Der Tag der zuckersueßen Rache
Ansichten bezüglich des Frühstücks der anderen?«
»Was die anderen essen, ist mir ziemlich piepegal, Chucko.«
»Ich schwöre dir, hier drin ist ein roter Dinosaurier. Sag Mum,
dass da ein roter Dinosaurier drin ist.«
»Mum, Kevin sagt, wir anderen sind ihm piepegal, und Jess sucht
einen roten Dinosaurier.«
»Charlie, frag Jess, ob sie vier Jahre alt ist, und sag deinem Vater,
dass seine Krawatte zu diesem Hemd einfach lächerlich aussieht.«
»He, was hast du gegen diese Krawatte? Mir gefällt sie. Du hast
sie mir doch geschenkt. Dir gefällt die Krawatte also auch! Was
hast du plötzlich gegen sie?«
Wie Du siehst, hat mein Dad unseren Kommunikationsstau gesprengt, um seine Krawatte zu verteidigen.
Ich habe Brian gefragt, ob ich auf der Wache vorbeikommen und
eine Aussage über die Tussi am Telefon machen soll, damit die
Polizei sie schneller findet. Und ob ich ihnen vielleicht einige
Vorschläge machen soll, wie man bei künftigen Streichen dieser Art vorgehen könnte. Zum Beispiel finde ich, dass in allen Schulsekretariaten Fangschaltungen installiert werden sollten. Wenn ich so eine Fangschaltung hätte aktivieren können, hätte man den Scherzbold während des Gesprächs zurückverfolgen können. Allerdings hätte ich dazu merken müssen, dass es sich bei der Tussi um einen Scherzbold handelt, was nicht der Fall war. Brian meinte nur, ich solle mich verziehen und nicht so ein erbärmliches Weichei sein.
Bis dann
Charlie
CHARLIE,
DAS IST WIEDER EIN LEERER UMSCHLAG .
MIT FREUNDLICHEN GRÜSSEN
EMILY
PS: ICH LEGE DESHALB EINEN ZETTEL MIT DIESEM HINWEIS BEI, DAMIT DU DAS GANZE ELEND DIESER LEERE SPÜRST. DER ZETTEL MINDERT IN KEINSTER WEISE DIE LEERE DIESES UMSCHLAGS.
Liebe Emily,
ich finde schon, dass der Umschlag dadurch etwas weniger leer ist, aber ich will jetzt nicht mit Dir über Details streiten. Wie lange willst Du mir eigentlich noch leere Umschläge schicken? Ich werde gleich die Schule verlassen und auf meine tägliche Pizza verzichten, um zur Polizei zu gehen, egal, was Brian sagt. Ich finde, sie haben die Pflicht, Leute zu stoppen, die sich solche billigen Streiche ausdenken – wenn wir ständig wegen Gaslecks in Schulen ohne Gas raus auf den Sportplatz müssen, könnte das das Ende jeglicher Erziehung bedeuten. Und damit auch das Ende der Zukunft. Willst Du wissen, wie es bei der Polizei war, oder soll ich lieber aufhören, Dir zu schreiben?
Charlie
CHARLIE,
NOCH EIN LEERER UMSCHLAG. DAS WIRD MEIN GANZES LEBEN LANG
SO WEITERGEHEN, WENN ES SEIN MUSS.
EMILY
PS: BITTE ERZÄHL MIR, WAS PASSIERT IST, ALS DU WEGEN DES GASLECKS ZUR POLIZEI GEGANGEN BIST. TROTZDEM HAST DU VON MIR NICHTS ALS KUMMER UND LEID ZU ERWARTEN.
Liebe Emily,
ich frage mich, was ich tun kann, um jemals etwas anderes als Kummer von Dir geschickt zu bekommen. Ich bin schon ganz depressiv, weil Du mir ständig Kummer und Leid schickst. Es ist wie eine zusätzliche Last in meinem sowieso schon schweren Leben. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich etwa zwei Jahre alt war und meine Mutter mich abends mal mit meinem Bruder Brian allein zu Hause gelassen hat – ich habe Dir ja gesagt, dass ich ein superphänomenales Gedächtnis habe. Brian muss damals et wa zwölf oder dreizehn gewesen sein und er hat mich vergessen und den ganzen Abend lang ferngesehen. Oh Mann, und da saß ich, gefangen in Brians Zimmer, wo er mich vergessen hatte, und zu klein, um die Tür zu öffnen. Ich war hungrig, mir war kalt und irgendwann hörte ich nur noch meine Stimme, die mit aller Kraft schrie: »LASS RAUS! LASS MICH RAUS!«, wovon ich schreckliche Kopfschmerzen bekam. Und mir war so furchtbar übel von Brians miefenden Turnschuhen, dass ich es kaum beschreiben kann. Das war ein wirklich schrecklicher Moment im meinem Leben. Aber jetzt fühlt sich mein Leben sogar noch schlimmer an. Zum Beispiel habe ich heute meine Erdkundearbeit zurückbe kommen, bei der ich mir echt Mühe gegeben hatte. Ich habe nur eine Fünf bekommen und der Lehrer hat daruntergeschrieben: Tolle Leistung, Charlie, Du hast Dich mal wieder selbst übertroffen! Ich finde, Lehrer sollten wirklich nicht dermaßen sarkastisch und kritisch sein. Zweites Beispiel: Als ich zur Polizei ging, ist rein gar nichts pas siert. Brian war da und er ließ mich erst mal zwei Stunden warten, sodass ich diese superkrasse Autostuntshow verpasste, die ich mir eigentlich anschauen wollte und die jetzt schon weiter nach Melbourne
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