Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
lange her, seit einer der Verzauberten zum letzten Mal den Vorschlag gemacht hatte, einen ihrer Gäste zum Abendessen zu vertilgen.
    »Ich muß euch etwas gestehen - das ist gar keine Magie, sondern Gymnastik.«
    »Nenn es, wie du willst«, erwiderte sie, »für uns ist es jedenfalls Magie. Wir sehen endlich wieder wie Verzauberte aus. Selbst ich«, fügte sie stolz hinzu. Sie machte eine tiefe Kniebeuge, um es unter Beweis zu stellen, etwas, woran sie noch fünf Tage zuvor nicht einmal im Traum hätte denken können. Natürlich tat sie es, während sie mitten in der Luft schwebte, was die Sache etwas leichter machte, doch war die Leistung nicht zu leugnen.
    »Ihr seid frei und könnt gehen«, teilte sie ihnen mit.
    Roseroar trat vor und schob vorsichtig eine Pranke vor. Die unsichtbare Feuermauer, die sie gefangengehalten hatte, war verschwunden und hatte nur noch ein kleines bißchen nachwirkender Hitze zurückgelassen. Mühelos trat die Tigerin über die winzige Steinmauer.
    »Unsere Dankbarkeit kennt keine Grenzen«, fuhr Grelgen fort. »Ihr habt gesagt, daß ihr zu uns gekommen seid, um Hilfe zu erbitten.« Sie vollführte eine niedliche kleine Pirouette in der Luft, entzückt von ihrer neugewonnenen Beweglichkeit. »Was war es, das ihr erfahren wolltet?«
    »Wir brauchen eine Wegbeschreibung, die uns zu einer bestimmten Stadt bringt«, erklärte Jon-Tom ihr. »Ein Ort namens Crancularn.«
    »Ach ja, ein sehr problematisches Ziel. Warum, das zu wissen obliegt mir nicht. Wartet hier.« Sie flog wie eine Wespe summend zum Dorf hinüber und kehrte einige Minuten später mit vier frisch abgespeckten Ältesten zurück. Sie nahmen auf der Mauer Platz und breiteten ein quadratisches Stück Pergament von etwa fünfzehn Zentimeter Kantenlänge aus. Es war das größte Stück beschriebene Unterlage, das das Dorf herstellen konnte. »Crancularn, hast du gesagt?« Jon-Tom nickte Grelgen zu.
    Sie rollte die Ärmel ihres burgunder- und limonenfarbenen Kleides hoch und wedelte beim Sprechen mit ihrem Stab über das Pergament. Das Blatt bog sich wie Laub im Wind und bebte noch weiter, als eine goldene Linie auf seiner Oberfläche sichtbar wurde und die Umrisse von Bergen und Flüssen, Pfaden und Wegen nachzog. Nicht einer davon führte auf direkter Strecke zu dem goldenen Karo, das hoch oben in der linken Ecke des Pergaments schimmerte. Grelgen beendete ihre Beschwörung. Das Pergament hörte auf zu beben, was den Ältesten gestattete, ihren Griff zu lockern. Jon-Tom nahm die frisch beschriftete Karte vom Gras auf. Sie fühlte sich warm an. Unweit eines kleinen Pfads leuchtete ein winziger Punkt.
    »Dieser Punkt zeigt immer an, wo ihr euch gerade befindet«, belehrte ihn Grelgen. »Er bewegt sich genauso wie ihr. Haltet euch stets an die Karte, dann könnt ihr euch nicht verirren.« Sie erhob sich auf durchsichtigen Flügeln, um neben seine Schulter zu schweben und mit dem Stab über die Karte zu fahren. »Siehst du? Von hier aus führt kein leichter, direkter Weg an euer Ziel.«
    »Wir haben gehört, daß Crancularn sich bewegt.«
    »Das stimmt. Das ist seine Eigenart. Aber die Karte wird euch schon dorthin führen, macht euch keine Sorgen. Dies ist die Kartographie dessen, was ist, und dessen, was sein wird. Es ist eine nützliche Fähigkeit, die wir allerdings nur selten anwenden. Uns gefällt es hier nämlich.«
    Jon-Tom dankte ihr, während er die Karte zusammenfaltete und sie sorgfältig in einer Tasche seines indigofarbenen Hemds verstaute.
    Grelgen schwebte näher heran. »Sag mir eins, Menschenmann. Warum willst du nach Crancularn?«
    »Um in dem Laden ›Irgends und Nirgends‹ etwas zu kaufen.« Sie nickte ernst. »Wir haben schon viele Gerüchte gehört«, fügte er hinzu. »Ist dieses Geschäft irgendwie gefährlich?«
    »Ja, das ist es. Zu seinem ungewöhnlichen Warenlager gehört auch ein großer Vorrat der Wahrheit. Das ist etwas, was die meisten Reisenden nicht suchen, sondern zu meiden trachten. Seid vorsichtig mit dem, was ihr dort kauft. Es gibt dort Zugaben und Ermäßigungen, die euch möglicherweise nicht sonderlich gefallen werden.«
    »Wir werden schon aufpassen«, versicherte er.
    Sie nickte feierlich. »Und hütet auch eure Herzen und Seelen. Viel Glück. Mensch, dir und deinen Gefährten. Wenn ihr auf dem gleichen Weg zurück kommen solltet, können wir euch vielleicht den Wolkentanz vorführen.« Sie blickte leicht wehmütig. »Vielleicht kann ich ja selbst auch daran teilnehmen.«
    »In der Luft

Weitere Kostenlose Bücher