mich von plump'n Schmeichelei'n da männlichen Mitglieda keiner Gattung beeindruck'n laß.«
    »Natürlich nicht. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, daß ich dir absichtlich schmeichle oder so. Hab einfach nur eine Tatsache beschrieben.«
    »Soso, haste, ja? Wo müßt ihr 'n hin, um eurem sterbend'n Freund zu helfen?«
    »Obers Glittergeistmeer.«
    »Dann bin ich also so tief im West'n, wie?« Sie schüttelte verwundert den Kopf. »Is 'ne seltsame Welt, in der wia leb'n.«
    »Wem sagst du das!« murmelte Jon-Tom.
    »Bin noch nie am Meer gewes'n, und schon gar nich am Glittergeistmeer.« Sie spähte neugierig durch die Gitterstäbe hinaus. »Das is also dein Instrument, mit demde Magie machst?«
    »Ja. Und die Schlüssel liegen dort auf dem Tisch daneben. Wenn wir das Seil der Duar zu fassen bekämen, könnten wir die Schlüssel vielleicht zu uns heranziehen.« Er musterte die Treppe. »Aber viel Zeit haben wir nicht mehr, glaube ich.«
    »Schön, Süßa, wennde die Schlüssel hab'n wills...« Roseroar legte eine Pranke auf einen Gitterstab zur Linken und die andere auf einen ihm direkt gegenüberliegenden Stab, atmete einmal tief durch und drückte. Unter dem Panzer wallten und wogten Muskeln.
    Ein Stöhnen - und das Metall bog sich wie Spaghetti. Die Tigerin trat durch die entstandene Lücke zum

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