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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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außerdem 'ätte es immer noch schreien können.«
    »Nicht unbedingt. Nicht, wenn Jalwar ihr eine Messerklinge an die Gurgel gehalten hat. Hör mal, ich geb ja zu, daß alles danach aussieht, als sei sie freiwillig mit ihm gegangen, aber bevor wir das nicht mit Sicherheit wissen, will ich sie auch nicht verurteilen. Sie muß so lange als unschuldig gelten, wie ihre Schuld nicht bewiesen wurde.«
    Mudge spuckte aus. »Noch so eins von deinen anderweltlichen Fehlkonzepten.«
    »Das ist nicht anderweltlich. Das ist eine universelle Wahrheit.«
    »Aber nicht in die s em Universum, o nein!«
    Roseroar ließ die beiden diskutieren, während sie selbst die Führung übernahm. Sie blickte gelegentlich zu Boden, um sicherzugehen, daß sie noch immer der richtigen Fährte folgten, und musterte eindringlich den Wald, um etwaige Anzeichen eines Hinterhalts aufzuspüren. Im Augenblick zog sie es vor, die beiden Streitenden zu ignorieren.
    Von Zeit zu Zeit gesellte sich Mudge zu ihr, um die Nase in den Boden zu versenken. Manchmal verschwand die Fährte der beiden in stehendem Gewässer oder vermischte sich mit den Spuren anderer Lebewesen. Doch Mudge fand sie immer wieder.
    »Müssen sofort abge'auen sein, als der letzte von uns eingeschlafen ist«, meinte der Otter am Nachmittag. »Schätze, die 'aben mindestens sechs Stunden Vorsprung, wahrscheinlich sogar noch mehr.«
    »Wir werden sie schon noch einholen.« Jon-Tom bewegte sich mühelos mit langen, geübten Schritten.
    »Vielleicht war dieses Frettchen gar nicht so alt. Vielleicht 'at der Knacker nur so getan«, warf Mudge ein.
    »Trotzdem werden wir sie einholen.«
    Doch der Tag verging, ohne daß sie das Mädchen oder den alten Händler zu Gesicht bekamen. Sie ließen Roseroar die Führung bei Nacht übernehmen, bis die sich daraus ergebenden zahllosen Beulen und Schrammen Jon-Tom dazu zwangen, eine Rast zu befehlen. Sie schliefen sehr unruhig und waren schon vor dem Morgengrauen wieder auf den Beinen.
    Bis zum Nachmittag hatten die Bäume kahlem Felsgestein und Strauchwerk das Land überlassen. Vor ihnen erstreckte sich von Horizont zu Horizont eine breite, hügelige Ebene aus gelben und braunen Tönen, die sich mit dem reinen Weiß des Gipsgesteins mischten. Es war eine hochgelegene Wüste, so daß die Hitze nicht ganz so erdrückend war, wie sie es hätte sein können. Es war einfach nur beängstigend heiß. Die Luft war still und windlos, und der seichte Sand zeigte deutlich Jalwars und Wahnwitz' Spuren.
    Das war auch gut so, denn der Sand konservierte die Witterung ihrer Jagdopfer nicht so gründlich wie feuchtes Erdreich, und Mudge hatte bald immer größere Schwierigkeiten, sie von den Fährten der Wüstenbewohner zu unterscheiden, als sie sich daran machten, die Ebene zu durchqueren.
    »Ich 'offe, du erinnerst dich noch gut genug an die Karte, Kumpel.«
    »Wenn ich nicht irre, ist das die Zeitvolle Wüste.« Mudge legte die Stirn in Falten. »Ich dachte immer, Wüsten wären zeitlos und nicht zeitvoll.«
    »Sieh nicht mich an. Ich habe sie nicht getauft.« Jon-Tom deutete auf eine niedrige Düne. »Die einzige Wasserquelle ist eine kleine Stadt mitten in der Wüste, sie heißt Rotfels. Die Wüste dehnt sich nicht sonderlich weit aus, aber sie ist groß genug, um uns umzubringen, wenn wir uns verirren sollten.«
    »Das ist wirklich 'n sehr beru'igender Gedanke, gleich am Anfang.« Der Otter blickte zu Roseroar empor. »Irgend'n Anzeichen von unseren Freunden, Hochschwanz?«
    Roseroar ließ ihren außerordentlich scharfen Blick über den Horizont schweifen. »Nichts als Sand. Hier rührt sich nichts.«
    »Kann ich auch keinem übelnehmen.« Er schüttelte den Sand von seinen Stiefeln.
    Am Morgen des nächsten Tages hatten sie die Berge schon weit hinter sich gelassen. Jon-Tom beschäftigte sich damit, nach einer Spur von Grün, einem Anzeichen von Feuchtigkeit Ausschau zu halten. Es erschien ihm unglaublich, daß das Land gänzlich unfruchtbar und kahl sein sollte. Selbst ein knolliger, matter Kaktus wäre eine willkommene Abwechslung für das Auge gewesen.
    Sie konnten nichts erkennen, was allerdings nicht bedeutete, daß in der Zeitvollen Wüste tatsächlich nichts existierte. Doch wenn es hier Leben gab, so gab es sich dem reisenden Dreiergespann zumindest nicht zu erkennen.
    Wieder war sich Jon-Tom sicher, daß sie Jalwar und Wahnwitz noch am selben Tag einholen würden, doch das geschah nicht - weder an diesem noch am darauffolgenden TagAm dritten Tag hieß

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