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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sie hindurchzulassen.
    [* ›Der Tag, als du mich verlassen hast‹ , aber auch etwa: ›Der Tag, als du hinaus gegangen bist‹ - Anm. ä. Übers . ] Entmutigt ging er zu ›America‹ von Neu Young über. In der Zelle flackerten kurz ein paar schwache Bilder von der Freiheitsstatue und von Ellis Island auf, doch Jon-Tom fand sich weder an dem einen noch dem anderen Ort in Sicherheit wieder.
    Dann bemerkte er Mudge. Der Otter lehnte hinten im Schatten und machte lange ziehende und werfende Bewegungen. Jon- Tom brauchte eine Weile, um zu verstehen, was sein Gefährte damit andeuten wollte. Mitten beim Summen von ›Won't Get Fooled Again‹ ** begriff er endlich, was die Bewegungen des Otters zu bedeuten hatten.
    ** etwa: ›Ich lasse mich nie wieder zum Narren halten‹ - Anm. d. Übers.] Der Wärter hatte das Seil um die Duar geschlungen, um sie Jon-Tom schnell aus den Händen reißen zu können. Wenn sie sich irgendwie dieses Seils bemächtigen konnten, ließ sich daraus ein kleines Lasso fertigen und damit eine Waffe oder vielleicht sogar der große Schlüsselbund einfangen, der auf dem Tisch lag.
    Dazu mußten sie natürlich zunächst einmal ihren Wärter außer Gefecht setzen. Da er ohnehin schon fast eingeschlafen zu sein schien, senkte Jon-Tom die Stimme so weit wie möglich und sang weiter die zartesten Balladen, die er kannte, um mit ›Sounds of Silence‹ * von Simon and Garfunkel aufzuhören. Diese geschickte Auswahl ließ den Wärter eindösen. Um sicherzugehen, fügte er noch eine entspannende Fassung von ›Scarborough Fair‹ ** an.
    Vorsichtig zupfte er an dem Seil. Zwei halbidiotische Augen wurden plötzlich aufgerissen, und das Seil spannte sich.
    »Ich habe dir gesagt, du sollst nichts versuchen!« knurrte der Stacheleber.
    Einen Augenblick lang war Jon-Tom fest davon überzeugt, daß sie die Duar - und mit ihr ihre letzte Hoffnung verlieren würden. »Ich habe doch gar nichts versucht!« rief er verzweifelt.
    »Mir tun nur die Arme weh, wenn ich sie beim Spielen immer in derselben Stellung halten muß. Etwas anderes hatte ich gar nicht vor.«
    »Hm...« Der Wärter sackte wieder in seinem Stuhl zusammen.
    »Dann paß bloß auf, daß du es nicht noch mal tust! Bitte spiel noch ein Lied! So was habe ich noch nie gehört. Hübsch.«
    Verzweifelnd sang Jon-Tom das erstbeste, was ihm einfiel, den Titelsong von einem der Rockie-Filme. Vielleicht war es seine Enttäuschung, vielleicht auch seine plötzliche Teilnahmslosigkeit. Was immer es auch sein mochte, auf einmal meinte er fast körperlich zu spüren, wie die Kraft ihn * etwa: ›Die Klänge der Stille (des Schweigens)« - Anm. d. Obers. ** ein romantischruhiger Song, ebenfalls von Simon and Garfunkel - Anm. d. Übers. durchströmte. Er versuchte sich darauf zu konzentrieren, und steigerte sich in den nutzlosen Song hinein, in der Hoffnung, daß er ihn zu etwas Besserem führte.
    Ein schwacher Ozonhauch erfüllte die Luft in dem Verließ. In der Nähe der Decke krachte es. Mudge krabbelte vorsichtig in die entfernteste Ecke der Zelle. Jon-Tom zuckte zusammen, als ihm ein elektrischer Schlag die Handgelenke hochjagte. Er versuchte, in die Zelle zurückzuweichen, doch die ledernen Handschellen mit ihrer Kette hielten ihm die Hände auf der anderen Seite des Gitters gefangen.
    Mist! murmelte er lautlos. Ich habe schon wieder Mist gebaut. Nur daß er diesmal in der Falle steckte, was immer es nun sein mochte. Irgend etwas materialisierte direkt neben ihm in der Luft. Vergeblich riß er an den Lederfesseln und ließ dabei die Duar fallen. Das Instrument glühte hell, als es auf dem Boden umherhüpfte.
    Der träge Stacheleber war aufgestanden und starrte. Er hatte das Seil fallen gelassen, um dafür zum Waffenregal zu schleichen. Dort wählte er einen langen Speer aus und zielte damit auf die Zelle. Jon-Tom war sich auf höchst ungemütliche Weise der Tatsache bewußt, daß der Wärter ihn auf der Stelle mühelos durchbohren konnte.
    »Was treibst du da, Bannsänger? Hör auf damit!«
    »Ich tue doch gar nichts!« Jon-Tom betete darum, daß seine Hysterie sich so überzeugend anhörte, wie sie echt war. »Bind mir die Hände los!«
    Der Wärter ignorierte ihn und starrte mit verblüffter Faszination auf den langsam rotierenden Zylinder aus leuchtendem Gas, der sich in der Zelle gebildet hatte. »Lüg mich nicht an! Da geht was vor. Da geht was vor!«
    »Ich weiß doch, daß was los ist, du Idiot! Laß mich frei!« Er zerrte vergeblich an seinen

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