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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Honigrollen und Puddingspeisen und so?«
    Grelgen zögerte. Als sie antwortete, klang sie etwas verlegen.
    »Im Prinzip hast du tatsächlich recht. Es ist nur so, daß wir hin und wieder einfach dieses unwiderstehliche Verlangen bekommen, verstehst du? Und wer dann das Pech hat, sich in der Nähe aufzuhalten, endet eben auf der Dorfspeisekarte.« Sie blickte zu Wahnwitz hinüber und versuchte, einen Teil ihrer früheren Arroganz zurückzugewinnen. »Außerdem ist es oft recht hilfreich, gelegentlich im Blut einer Jungfrau zu baden.«
    Wahnwitz verdaute zunächst das Gesagte, dann brach sie zusammen und wälzte sich mit hysterischem Lachen auf dem Boden. Grelgen sah, wie dem hilflosen Mädchen die Tränen über die Wangen kullerten, grunzte und blickte über ihre Schulter. Jon-Tom folgte ihrem Blick.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Feenstadt war ein Haufen muskulöser, übergewichtiger Verzauberter damit beschäftigt, eine überdimensionale Holzschüssel einen Abhang hinunterzuschieben. Grelgens Stimme ließ sie innehalten.
    »Aufhören! Die Badezeremonie wird gestrichen.«
    Leise und keuchend fluchten die enttäuschten Schüsselbeweger und machten sich daran, ihre Last wieder ins Gestrüpp zurück zuzerren.
    »Du findest das wohl komisch, wie? Na schön, dann wirst du eben als erste auf dem Feuer enden anstelle der Wasserratte.«
    Das dämpfte Wahnwitz' Gelächter plötzlich.
    »Warum sie?« wollte Jon-Tom wissen.
    »Warum nicht sie? Schließlich ist sie bereits entfellt und gehäutet.«
    »O nein, das werdet ihr nicht tun.« Wahnwitz preßte sich mit dem Rücken gegen die kahle Granitwand, so weit von Grelgen entfernt, wie es ging. »Versuch bloß nicht, mich auch nur anzurühren! Ich zerquetsch dich wie eine Wanze!«
    Grelgen reagierte mit einem angewiderten Blick, schwenkte ihren Stab beinahe nachlässig durch die Luft und flüsterte etwas Unverständliches. Wahnwitz sprang von der Wand fort und griff sich ans Gesäß. Das Gestein war plötzlich glühendheiß geworden.
    »Solltest dich lieber damit abfinden, Mädchen«, sagte Grelgen. »Du stehst heute morgen auf der Speisekarte, und damit basta. Wenn mir irgend etwas gegen den Strich geht, dann ist es ein widerspenstiges Frühstück.«
    »Bitte«, bat Jon-Tom und ging auf die Knie, um ihrer Peinigerin besser ins Auge blicken zu können, »wir wollen euch doch gar nichts Böses. Wir sind nur in euer Land gekommen, um euch etwas zu fragen.«
    »Tut mir leid. Wie ich schon sagte: Wenn die Gier uns erst einmal überfällt, dann müssen wir einfach Fleisch haben.«
    »Aber warum ausgerechnet wir?« fragte Mudge. »In diesen Wäldern muß es doch jede Menge Echsen und Schlangen geben, genug, um euer ganzes Dorf damit durchzufüttern, nicht?«
    »Das Essen spaziert nicht einfach in unsere Gefangenschaft«, fauchte sie ihn an. »Und die Jagd lieben wir nicht. Außerdem veranstalten die Waldtiere keine widerrechtlichen Überfälle auf uns.«
    »Achje«, murmelte Mudge, »wie können so kleine Schädel nur so verdammt begriffsstutzig sein? Ich 'ab doch schon gesagt, daß das 'n Unfall war.«
    Grelgen starrte ihn schweigend an, während sie mit ihrem Stab gegen einen ihrer winzigen Glaspantoffeln schlug. Zerstreut bemerkte Jon-Tom, daß der Pantoffel für ihren nicht ganz so winzigen Fuß etwa drei Nummern zu klein war.
    »Jetzt macht mir keinen Ärger, ich habe auch so schon genug schlechte Laune.« Sie pfiff eine Gruppe von Helfern herbei, und diese schritten sofort durch den Torbogen auf Wahnwitz zu. Da der anfängliche Trotz des Mädchens verbraucht war, versteckte es sich hinter Roseroars Rücken. Jon-Tom wußte jedoch, daß sie das nicht retten würde.
    »Hört doch mal her«, sagte er verzweifelt und versuchte, Zeit zu gewinnen, während er sich seine Duar vor den Bauch schob und krampfhaft überlegte, was er singen sollte. »Ihr habt doch gesagt, daß ihr normalerweise gar kein Fleisch eßt, daß ihr dieses Verlangen nur gelegentlich habt, nicht wahr?«
    »Na und?« bellte Grelgen ihn unwirsch an. »Was eßt ihr denn normalerweise? Ich meine, bis auf das, was du mir schon erzählt hast?«
    »Milch und Honig, Nektar und Ambrosia, Pollen und Zuckersirup. Was sollten Feen denn wohl sonst essen?«
    »Aha, das ist es also! Hab ich's mir doch gedacht.« Plötzlich durchflutete ihn neue Hoffnung. »Was ist was?« fragte sie stirnrunzelnd. Er setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden und legte die Duar beiseite. »Ich vermute, daß ihr hier im Dorf wohl keine

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