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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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als bloße Langeweile angesichts ihrer Umgebung, viel durchdringender, gefährlicher. Es war eine Gräue des Herzens, und sie bohrte sich auf unterschwellige Weise immer tiefer in ihr Denken hinein, um Entschlossenheit und Sicherheit zu zerstören, wo immer sie ihnen begegnete. Schließlich würde sie auch ihre Körper zerstören. Das Skelett war Beweis genug dafür. Was immer in sie eingedrungen war, war geduldig und schlau, viel zu berechnend, fiel Jon-Tom ein, um nur eine zufällige Auswirkung ihrer tristen Umgebung zu sein.
    Er versuchte, Begeisterung aufzubringen, um sich zu wehren, als er sich umdrehte und die Landschaft anschrie: »Wer bist du? Warum tust du uns das an? Was will s t du?«
    Er kam sich wie ein Narr vor. Und was noch schlimmer war: Er wußte, daß seine Gefährten möglicherweise glauben konnten, er drehe langsam durch. Doch sie sagten nichts. Jede empörte Skepsis wäre ihm willkommen gewesen. Doch statt dessen legte sich immer schwerer ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit über sie.
    In den Mooren rührte sich nichts. Einer Sache war er sich halbwegs sicher: Hier war keine Hexerei im Spiel. Dazu verlief alles zu langsam. Er mußte etwas unternehmen, aber er wußte nicht, was. Alles, was ihm einfiel, war der Gedanke, welche Ironie es darstellen würde, wenn sie nun, nachdem sie Malderpot überlebt hatten, hier an blankem Unsinn stürben.
    So war Jon-Tom sehr verwundert, als eine dumpfe Stimme plötzlich fragte: »Verstehst du es immer noch nicht?«
    »Wer hat da gesprochen?« Er wirbelte herum, um den Sprecher zu orten. Nichts rührte sich.
    »Ich.«
    Die Stimme kam von einem zweieinhalb Meter hohen Pilz zu seiner Linken. Der Hut des fleckigen Ockergewächses neigte sich ihm leicht entgegen.
    »Ich hätte es auch tun können«, sagte ein anderes Gewächs.
    »Oder ich«, stimmte ein drittes ihm zu. »Pilze«, sagte Jon- Tom mit unsicherer Stimme, »können nicht sprechen.«
    »Was?« meinte das erste Gewächs. »Schön, wir sind nicht sonderlich geschwätzig, aber das ist für uns auch ganz natürlich. Gibt ja auch nicht sehr viel, worüber man reden könnte, oder? Ich meine, das Leben ist nicht einfach nur langweilig, Mann, es ist öde. ö - d - e.«
    »Das kann man wohl sagen«, pflichtete der riesige Giftpilz ihm bei, gegen den Roseroar sich lehnte. Hastig rückte sie von ihm ab, wobei sie mehr Energie zeigte als in den letzten Tagen, um ihre Schwertknäufe zu packen.
    »Ich meine, denk doch nur mal drüber nach!« Wieder der erste Pilz, der sich zu so etwas wie einem Fungoidensprecher entwickelte. Jon-Tom konnte weder Lippen noch Mund erkennen. Die Worte, die Gedanken bildeten sich voll ausformuliert durch eine Art klammer Telepathie in seinem Geist. »Worüber sollten wir denn schon reden?«
    »Es gibt nichts, auf das es sich Zeit für eine Diskussion zu verschwenden lohnte«, stimmte ihm ein weiterer morchelartiger Pilz mit einem langen schmalen Hut zu. »Ich meine, man verbringt seine gesamte Existenz am selben Ort, sieht nie was Neues, nichts, was sich jemals bewegen würde. Was ist also dabei schon sonderlich aufregend? Etwa Sporen herzustellen?«
    »Au ja, toll!« bemerkte der Giftpilz. »Deshalb reden wir eben nicht. Weil ihr uns nie sprechen hört, glaubt ihr also, daß Pilze nicht reden können. Die Wanderwesen sind vielleicht Klugscheißer!«
    »Das spielt doch keine Rolle«, sagte der zweite Pilz. »Gibt doch sowieso nichts, was eine Rolle spielt. Vergebliche Müh.«
    »Moment mal!« Jon-Tom schritt auf den Sprecherpilz zu, wobei er sich etwas albern vorkam. »Ihr stellt irgend etwas mit uns an. Das habt ihr schon getan, seit wir ins Innere des Moors gekommen sind.«
    »Wie kommst du darauf, daß wir irgend etwas mit euch anstellen?« wollte der Sprecher wissen. »Warum sollten wir uns die Mühe machen, irgend jemandem etwas anzutun?«
    »Wir haben uns verändert, seit wir in dieses Land gekommen sind. Wir fühlen uns anders.«
    »Wie anders?« fragte der Giftpilz.
    »Deprimiert. Müde, verbraucht, nutzlos, hoffnungslos. Unsere ganze Sicht des Lebens ist verändert worden.«
    »Wie kommst du darauf, daß wir schuld sind?« fragte der zweite Pilz. »So ist das Leben eben. Das ist der ganz normale Zustand. Dafür kannst du uns doch nicht verantwortlich machen.«
    »Das ist nicht der ganz normale Zustand.«
    »In den Mooren schon«, widersprach der erste Pilz.
    Doch Jon-Tom blieb standhaft. »Es gibt hier irgendeine Telepathie. Wir haben euer Gefühl der Hoffnungslosigkeit aufgenommen,

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