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Der Tag des Königs

Der Tag des Königs

Titel: Der Tag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdellah Taïa
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weitem. Ich habe seinen Namen wie alle anderen gerufen. Hoch lebe der König! Hoch lebe der König!«
    Â»Hast du deine Rache vergessen?«
    Â»Wovon redest du?«
    Eine Gruppe von Berbermusikern tauchte plötzlich vor uns auf. Sie sahen gefährlich aus, sehr gefährlich sogar, doch sie spielten wundervoll ein vielfältiges Folklorerepertoire aus dem Süden Marokkos. Als Einzige wiederholten sie nicht andauernd die gleichen öden Lieder, die den König verherrlichen und einen von der ersten Note an langweilen. Diese Musiker waren alle schwarz. Tiefschwarz. Und ihre fesselnde Musik veranlasste uns, Khalid und mich, unseren Dialog zu unterbrechen und ihnen eine Zeitlang zu lauschen.
    Â 
    Â»Hadda ist weg.«
    Â»Welche Hadda? Deine Kusine?«
    Â»Nein, Hadda, das schwarze Hausmädchen. Unser schwarzes Hausmädchen. Dein Liebling.«
    Â»Ah!«
    Â»Erinnerst du dich an sie?«
    Â»Natürlich. Wie könnte ich Hadda vergessen? Unmöglich. Sie hat mir gestern bei euch geöffnet. Warum ist sie weggegangen? Warum? Werden wir sie nie wiedersehen?« 
    Â»Wissen wir nicht. Sie hat ihren ganzen Krempel mitgenommen und ist verschwunden. Vielleicht ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt.«
    Â»Ihre Heimat, was heißt das?«
    Â»Keine Ahnung. Woher kommen die Schwarzen normalerweise?«
    Â»Weiß ich nicht. Das müsstest du mir doch sagen können, Monsieur Khalid.«
    Â»Aus dem Süden. Aus Afrika. Aus Schwarzafrika.«
    Â»Schwarzafrika ist zu vage. Aus welchem Land genau? Mali? Sudan?«
    Â»Mag sein.«
    Â»Glaubst du, Hadda kommt aus dem Sudan?«
    Â»Mag sein. Meine Mutter hat mir heute Morgen gesagt, dass sie ihr noch schnell ein paar Ringe gestohlen hat.«
    Â»Das glaube ich dir nicht, Khalid.«
    Â»Sie will heute sogar auf das Kommissariat gehen und Anzeige erstatten.«
    Â»Arme Hadda. Reiche haben kein Herz.«
    Â»Da täuschst du dich, Omar.«
    Â»Mochtest du sie denn wenigstens ein bisschen?«
    Â»Diese Frage habe ich mir nie gestellt. Sie war bei uns ein Hausmädchen unter vielen. So oft habe ich sie gar nicht gesehen.«
    Â»Sind bei euch alle Hausmädchen schwarz?«
    Â»Ja, alle. Das ist Familientradition.«
    Â»Sie wird dir also nicht fehlen?«
    Â»Ich verstehe nicht, warum sie mir fehlen sollte.«
    Â»Du bist hart, sehr hart, Khalid. Hast du schon all die Augenblicke aus deinem Gedächtnis verbannt, die wir mit ihr verbracht haben?«
    Â»Meinst du die beiden Male, als wir versucht haben, ihr Schreiben beizubringen?«
    Â»Ja.«
    Â»Das war eine Katastrophe.«
    Â»Wird sie dir nicht fehlen?«
    Â»Meinem Vater wird sie sicher fehlen. Sie sind sich in letzter Zeit sehr nahegekommen.«
    Â»Und deine Mutter will wirklich Anzeige gegen sie erstatten?«
    Â»Meine Mutter ist es gewohnt. Sie sagt: ›Sie sind doch alle gleich. Schlecht erzogen. Störrisch. Diebinnen. Und . . .‹«
    Â»Huren.«
    Â»Ja, genau.«
    Â»War Hadda auch eine Hure?«
    Â»Wahrscheinlich.«
    Â»Was soll das heißen, Khalid?«
    Â»Huren mag ich nicht.«
    Â»Ich schon.«
    Â»Du magst Huren? Kennst du welche?«
    Â»Sollte ich das?«
    Â»Du kennst also welche?«
    Â»Khalid, bitte wechseln wir das Thema.«
    Â»Reden wir über deine Mutter. Ist sie zurückgekommen?«
    Â»Sie wird nicht zurückkommen.«
    Â»Wo ist sie jetzt?«
    Â»In Azemmour.«
    Â»Azemmour ist nicht weit.«
    Â»Azemmour ist die Heimat der . . .«
    Â»Im Süden von Casablanca.«
    Â»â€Š. . . die Heimat der . . .«
    Â»Der Huren, Omar. Sag es ruhig.«
    Â»Du auch. Selbst du weißt es?«
    Â»Ich lebe wie du in Marokko, mein Freund.«
    Â»Kommen alle Frauen aus Azemmour?«
    Â»Jedenfalls verschwinden sie am Ende dort.«
    Â»Ist das eine Legende?«
    Â»In Marokko gibt es doch nichts anderes als Legenden. Sie sind unser Leben, Omar.«
    Â»Unser Erbe.«
    Â»Nicht lästern. Die Bullen sind ganz in der Nähe, sie könnten uns verhaften.«
    Â»Hast du Angst, Khalid?«
    Â»Eher du solltest Angst haben.«
    Â»Ich hatte Angst. Aber seit gestern Nachmittag habe ich keine Angst mehr. Du wirst für deinen Verrat bezahlen.« 
    Â»Soll das eine Drohung sein? Du weißt, ich werde beschützt.«
    Â»Ja. Von mir.«
    Â»Unter anderem von dir, das gebe ich ja zu.«
    Â»Und es gefällt

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