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Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Moriarty
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dachte, ich wür de die Leute einfach so zusammenschlagen, um sie zu schikanieren. Aber so war es nicht: Es waren immer Typen, die es verdient hatten. Offenbar hat sie den Unterschied nicht begriffen. Jedenfalls, vielleicht ist Deine Freundin Cass gar nicht so schwach, wie Du glaubst. Von dem, was Du mir erzählt hast, habe ich den Eindruck, dass Cass eine ziemlich starke Persönlichkeit hat. Außerdem hat sie ja noch Dich und Em. Deshalb glaube ich nicht, dass ihr Leben je ernsthaft in Gefahr war. Punkt Nummer 4 und letzter Punkt ist das Gefühl, machtlos zu sein. Du scheinst ein Mädchen zu sein, dass sich gerne stark und mächtig fühlt. Mein Vorschlag wäre, dass Du Dir Dinge überlegst, die Dir dieses Gefühl geben. Beispiel: Ich bin ganz ausge zeichnet darin, meinen kleinen Bruder ein Bäuerchen machen zu lassen. Das ist eine mächtige und gute Gabe: IHM EIN BÄUERCHEN ENTLOCKEN. Dann hat er keine Schmerzen in seinem kleinen, di cken Babybauch mehr. Komm doch mal bei mir vorbei, dann zeig ich Dir, wie es geht. Viele liebe Grüße
    Seb
     
     
    Lieber Seb,
Dein Brief war wirklich voller guter Gedanken. Danke. Du bist ein echt anständiger Kerl. Und Em sagt, Charlie wird Christina in Kürze verführen. Er ist auch ein anständiger Kerl. Ich sitze im unteren Pausenhof und lehne an der Wand. Deswe gen ist meine Schrift so schief. Es ist eiskalt. Ist es bei Euch auch so kalt oder habt Ihr da drüben anderes Wetter? Die Wand ist der einzige Ort an der ganzen Schule, wo in der Pause die Sonne hinscheint. Aber die Sonne wandert, deshalb müssen wir ihr ständig an der Wand entlang folgen.
    Em hat mir gerade ihre Wollhandschuhe gegeben, weil sie Angst hat, es könnte zu kalt für mich werden. Ich sagte, ich könne mit Handschuhen nicht schreiben, deshalb hat Em sie mir wieder weggenommen und die Finger abgeschnitten. Was mir ein wenig übertrieben vorkommt. Tut mir leid, ich meine, was zeigt, wie nett Em ist, und jetzt werde ich einfach darüber schreiben, was für ein wunderbares, bildhübsches, umwerfendes, kluges, großzügiges und mitfühlendes Mädchen Em doch ist, während sie über meine Schulter guckt und mir die Worte diktiert. O.k., sie scheint zufrieden zu sein. Jetzt versucht Cass, mir ihren Schal zu geben, weil sie auch gelobt werden will. ZU SPÄT, CASSIE. Hallo Seb,
ich habe mir einen neuen Auftrag ausgedacht und er kann nächsten Samstag stattfinden, wenn Du Zeit hast. Wir müssen wieder so tun, als würden wir uns nicht kennen, und der Auftrag geht so:
Nimm den Zug um 14 Uhr 37 Richtung Innenstadt über Strathfield, setz Dich in den dritten Wagen von vorn, und zwar nach oben, und steige dann in den Circular-Quay-Zug um.
Nimm die Fähre nach Taronga und von dort den Bus zum Balmoral-Strand.
Steige am Strand aus, kaufe eine Portion Fish and Chips.
Setze Dich in den Sand und iss die Fish and Chips.
Geh nach Hause.
    Irgendwann zwischen Punkt 2. und 3. muss ich Dir eine Botschaft übermitteln, ohne dass es jemand merkt, und Du musst mir in Deinem nächsten Brief sagen, wie die Botschaft lautete. Irgendwann zwischen Punkt 4. und 5. musst Du mir ebenfalls eine Botschaft übermitteln.
    Ich sehe förmlich vor mir, wie Du langsam den Kopf schüttelst
und die Stirn runzelst. Komm schon, mach ein freundlicheres Gesicht, Seb, Du siehst aus wie eine Schildkröte.
Danke nochmals für Deinen netten Brief.
    Bis dann
Lyd
    PS: Eines muss ich noch sagen – es ist absolut keine Erleichterung, jemanden nicht verprügeln zu können, Seb. Du irrst Dich.
     
     
    Liebe Lydia,
o.k., dann sehen wir uns Samstag in einer Woche in Balmoral. Warum eigentlich erst dann? Ich bin jederzeit bereit, noch heute einen Auftrag für Dich zu erledigen. Scheint ein ziemlich gut durchdachter Auftrag zu sein, Lyd, und ich bin stolz auf Dich. Al lerdings hast Du vergessen, dem Einsatz einen Namen zu geben. Weißt Du, was mir neulich eingefallen ist? Vielleicht fühlst Du Dich dann ein bisschen besser. Ich habe Paul Wilson schon mal verprügelt. Das war in der siebten Klasse, in den frühen Tagen meiner Schlägerkarriere. Er hatte es verdient, weil er sich damals meiner Kunstlehrerin gegenüber wie ein Schwein benommen hat (von der ich Dir erzählt habe – damals war ich ziemlich verknallt in sie, heute ist sie eine gute Freundin von mir). Das war, bevor Paul Wilson seinen schmierigen Charme entwickelte und damit begann, sich bei den Lehrerinnen einzuschleimen. Als wir das Atelier verließen, fing ich an, mich mit ihm zu prügeln. Ich glaube,

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