Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
Wissenschaften zeigte. Allerdings machte sich dort auch ihre klingonische Natur bemerkbar und kam unter anderem im Umgang mit den Lehrern zum Ausdruck.
Schließlich blieb B’Elanna nichts anderes übrig, als das Studium abzubrechen.
Doch vor einigen Monaten hatte B’Elanna Gelegenheit
bekommen, ihr klingonisches Erbe aus einem neuen
Blickwinkel zu sehen. Nach der Entführung durch die
Vidiianer wurde sie in zwei Selbsthälften aufgespalten, die eine klingonisch, die andere menschlich. Beide Teilpersonen wiesen positive und negative Eigenschaften auf – und beide blieben ohne die andere unvollständig.
Um den Entführern zu entkommen, mußten B’Elannas
Selbsthälften zusammenarbeiten und ein Ganzes bilden. Die menschliche Hälfte lernte dabei die Vorteile der klingonischen Ich-Aspekte schätzen, die ihren Mut und ihre Entschlossenheit stärkten.
Der Erste Offizier musterte sein Protege. »Das kaufe ich Ihnen nicht ab«, sagte er. »Als Sie in der Krankenstation saßen, nach der Ankündigung des Doktors, Sie wieder mit der klingonischen DNS zu verschmelzen…«
»Ich sprach davon, daß ich ohne sie unvollständig bin«, erinnerte sich die Chefingenieurin. »Ich wies darauf hin, daß ich mein klingonisches Selbst bewundere, wegen seiner Kraft und Tapferkeit.«
»Genau«, bestätigte Chakotay. »Sie meinten, sich nie mit der klingonischen Wildheit anfreunden zu können, aber Sie schienen wenigstens fähig zu sein, sich damit abzufinden.«
B’Elanna Torres hob und senkte die Schulter. »Und?«
»Warum sind Sie im Speisesaal Neelix gegenüber so grob gewesen? Er meinte es gut – wie immer. Und Sie behandelten ihn so, als hätte er Sie beleidigt.«
Torres seufzte. »Na schön. Vielleicht steckt mehr dahinter.«
Sie zögerte kurz. »Vielleicht liegt es an dem verdammten Feiertag.«
Zuerst wußte Chakotay nicht, was B’Elanna meinte. Dann fiel ihm ein, daß Neelix ebenfalls einen solchen Tag erwähnt hatte. »Feiertag?« wiederholte er.
Torres runzelte die Stirn. »Ja. Der Tag der Ehre. Er geht auf einen Zwischenfall vor hundert Jahren zurück. Damals riskierte ein Starfleet-Captain namens Kirk sein Leben, um einige Klingonen zu retten. Seitdem wird dieser Tag im Klingonischen Imperium gefeiert.«
Chakotay brummte. Er hatte natürlich von Kirk gehört – die Abenteuer jenes Mannes waren Pflichtlektüre an der Starfleet-Akademie. Und jetzt entsann er sich auch daran, irgendwo davon gelesen zu haben, daß Kirk einmal Klingonen gerettet hatte.
»Warum stellt dieser Tag eine Belastung für Sie dar?« fragte Chakotay.
B’Elanna sah ihn an. »Er wäre auch eine Belastung für Sie, wenn Sie Ihr ganzes Leben damit verbracht hätten, einen Teil Ihres eigenen Selbst zu verleugnen. Der Tag der Ehre hat mich immer daran erinnert, daß ich mich von allen anderen unterscheide, daß ich ein Außenseiter bleibe, ganz gleich, was ich auch unternehme.«
Chakotay musterte die Chefingenieurin und begann zu
verstehen.
»Damit noch nicht genug«, fuhr B’Elanna fort. »Meine Mutter wollte immer, daß ich den Tag der Ehre damit
verbringe, über seine Bedeutung nachzudenken. Häufig habe ich die erste Gelegenheit genutzt, um fortzulaufen, und immer hatte ich Pech dabei. Anders ausgedrückt: Meistens geschah etwas Gräßliches. Als Sechsjährige fiel ich außerhalb der Kolonie in ein tiefes Loch. Man schickte eine Suchgruppe aus, die mich erst nach Sonnenuntergang fand, als die Temperatur weit unter den Gefrierpunkt gesunken war.«
Chakotay schnitt eine Grimasse, als er sich das vorstellte.
»Keine besonders angenehme Kindheitserinnerung, nehme ich an.«
»Es kam noch schlimmer«, sagte B’Elanna. »Als Achtjährige spielte ich an Kontrollen einer Sensorphalanx herum, als mich niemand beobachtete. Ich veränderte den Einstellwinkel eines einzigen Datenkollektors – kaum der Rede wert, oder? Woher sollte ich wissen, daß ein beschädigtes Schiff einen Notruf sendete, den wir aufgrund des verstellten Kollektors nicht empfangen konnten?«
Der Erste Offizier ächzte leise. »Wurde die Crew gerettet?«
B’Elanna nickte. »Ja, aber erst nach einer ganzen Weile – als jemand die falsche Einstellung des Datenkollektors bemerkte und sie korrigierte. Meine Mutter zog mir damals ordentlich die Ohren lang.«
Inzwischen verstand der Erste Offizier, doch B’Elanna war noch nicht fertig.
»Als Neunjährige schloß ich mich versehentlich in einem Lagerraum ein«, sagte sie. »Im Alter von elf Jahren verlor ich fast ein
Weitere Kostenlose Bücher