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Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Moriarty
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Geheimauftrag
    Hey Lyd und Em. Schön, Euch in der Zukunft zu sehen.
Danke, dass Ihr mich letzte Nacht gesucht habt. Vielleicht würde
ich immer noch da hocken, wenn Ihr mich nicht gefunden hättet.
Ihr seid zwei echt verrückte Hühner.
Ich weiß, dass Ihr eigentlich gar nicht wissen wollt, wovor ich
    Angst habe. Ihr wollt wissen, was mit Matthew im Wäldchen passiert ist, und es tut mir leid, dass ich es nicht laut aussprechen kann. Ich habe den Verdacht, Lydia, dass Du Dir diesen Geheimauftrag nur ausgedacht hast, damit ich aufschreibe, was passiert ist, und so vielleicht mein Nicht-reden-können-Bann gebrochen wird und ich es Euch doch erzähle. Ich glaube aber nicht, dass das funktioniert. Tut mir leid. Aber ich werde es Euch auf Papier erzählen, weil es in zehn Jahren vermutlich nicht mehr so wichtig sein wird. Im Moment komme ich mir dagegen ziemlich dumm vor. Weil ich so leicht reinzulegen war.
    Matthew Dunlop war mein Brookfield-Brieffreund. So viel wisst Ihr ja schon. Und da Ihr herausgefunden habt, dass es niemanden mit diesem Namen an der Brookfield High gibt, hat er vermutlich einen falschen Namen verwendet. Am Anfang war er ziemlich merkwürdig, aber dann wurde er allmählich freundlicher und offener. Haha. Ich fühlte mich so erwachsen, während er mir schrieb. Als wäre er jemand, dem ich helfen könnte und der vielleicht eines Tages mir helfen würde. Ich glaube, ich war sogar ein bisschen in ihn verknallt. Er jedenfalls hat definitiv mit mir geflirtet. Und ich habe spätabends an ihn gedacht. Mir unsere Gespräche vorgestellt und wie er vielleicht meinen Arm berührt, während er spricht. Tatsächlich waren wir vorher schon mal verabredet gewesen – am letzten Schultag vor den Ferien, und Lydia, es tut mir echt leid, dass ich an diesem Abend nicht ins Blue Danish kam. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich Dich versetzte, aber aus irgendeinem Grund musste ich einfach im Wäldchen bleiben. Damals kam er nicht und ich glaube, etwas in mir fragte sich damals schon: Mann, Cassie, kannst du diesem Typ überhaupt trauen?
    Aber der Rest von mir wollte so gerne glauben, dass er ein neuer
Freund sei.
Vielleicht sogar mein Freund.
Ich bin ja so eine dämliche Kuh!
Jedenfalls lungerte ich im Wäldchen herum, bis es verdammt
spät war, elf Uhr oder so, und stockdunkel und eiskalt.
    Gut, ich werde einfach ganz schnell weiterschreiben und vielleicht schreibt dann der Stift die Worte für mich.
Matthew, oder wie auch immer er heißt, sagte mir, er sei da gewesen und dass wir uns verpasst hätten. Jetzt wird mir klar, dass
er vermutlich damals schon vorhatte, was er gestern Abend getan hat, aber wieder ging, als er sah, dass ich mich zur vereinbarten Zeit mit Liz Clarry unterhielt.
Auf das Treffen mit ihm gestern habe ich mich wahnsinnig gefreut. Ihr habt es bestimmt gemerkt. Ich war ganz nervös und albern.
Ich vergaß, einen Regenschirm mitzunehmen, so nervös war ich.
Ich hatte also nur meine Regenjacke an, aber ich dachte, wir würden uns treffen und dann sofort mit dem Bus nach Castle Hill fahren.
Ich stand da, einen Ordner voller Unterlagen von meiner Mutter
unterm Arm, und suchte unter den Zweigen Schutz, während ich
überlegte, wie bescheuert es aussehen musste, wie ich da stand
und immer nasser wurde.
Da hörte ich ihn mit so einer fiesen, schmierig-freundlichen
Stimme nach mir rufen: »Cassie Aganovic, bist du das?« Ich drehte mich um, sah aber niemand.
Und auf einmal stand er da, ein paar Meter von mir entfernt – er
kam aus einer Richtung, aus der ich ihn nicht erwartet hatte. Er
war größer, als ich gedacht hatte – aus irgendeinem Grund hatte
ich durch seine Briefe das Bild von einem kleineren Jungen im Kopf. Er hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen, fast bis zu den Augenbrauen, und hielt einen schwarzen Regenschirm in der Hand. Ich sagte: »Hallo, dann bist du also Matthew.« Es war dunkel und laut, weil der Regen auf seinen Schirm trommelte und die Bäume um uns herum im Wind knarzten. Ich glaube, ich spürte gleich, dass etwas nicht stimmte, weil er genau sehen konnte, wie nass ich war, und mir trotzdem nicht anbot, unter seinen Schirm zu kommen. Stattdessen hielt er sich den Schirm ganz dicht über den Kopf, sodass ich sein Gesicht kaum sehen konnte. Aber gleichzeitig kicherte er so komisch und ich dachte, vielleicht ist er einfach nur schüchtern. Ha. Dann legte er sich die Hand flach auf den Mund, klopfte mit einem Finger nachdenklich an seine Nase und

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