Der Tag der Dissonanz
professionellen Diätberater habt, was?«
»Keine was?«
»Nein, natürlich nicht. Seht mal, all eure Probleme haben mit eurer Diät zu tun. Damit erklärt sich nicht nur euer unnatürliches Verlangen nach Proteinen, sondern auch eure, äh, unnatürlich rundliche Figur. Milch ist ja in Ordnung, aber der Rest von dem Zeug ist doch der reine Zucker. Ich meine, ich kann mir nicht mal vorstellen, wieviel Kalorien eine Tagesration Ambrosia enthält! Solange ihr fliegt, verbraucht ihr wahrscheinlich eine ganze Menge Dextrose, aber wenn ihr mit dem Fliegen aufhört, na ja, dann verstärkt sich das Problem nur noch.«
Einer der Ältesten hatte die ganze Zeit ungeduldig wartend hinter Grelgen gestanden und trat nun vor. »Wovon faselt dieser Mensch da?«
Grelgen schob ihn beiseite. »Ist egal.« Dann wandte sie sich wieder an Jon-Tom. »Was du da sagst, ergibt keinen Sinn, und selbst wenn es das täte, würde es keinen Unterschied machen, weil wir unser Verlangen nun einmal haben.« Sie schickte sich an, ihren Stab auf die zitternde Wahnwitz zu richten. »Hat keinen Zweck, sich zu verstecken, Mädchen. Komm raus, damit ich dich sehen kann.«
Jon-Tom beugte sich zur Seite in die Ziellinie. »Warte! Ihr müßt mich erst anhören. Versteht ihr das denn nicht? Ihr braucht nur eure Ernährungsgewohnheiten zu ändern, und schon verliert ihr euer Bedürfnis nach Proteinen.«
»Wir sind gar nicht daran interessiert, unsere Ernährungsgewohnheiten zu ändern«, sagte ein anderer Ältester.
»Wir mögen nämlich Nektar und Honig und Ambrosia.«
»Na schön, na schön«, sagte Jon-Tom aufgeregt, »dann gibt es nur eine einzige Lösung. Die einzige Möglichkeit euer Verlangen nach Protein zu reduzieren, besteht darin, all die Zusatzkalorien, die ihr angesammelt habt, zu verbrennen. Ihr müßt den Teufelskreis durchbrechen.« Er nahm die Duar wieder auf.
»Gebt mir wenigstens die Chance, euch zu helfen. Vielleicht schaffe ich es nicht durch Zaubersingen, aber es gibt ja noch andere Formen der Magie.«
»Nun denk mal gut nach, Mensch«, warnte Grelgen. »Meinst du etwa, wir wüßten nicht, daß wir da ein kleines Problem haben? Glaubst du vielleicht, wir hätten nicht bereits mit unserer eigenen Magie versucht, es zu lösen?«
»Aber keiner von euch ist Bannsänger.«
»Nein, das ist nicht unsere Art von Magie. Aber wir haben absolut alles probiert. Wir stecken in der Klemme. Dein Bannsingen kann uns auch nicht helfen. Uns kann nichts helfen. Wir haben mit allen Arten von Magie experimentiert, die uns Verzauberten bekannt sind, und auch mit denen der Zauberkundigen der Welt der Großen. Wir sind Gefangene unseres eigenen Stoffwechsels.« Sie krempelte sich die Ärmel hoch. »Und jetzt wollen wir uns nicht länger mit solchem Blödsinn aufhalten und zur Sache kommen, ja?« Wieder hob sie ihren Stab.
»Nur eine Chance, gabt mir doch wenigstens eine einzige Chance!« flehte Jon-Tom.
Sie drehte den Stab herum, um ihn gegen ihn zu richten, und er zuckte zusammen. »Ich warne dich, Freundchen! Wenn das irgendein Trick sein soll, dann wirst du noch vor ihr schmoren.«
»Es gibt eine Art von Magie, die ihr wahrscheinlich noch nicht versucht habt.«
Sie gab ein unanständiges Geräusch von sich. »Wurmschiß! Wir haben alles ausprobiert.«
»Sogar Aerobic?«
Grelgen öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Sie drehte sich um und beriet sich mit den Ältesten. Nervös wartete Jon- Tom ab.
Schließlich steckte sie wieder den Kopf aus dem Feenhaufen hervor und fragte beinahe zögernd: »Was soll denn das für eine merkwürdige Magie sein?«
Jon-Tom atmete einmal tief durch und erhob sich. Er legte die Duar beiseite und entkleidete sich bis zur Hüfte.
Roseroar kam zu ihm herüber und flüsterte ihm ins Ohr: »Sag mal, bereiteste gerade wieder so'n Trick vor, von dem ich besser vorher was wissen sollte? Soll ich meine Schwerta bereithalten?«
»Nein, Roseroar. Keine Tricks.«
Achselzuckend und kopfschüttelnd entfernte sie sich wieder. Jon-Tom begann damit, seine Arme wie Windmühlenflügel durch die Luft wirbeln zu lassen, um sich aufzuwärmen. Grelgen wich sofort einige Schritte zurück und hob drohend ihren Zauberstab. »Ihr braucht nur diese Magie zu lernen«, sagte er fröhlich. »Ein regelmäßiges Aerobicprogramm. Das wird euch nicht nur euer unnatürliches Verlangen nach Proteinen nehmen, sondern es dürfte euch auch eure alte aerodynamische Figur zurück geben.«
»Was soll das denn bedeuten?« wollte eine der
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