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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Kumpel!«
    »Nein, danke. Ich behalte meinen Kopf ganz gern, wo er ist, nämlich auf den Schultern. Ich weiß nicht, wie sie im Schlaf auf so was reagiert.«
    Mudges Augen glitzerten. »War vielleicht interessanter zu sehen, was sie wohl tut, wenn sie wach is.«
    Doch war es nicht mehr nötig, zum Äußersten zu greifen.
    Nachdem das Gespräch das Seinige getan hatte, schnaubte Roseroar einmal und öffnete die abgrundtiefen gelben Augen.
    »Guten Moagn, Mann!«
    »Gleichfalls guten Morgen, Roseroar! Ich schätze deine Freundschaft, aber du brichst mir den Arm.«
    Ihre Augen verengten sich. »Mein Herr, wollen Sie damit etwa sag'n, ich war zu schwer?«
    »Nein, nein, nichts dergleichen.« Irgendwo im Gebüsch ging Mudge einem körperlichen Bedürfnis nach und versuchte gleichzeitig, ein Lachen zu ersticken. »Eigentlich finde ich dich ziemlich anmutig.«
    »Anmutig.« Roseroar dachte über das Wort nach. »Das is hübsch. Gefällt mia. Wülste damit sag'n, daß ich 'ne hübsche Figur habe?«
    »Ich habe eigentlich noch nie einen Tiger gesehen, den ich nicht für attraktiv gehalten hätte«, gestand er durchaus ehrlich.
    Sie sah leicht enttäuscht aus, als sie sich von ihm herunterwälzte, »'s stimmt, was der Struwwelkopf meint. Du bis mindestens 'n halba Anwalt.«
    Jon-Tom rollte zur Seite und schüttelte den linken Arm, um den Blutzufluß wieder herzustellen, obwohl er sich zugleich davor fürchtete. Nadeln und Spitzen strömten in seine Nerven, und er biß die Zähne zusammen.
    »In meiner Heimatwelt habe ich tatsächlich ein bißchen Jura studiert. Hätte eines Tages vielleicht mein Beruf werden können.«
    »Bannsingen is besser«, grollte sie. »Anmutig?«
    »Klar.« Er setzte sich auf und begann, sich die Stiefel anzuziehen.
    »Nett. Ich glaub, ich mag dich, Mann.«
    »Ich mag dich auch, Roseroar.«
    »Anmutig.« Nachdenklich beschäftigte sie sich mit dem neuen Wort. »Wülste wissen, welches Wort ich für dich gefund'n hab?« Sie legte gerade ihre Rüstung an und überprüfte jeden Riemen auf seinen richtigen Halt hin. Sie grinste ihn an und offenbarte dabei zwölf Zentimeter lange Fänge. »Niedlich. Bis irgendwie niedlich.«
    »Oh.« Jon-Tom versuchte, seiner Stimme einen möglichst neutralen Klang zu verleihen, während er antwortete: »Das ist nett.«
    Mudge kehrte aus dem Gebüsch zurück und knöpfte sich seine Shorts zu. »'e, war auch immer der Meinung, daß du niedlich bist, Kumpel.«
    »Möchtest du gern, daß ich dir deine Barthaare den Hintern hochschiebe?« fragte Jon-Tom ihn leise.
    »Beruhig dich, Kumpel!« Irgendwie gelang es Mudge, sein Lachen zu unterdrücken. »Is wohl besser, wenn wir uns gen Westen auf den Weg machen. Wir 'aben sie zwar vorläufig abge'ängt, aber frü'er oder später werden die mißtrauisch werden, wenn sie keine Spuren von uns finden und im Süden keiner von uns erzählen kann. Dann werden sie woanders nach uns suchen.«
    Jon-Tom schnallte sich die Duar über die Schulter und nahm seinen Stab auf. »Geh du voran!«
    Mudge verneigte sich, und seine Stimme strotzte vor gespielter Unterwürfigkeit. »Wie Eure exaltierte Niedlichkeit befehlen.«
    Jon-Tom versuchte, ihm eins mit dem Stab überzubraten, aber der Otter war viel zu schnell für ihn.
    Sie brauchten mehrere Tage, bis sie an den äußeren Rand der Moore gelangten, eines riesigen und, soweit bekannt war, unbewohnten Landstrichs, der die westliche Grenze der Glockenwälder bildete und sich nach Süden bis zur Nordküste des Glittergeistmeers erstreckte. Nachdem sie einen Tag ins Innere der Moore marschiert waren, hielt Mudge es für sicher genug, zum ersten Mal seit ihrer Flucht aus der Stadt die südliche Richtung einzuschlagen.
    Der Transport über das Meer würde zum Problem werden. Dort wo das Meer auf den Südrand der Moore traf, gab es keine Häfen, und Jon-Tom mußte dem Otter darin zustimmen, daß es keine gute Idee gewesen wäre, nach Osten die Küste entlang zur Mündung des Tailaroam zurückzukehren. Denn Chenelska hielte mit Sicherheit in Häfen wie Yarrowl nach ihnen Ausschau.
    Was die Moore selbst anging, so wirkten sie zwar öde, aber nicht bedrohlich. Jon-Tom fragte sich, woher diese Gegend ihren allgemeinen schlechten Ruf bekommen haben mochte. Mudge konnte nur wenig dazu beitragen, den Schleier dieses Geheimnisses zu lüften. Er erzählte lediglich, die Gerüchte seien sich darin einig, daß niemand, der sie betrat, jemals wieder herauskäme - ein sehr wohliger Gedanke, dem sie sich hingeben

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