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Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Moriarty
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Weißt Du, wenn ich so darüber nachdenke, bin ich fast sicher, dass es Bindy Mackenzie war. Das würde zu ihr passen. Ich werde richtig gemein zu ihr sein, deinetwegen, und Du wirst die Sache vergessen und Dich wieder auf Dein Leben konzentrieren, ja? Gut.
    Mit besten Wünschen
Emily
     
     
    Liebe Emily,
ich weiß, Du hasst es, wenn man Dich verbessert, aber meine Gü te, Du meintest doch »Resultat«, nicht wahr? Und nicht resul-tàt. Es ist nicht nötig, alles in eine andere Sprache zu übersetzen, weißt Du. Willst Du wirklich, dass ich mich an Christina ranmache? In letzter Zeit habe ich immer wieder darüber nachgedacht, ob ich die Sache nicht lieber bleiben lassen soll. Außerdem, wollten Du und ich uns nicht zuerst tief in die Augen schauen? Sonst weiß ich ja gar nicht, wie ich das bei Christina machen soll. Und mein Steine-kicken? Immer noch ziemlich katastrophal.
    Viele Grüße
Charlie
    PS: Wieso denkst Du, dass Bindy Mackenzie die Anruferin war? Es klingt eher so, als könntest Du sie allgemein nicht leiden, weil sie sich wegen Matthew Dunlop und dem Trompetespielen irrte. Aber ist das wirklich Bindys Schuld? Vielleicht wollte sie einfach nur nett zu Cassie sein?
     
     
    Lieber Charlie,
kannst du bitte, bitte aufhören, mich zu belehren? Danke. Ich finde das wirklich moralisch verderblich. Und außerdem fühlt es sich so an, als würdest Du nicht wollen, dass ich ICH bin. Außerdem liegst Du bei vielem ganz falsch, Charlie. Zum Beispiel sagst Du, ich könnte Bindy nur deshalb nicht lei den, weil sie sich geirrt hat. Nein! Es gibt jede Menge Gründe, warum ich Bindy nicht leiden kann: Zum einen hat sie eine schreckliche hohe Stimme. Dann hat sie heute auch noch einen Pickel an der Nase und scheint es nicht mal zu merken. Zumin dest hat sie ihn nicht ausgedrückt, obwohl er aussieht wie ein Tomatenkern, und das erweckt in mir den Eindruck, dass sie ihn noch gar nicht bemerkt hat. Zweitens hast Du geschrieben, es sei »nicht nötig, alles in eine andere Sprache zu übersetzen«. Tja, BIIIEP (das war die Hupe, die bei einer falschen Antwort ertönt). Es ist IMMER NOTWENDIG, ALLES ZU ÜBERSETZEN. Das weiß ich, weil Lyd und ich gestern bei Cass im Wohnzimmer saßen, als Cass’ Mutter auf ihrem Heimtrainer trainierte. Sie rannte auf dem Gerät vor sich hin und rührte sich dabei nicht von der Stelle, wie das eben so ist bei Heimtrainern, während ihr der Schweiß tropfend über Gesicht und Nacken lief. Cass’ Mutter hat Sommersprossen und einen großen Busen und sie heißt Patricia. Und so werde ich sie auch nennen, während ich diese Geschichte erzähle: Lyd, Cass und ich schauten fern, während im Hintergrund das Tapp-Tapp-Tapp von Patricias Füßen auf dem Heimtrainer zu hö ren war. Da kam diese Werbung, die Du vielleicht kennst, wo ein Mann im Anzug nach Hause kommt und seine Frau sich aus dem Fenster lehnt und sagt: »Ich mache Dir gerade ein göttliches Schlemmermahl warm, Schatz«, und der Mann sagt: »Du kannst mir gerne je den Abend ein Schlemmermahl vorsetzen, mein Schlemmermäulchen.« »Mach Dir doch Dein Essen selbst«, schimpfte Cass feindselig. »Diese Werbung ist so was von sexistisch«, fügte Lyd hinzu. Von ihrem Heimtrainer aus sagte Patricia: »Klar ist die Werbung sexistisch. Aber das ist nur eine Möglichkeit, wie man sie interpretieren kann.« Cass war ein bisschen überrascht, weil ihre Mutter sonst immer versucht, uns zu sogenannten Feministinnen zu bekehren. Ich versuche generell, mich diesen Versuchen zu widersetzen, weil ich sie in unserer Generation für überflüssig halte. »Wie würde beispielsweise«, fuhr Patricia fort, kein bisschen außer Atem, weil sie ganz schön fit ist, »wie würde wohl ein Sozialist diese Werbung interpretieren?« Wir drehten uns zu ihr um. »Nun, ein Sozialist würde die aufdringliche Konsumhaltung inmitten dieser luxuriös ausgestatteten Umgebung anprangern, die Designerkleidung des Mannes und die extreme Verschwendung, die so ein eingeschweißtes Gourmetmenü darstellt, wäh rend der Großteil der Weltbevölkerung Hunger leiden muss.« »Hm«, meinte Lydia. »Ein Vertreter der Werbewirtschaft dagegen würde sagen: › Klasse Produktdarstellung‹, weil damit billige Mikrowellengerichte mit dem Lebensgefühl junger Berufstätiger gepaart werden. Und ein Anwalt für Verbraucherrecht würde vielleicht sagen: ›Hmm, ist es nicht irreführend und täuschend, diesen widerlichen Fertigfraß als ›göttlich‹ zu bezeichnen?‹ Ein Christ würde

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