Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Moriarty
Vom Netzwerk:
ihre Großmutter es immer tut. Sie sagte, wir sollten Paul Wilson endlich vergessen und uns wieder um unser eigenes Leben kümmern. Sie sagte, sie würde ihn gerne leiden sehen, aber nicht, wenn Em deswegen leiden müsse. Und nicht, wenn es bedeutete, ihm die Freundin zu stehlen. Als sei seine Freundin kein Mensch, sondern eine Brieftasche. Das war ein guter Einwand, der mir ebenfalls hätte einfallen müssen. Ich stimmte zu, dass Em Charlie auf keinen Fall aufgeben dürfe, wenn sie ihn mochte. Jedenfalls hörte Em auf zu weinen, während Cass und ich sprachen, und fing anschließend wieder an, diesmal vor Glück, als sie uns beide umarmte. Wir kamen gar nicht dazu, unsere Hausaufgaben zu machen, weil wir den ganzen Abend lang zuhörten, wie Em all die Dinge aufzählte, die ihr an Charlie so gut gefielen. Eigentlich dürfte ich Dir das gar nicht erzählen, Seb. Em würde mich umbringen. Aber ich weiß, dass ich Dir vertrauen kann. Falls Dir zufällig ein anderer Racheplan einfällt, könntest Du ihn mir bitte mitteilen? Ich bin wieder etwas deprimiert, weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, dass Paul Wilson einfach so durch die Gegend stolziert, als hätte er das Recht, einfach so herumzustolzieren.
Wir sehen uns dann nächsten Samstag bei unserem Geheimauftrag in Balmoral. Hast Du immer noch Zeit?
    Lydia
     
     
    Liebe Lydia,
wirklich schade, dass der Racheplan nicht funktioniert hat. Aber ich denke, dass er sowieso zum Scheitern verurteilt war, weil ich den Eindruck habe, dass Charlie Emily ebenfalls mag. Außerdem glaube ich, dass Christina kurz davor ist, Paul von ganz alleine den Laufpass zu geben, von daher war es vielleicht Schicksal, dass alles so kam. Vielleicht solltet Ihr tun, was Cass gesagt hat, und die Sache einfach vergessen? Ich habe mir letztes Jahr eine Menge Gedanken über Rache gemacht, als ich beinahe von der Schule geflogen wäre und meiner Mutter das Herz gebrochen hätte. Hätte ich letztes Schuljahr noch ein Mal Mist gebaut, wäre ich geflogen. Dazu gehörten übrigens auch nicht bestandene Klassenarbeiten. Deswegen brauchte ich Deine Hilfe, um mich vor ein paar Klausuren zu drücken. Damit ich ein bisschen mehr Zeit zum Lernen hatte und keine Fünf schrieb. Noch mal vielen Dank dafür. Jedenfalls führte ich in dieser schwierigen Zeit viele Gespräche mit meiner Mutter über Gewalt und so. Meine Mutter ist eine ziemlich coole Frau, die versucht, mit mir in meiner Sprache zu kommunizieren, also in der Sprache des Fußballs. Das ist unheimlich nett von ihr, weil sie diese Sprache kaum beherrscht. Wenn sie sich manchmal mit Dad und mir ein Spiel anschaut, beugt sie sich ganz dicht zum Fernseher vor und versucht herauszufinden, was auf dem Spielfeld abgeht. Dad und ich schütteln dann immer den Kopf über sie. Aber nach ein paar Minuten sind ihr die Regeln wieder eingefallen und dann brüllt sie den Fernseher genauso laut an wie wir. Und sie fragt jedes Mal: »Welche Mannschaft verliert?«, und wenn wir es ihr sagen, feuert sie diese Mannschaft an. Also, letztes Trimester fuhr mich meine Mutter nach einem dieser Gespräche mit unserer Direktorin nach Hause und sie sagte: »Stell dir vor, du schaust dir ein Spiel von Manchester United an, bei dem die Spieler immer wieder den Ball über das ganze Spielfeld passen, nur um ihn, kurz bevor sie die Zone erreichen, wieder zu verlieren.« Die Zone – ich sagte Dir ja, meine Mum ist echt süß. »Nein«, erwiderte ich damals, »so was passiert Man U nicht. Die schießen immer ein Tor.« »Seb!«, sagte sie warnend. Also meinte ich: »O.k., gut. So was könnte natürlich mal passieren.« »Und du bist schon ganz aufgeregt und hüpfst herum und freust dich auf den Sieg?« »Ja«, sagte ich, um sie zufriedenzustellen. »Und es ist jedes Mal eine Riesenenttäuschung, wenn sie in der letzten Sekunde den Ball verlieren, weil du genau weißt, dass sie jetzt noch mal von vorne anfangen müssen.« »Mmhm.« »Also«, sagte sie, »genau so fühle ich mich manchmal, wenn ich meinen ältesten Sohn anschaue.« Sie meinte mich. Ich bin ihr ältester Sohn. »Ich sehe, wie er sich anstrengt und sich gute Noten erarbeitet und auf dem besten Weg zum Tor ist und dann, wenn er es fast geschafft hat, – bumm! – sitzt er bei der Direktorin, weil er sich wieder mal geprügelt hat. Und ich muss zur Schule fahren und sie überreden, ihn nicht aus der Mannschaft zu werfen.« Das brachte mich echt zum Nachdenken, und während ich so grübelte, fing sie an, über

Weitere Kostenlose Bücher