Der Tag der zuckersueßen Rache
entschuldigt mich; ich muss kurz ein Selbstgespräch führen: LIEBE EMILY DER ZUKUNFT! WAGE ES NICHT, ALLERGISCH GEGEN SCHOKOLADE ZU SEIN, UND WENN DU ES BIST, EMILY, ISS TROTZDEM WELCHE! ISS TROTZDEM WELCHE UND NIMM EINE SCHMERZTABLETTE GEGEN DIE KOPFSCHMERZEN!! Gut. O.k., also, ich wollte nur sagen, dass ich Euch beide liebe, und zwar sehr, und dass ich davon überzeugt bin, dass wir immer beste Freundinnen sein werden. Ich glaube nicht, dass wir uns darum Sorgen zu machen brauchen. Tatsache ist, Mädels der Zukunft, falls wir heute keine besten Freundinnen mehr sein sollten, können wir auch gleich vom Balkon springen, anstatt dazusitzen und mit unseren Zehen zu wackeln. Ich weiß wirklich nicht, was ich hier schreiben soll; schließlich besteht das wahre Problem doch darin
Ich werde nun versuchen herauszufinden, worin das wahre Problem besteht. Das wahre Problem besteht darin, dass Cass uns alles erzählen sollte, damit wir endlich in ihren Kopf sehen können. Dann hätte die Sache vielleicht nicht damit geendet, dass sie alleine im Wäldchen sitzt. Ich glaube einfach, wenn wir alle immer vollkommen wir selbst sind, dann wird es uns allen gut gehen. Ich bemühe mich wirklich sehr, ich selbst zu sein, und konzentriere mich und so, aber ich weiß nicht genau, ob ich wirklich ich selbst bin oder ob mein Ich gut genug ist oder
Du meine Güte. Ich weine. Ich kann es nicht glauben. Ich sitze im Deutschunterricht und weine heimlich. Daher kommt auch dieser Fleck: Das ist eine Träne von mir. In der Zukunft werden sie aus der DNA dieses Tränenflecks eine kleine Baby-Emily klonen können.
O.k., ich werde mich jetzt mehr bemühen, meinen Auftrag zu erfüllen: Wovor habe ich Angst? Ich habe Angst davor, dass Charlie mich nicht mag. Ich habe Angst, dass ihm vielleicht nicht gefällt, wie ich aussehe. Ich habe ein Foto von ihm gesehen, bevor ich ihn getroffen habe, deshalb wusste ich, wie er aussieht. Er ist echt süß. Seine Haare haben die gleiche Farbe wie Crème Brulée. Manchmal fühle ich mich richtig hübsch. Doch dann erhasche ich zufällig einen Blick auf mich und mir wird klar, dass mein Gesicht zu rund ist. Ich finde mich nicht dick, aber ich fürchte, vielleicht hart an der Grenze zum Dicksein zu sein. Um die Grenzüberschreitung zu verhindern, mache ich hin und wieder Sport. Früher habe ich manchmal gedacht, dass Cassie niemals unglücklich sein wird, weil sie so dünn ist, aber ich habe gelernt, dass das nicht stimmt. Ich habe Angst, dass Charlie dieses Mädchen an seiner Schule, diese Christina, wirklich mag. Und hier kommt eine Botschaft an meine Freundinnen der Zukunft: FINDET CHRISTINA UND TÖTET SIE. Mir ist gerade etwas Erstaunliches durch den Kopf gegangen: Gestern Abend im Blue Danish Café haben wir doch ein Mädchen namens Christina von der Brookfield High getroffen. »Christina«, musste ich plötzlich denken. Christina! Denn WAS WÄRE, WENN DIESE CHRISTINA DIE CHRISTINA IST, DIE CHARLIE MAG?! Es könnte sein, wisst Ihr. Sie war wunderhübsch, kein Zweifel. Und da saßen wir, redeten mit ihr und vergeudeten wertvolle Zeit, während wir direkt zum Wäldchen hätten gehen sollen, um Cassie zu retten, meine arme, kleine Cassie, die im Regen unter einem Baum saß. Gleich fange ich wieder an zu heulen. Es ist allein Christinas Schuld, dass Cassie da im Regen saß.
Zum Schluss möchte ich Dir noch danken, Cassie, weil Du mir am nächsten Morgen eine SMS zurückgeschickt hast. Falls Du Dich erinnerst, ich hatte Dir gestern eine SMS geschickt und gefragt:
Alles o.k.?«
Heute hast Du mir einen Smiley zurückgeschickt. Ich weiß, wie
sehr Du Smileys hasst, deshalb weiß ich, dass Du es nur meinetwegen getan hast, und das zeigt, wie lieb Du bist.
Cassie: Ich finde, Du hast wirklich nichts als Freundlichkeit und
die folgenden Smileys verdient. Obwohl Du sie hasst. Aber vielleicht hat sich das ja in der Zukunft geändert. ☺☺☺☺☺☺☺☺
Unterschrieben und versiegelt von
Emily M. A. Thompson
Emily Melissa-Anne Thompson
(Tut mir leid, dass es mehr als eine Seite geworden ist)
*
Lydias Geheimauftrag
Meine größte Angst ist es, meine Freundinnen zu verlieren. Ich
habe das Gefühl, als hätten wir Cassie verloren, und ich will sie
zurück.
Am meisten interessiert mich, was dieser Typ zu Cassie gesagt
hat, dass sie im Regen sitzen blieb und weinte.
Ich möchte, dass sie es uns erzählt, damit wir ihr helfen können.
Und damit wir den Kerl finden und ihn umbringen können.
*
Cassies
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