Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

auf, liefen zusammen, wurden zu einem Netz, in dem die Pferde hilflos gefangen waren. Vor tausend Jahren hatten die Feinde Leuchmadan vom Quell seiner Macht getrennt, bevor der Zauber vollendet war. Diesmal geschah das nicht.
    In vollem Galopp ritten die Pferde in die Falle. Ihre Hufe gerieten in die Lücken, sie strauchelten. Manch ein Ross brach bis zu den Knien in den Boden ein. Die Reiter, die die Bedrohung zwischen dem kümmerlichen Bewuchs und in dem aufgewühlten Staub viel zu spät bemerkten, wollten noch ausweichen, darüberspringen oder ihre Tiere zügeln. Doch die Pferde ritten ineinander hinein, und die Reiter wurden abgeworfen. Knochen brachen. Ritter wurden in ihrer Rüstung zermalmt. Schreie ertönten, und am Ende waren da nur noch eine Hand voll Pferde und ein paar Reiter, die unsicher über den löchrigen Boden schwankten und sich zur Flucht wandten.
    Aldungan ließ seine Armbrustschützen anlegen. Sie waren nicht ausgebildet, und sie sahen ihr Ziel nicht, weil sie über die vordersten Reihen ihrer Verbündeten hinweg blindlings in die Luft schießen mussten. Aber Aldungan hatte die Entfernung gut gewählt, und er hatte Tausende von Schützen. Ihre Bolzen sausten in das zersprengte Reiterregiment. Sie trafen den Boden und Ritter und Pferde, Tote und Verletzte und auch ein paar der wenigen, die noch standen.
    In der Zwischenzeit war die Masse von Aldungans Heer weiter voranmarschiert und zog nun, ohne auf Widerstand zu treffen, über das hinweg, was vom Vorstoß der Kataphrakten geblieben war.
    Aldungan atmete durch. Sein Kopf prickelte. Es war ungewohnt, so viel Macht zu lenken, es war anstrengend, die Magie auf so ungewohnte Weise wirken zu lassen. Aber es war noch nicht vorbei. Die Bitaner hatten ihren König verloren und damit jede Möglichkeit für einen schnellen Wechsel der Strategie. Die Fürsten und Generäle von zwei Dutzend Fürstentümern und Volksgemeinschaften würden sich von nun an abstimmen müssen.
    Aber ihre Truppen waren geschult und das Offizierskorps war durchaus in der Lage, taktisch zu reagieren. Und während seine eigenen Truppen die Bitaner niederringen mussten, würde Aldungan sich den bitanischen Akademiezauberern stellen.
    Der Nachtalb lächelte wieder.
    Er gebot über Leuchmadans Kästchen und über die Macht von tausend Jahren, die sich darin angesammelt hatte. Er würde den Eindringlingen zeigen, dass auf dem Boden der Grauen Lande nur einer Magie wirkte! Er sehnte sich danach, wieder in die Essenz des Landes einzutauchen. Es war ungewohnt und anstrengend, aber es fühlte sich richtig an.
    Er fühlte sich richtig an, wenn er es tat.
    Er fühlte sich wie Aldungan, der Gott der Grauen Lande.

26. K APITEL:
A KKLAMATION

    Die Knochenmesser … Darnamur hat den Namen seiner Organisation mit Bedacht gewählt. Denn waren es nicht die Knochenmesser, mit denen alles seinen Anfang nahm?
    Von jeher waren die Gnome die Kundschafter der Grauen Lande. Sicher, sie wurden schon immer auch als Attentäter eingesetzt. Vor allem Darnamur hatte sich dabei einen Namen gemacht. Aber die Gnome mussten sich stets entscheiden: Wollten sie ihre besonderen Fähigkeiten nutzen und sich klein machen oder wollten sie eine vernünftige Waffe mitnehmen?
    Erst das Knochenmesser erlaubte ihnen, beides zu tun.
    Nachdem es erst einmal eingeführt war, verbreitete sich das Knochenmesser rasend schnell unter allen Gnomentruppen der Fei. Es war kein Zufall, dass es zu einem Symbol wurde: Diese Waffe machte die Gnome von Spähern zu Meuchelmördern. Und das veränderte nicht nur ihre Einsätze, es veränderte ihr Denken. Es veränderte das Selbstbild unseres Volkes.
    Also wäre es zu einfach, wenn ich sagen würde, ich hätte mit all dem nichts zu tun gehabt. Darnamur hat seine Partei nach dem Knochenmesser benannt, wegen all dem, was diese Waffe für die Gnome bedeutet. Und ich war derjenige, der diese Waffe erstmals eingeführt hat. Trage ich letztlich also nicht doch die Verantwortung für die Art und Weise, in der diese Revolution durchgeführt wurde?
    W ITO , DER G NOM ,
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    Die Bitaner rückten dichter zusammen und hielten die Stellung. Schwerbewaffnete traten in die ersten Reihen und schlossen einen Schildwall. Die bitanischen Schützen formierten sich dahinter.
    Audan schwebte auf seiner Libelle über dem Aufgebot der Menschen von Daugazburg und begleitete den Vorstoß. Es war anstrengend. Er flog von einem Hauptmann zum nächsten und überbrachte die Nachrichten,