Der Tag der zuckersueßen Rache
Die Sache ist die, Charlie, Du weißt, was ich sagen will, auch
wenn ich ab und zu mal die Worte verwechsle, und wichtiger
noch, ICH weiß, was ich sagen will.
Also halt die Klappe.
Es ist so kalt heute, dass ich den Stift nicht mehr weglegen kann.
Er ist an meinen Fingern festgefroren.
Gruß Emily
PS: Wollen wir mit dem Übungsprogramm fortfahren? Ich hoffe doch. Als Nächstes würde ich den Punkt »Wie schaue ich einem Mädchen tief in die Augen« vorschlagen. Wann hast Du Zeit?
Liebe Em,
glaubst Du nicht, dass irgendwann jemand den Präsidenten auf seinen Pfannkuchen-Fehler hingewiesen hat? Vielleicht hat jemand, als er das nächste Mal einen Apfelpfannkuchen aß, zu ihm gesagt: »Hey, Mr President, wie schmeckt Ihnen der Berliner?« Denn wenn ihn niemand darauf hingewiesen hätte, wäre er vielleicht jedes Jahr wiedergekommen und hätte den gleichen Fehler gemacht und am Ende hätten die Leute dann nicht mehr gejubelt. Ich bin gestern Nachmittag zufällig an Deiner Schule vorbeigekommen, für den Fall, dass ich Dich vielleicht dort treffe und »Eine zufällige Begegnung mit einem Mädchen« üben kann. Ich war früher dran als sonst, weil der Sportunterricht wegen Regen ausgefallen war. Du warst noch nicht da, aber ich hörte, wie Eure Schulglocke zum Unterrichtsschluss läutete, gefolgt von mehre ren Durchsagen Eures Lautsprechers. Und dann hörte ich eine ganz bestimmte Durchsage, und KAAZONG (das ist das Geräusch meines superphänomenalen Gedächtnisses). Also, KAAZONG machte mein superphänomenales Gedächtnis. Erinnerst Du Dich noch an diese Tussi, die letztes Trimester we gen einer angeblichen Gasexplosion bei meiner Schule anrief, woraufhin ich mich total zum Affen machte, weil ich den Schul alarm auslöste und so? Und worauf ich dann die beste Autoshow der Welt verpasste? Erinnerst Du Dich, dass ich eine Ansage im Hintergrund des falschen Telefonats hörte, die mir auffiel und die meiner Erinnerung nach folgendermaßen lautete: »Würden alle [blablabla blablabla], die [blablabla] Ohren und des Balkans aufhalten, sich bitte sofort [blablabla] frommen und das Leben der anderen.«
Tja, ich stehe also vor Deiner Schule und höre folgende Durchsage aus Eurem Schullautsprecher: »Würden alle Schüler, die auf den Emporen und den Balkonen herumklettern, bitte sofort herunterkommen. Ihr gefährdet nicht nur euch selbst, sondern auch das Leben der anderen.« KAAZONG , wie gesagt, macht mein Gedächtnis, und setzt einen Hyperlink zwischen diese beiden Ansagen. Das Mädchen hat von Deiner Schule aus angerufen, Emily! Ich weiß es. Und aus irgendeinem Grund, den ich nicht verstehe, klettern die Leute an Deiner Schule auf irgendwelchen Emporen und Balkonen herum. Aber die Frage ist: Warum würde jemand von Deiner Schule unserer Schule einen solchen Streich spielen? Vielleicht könntest DU mir helfen, diese hinterhältige Kuh zu finden, die bei uns angerufen hat, so wie ich versucht habe, den fiesen Matthew Dunlop für Dich zu finden. Interessiert?
Bis dann
Charlie
Hey Em,
Du hast schon seit Tagen nicht mehr geschrieben. Alles ok. bei
Dir? Ich war gestern wieder vor Deiner Schule und habe gewartet, aber vielleicht hast Du keine Lust mehr auf unser Programm?
Vielleicht gehst Du mir aus dem Weg? Ich schwöre, ich werde nie
mehr vor Deiner Schule warten, wenn Du nicht willst. Es ist sowieso sch...kalt.
Da bleibe ich lieber daheim und kicke Steinchen.
Bis dann
Charlie
Lieber Charlie,
also, Lyd und ich hatten ein geheimes Treffen, um über die Rache
an Paul Wilson zu reden. Es dauerte mehrere Stunden und das resul-tàt war Folgendes:
1] Lyd denkt, um uns an Paul Wilson zu rächen, sollten wir herausfinden, was er am liebsten hat auf der Welt, und es ihm dann wegnehmen.
2] Lyd hat bestätigt, dass das, was Paul Wilson am meisten auf der Welt liebt, seine wunderschöne Freundin ist: Christina Kratovac.
3] Also müssen wir dafür sorgen, dass Paul Wilson seine Christina loswird.
4] Es ist allgemein bekannt, dass Du jemand bist, der Christina sehr mag, und (meiner professionellen Einschätzung nach) mehr als qualifiziert bist, einem Typen das Mädchen wegzunehmen.
5] Deshalb fordere ich Dich hiermit auf, Dich an Christina ranzumachen und sie Paul Wilson auszuspannen.
6] Bitte informiere mich, sobald sie Deine Freundin ist.
Und, Charlie, ich würde Dir wirklich sehr gerne dabei helfen, das Mädchen zu finden, das Euch den Telefonstreich mit der Gasexplosion gespielt hat.
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