Der Tag wird kommen
angeborenen Krankheiten geführt. Die Überwachung des Fötus, der in der künstlichen Gebärmutter unter optimalen Bedingungen heranreift, verhindert angeborene körperliche Abweichungen.
Eine effiziente Eindämmung von unerwünschten Charaktereigenschaften und abweichendem Sozialverhalten ist möglich geworden.
Indem wir die Naturgesetze perfektioniert haben, ist es uns gelungen, die Überlebensfähigkeit der Menschheit drastisch zu verbessern. Dies wiederum verstärkt die Notwendigkeit, das Bevölkerungswachstum einzuschränken. Gleichzeitig können wir Verhaltensweisen überwachen und eindämmen, die eine potenzielle Bedrohung für die Gesellschaftsordnung darstellen. Deshalb ist es zum Besten des Individuums und der Gesellschaft, dass jegliche Fortpflanzung in kontrollierter Form im Einklang mit den Richtlinien des Rates erfolgt.
Wissenschaft und Technik schenken uns eine bessere Welt. Wir schützen die Natur und entwickeln sie weiter. Erkennst du, wie schön das ist? Vielleicht bist du auch wissenschaftlich begabt? Intelligent bist du ja. Ich verstehe, dass du es nicht leicht hast. Aber es ist wichtig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Deine Zukunft wird von Entscheidungen bestimmt, die du jetzt triffst. Du hast deine Fähigkeiten. Aber du musst dafür sorgen, dass du sie richtig einsetzt. Das ist deine Verantwortung. Die Zukunft hängt auch von dir ab.
Fera
Wow. Die hat ja wirklich eine blühende Fantasie. In der Zukunft sind also alle perfekt und keiner ist überflüssig.
Aber wieso will sie mir einreden, ich würde meinen Fähigkeiten nicht gerecht? Ist sie Gunnar in Verkleidung? Haha. Das wäre vielleicht ein Ding, wenn Gunnar so tut, als sei er ein Mädchen aus der Zukunft, um mich dazu zu bringen, was für die Schule zu machen. Mal eine ganz andere pädagogische Strategie. Neue Fortbildung: Motivieren Sie die Kinder übers Internet. Legen Sie sich eine falsche Identität zu, lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Ich glaube, in dem Fall hätte ich fast ein bisschen Respekt vor ihm.
Welche Konsequenzen sollte das denn haben, wenn ich meine Nase nicht in Schulbücher stecke? Findet sie, dass ich mein Leben wegwerfe? Aber das ist doch notwendig. Es ist das Ergebnis einer sorgfältig erprobten Strategie, um in Ruhe gelassen zu werden. Ich versuche nur zu überleben.
Am nächsten Abend ist Fera online. Mal sehen, ob ich sie aus der Fassung bringen kann. Wie lange will sie mich noch zwingen, dieses Spiel mitzuspielen? Oder wenn es für sie kein Spiel ist, wie lange kann sie sich ihre Illusion von der Welt bewahren, in der sie zu leben glaubt? Eigentlich ganz witzig, sich vorzustellen, dass sie in der Klapse sitzt und mir von dort aus eine Moralpredigt hält. Vielleicht hat sie Angst, ich könnte ebenfalls da landen.
Hans Petter:
Ich hab deine Mail gekriegt.
Fera:
Und, was denkst du?
Hans Petter:
Genug Menschen und genug Arbeitsplätze und genug zu essen. Paradiesisch. Aber was passiert mit denen, die von allein schwanger werden?
Fera:
Kann man von allein schwanger werden?
Hans Petter:
Auf natürliche Weise, meine ich.
Fera:
Ach so. Ich glaube nicht, dass das passiert.
Hans Petter:
Aha? Seid ihr sterilisiert? Oder habt ihr keinen Sex?
Fera:
Wir haben keinen Sex. Wir zeugen unsere Kinder ja mithilfe der Wissenschaft.
Hans Petter:
Hm, aber man hat ja normalerweise keinen Sex, um Kinder zu zeugen. Da sind ja noch andere Gelüste im Spiel.
Fera:
Wir haben davon gehört. Dass es zu unerwünschten Kindern geführt hat. Zu Krankheiten. Zu Vergewaltigungen. Zur Unterdrückung der Frau, die als Sexualobjekt betrachtet wurde.
Einer der Faktoren, die den Nährboden für das Böse bilden können.
Hans Petter:
Das ist ja heftig.
Fera:
Stimmt das etwa nicht?
Hans Petter:
Schon, aber Sex ist ja nicht nur schlecht. Und ich könnte mir vorstellen, dass man den Leuten nicht einfach verbieten kann, Sex zu haben. Alle wollen doch Sex. Bestimmt sogar die Nonnen im Kloster.
Fera:
Wir haben die Lust auf Sex unterbunden. Durch Zusatzstoffe in der Nahrung.
Hans Petter:
Echt? Ihr seid also sozusagen chemisch sterilisiert? Und das akzeptiert ihr?
Fera:
Ja, weil es zum Besten für uns alle ist. Außerdem finde ich, dass es sich eklig anhört.
Die ganze Zeit an Sex zu denken. Oder Sex zu haben. Entschuldige. Ich hoffe, du bist nicht beleidigt.
Hans Petter:
Nein, überhaupt nicht.
Fera:
Zwei Mädchen, mit denen ich letztes Jahr in einer Gruppe war, haben einen Monat lang kein Gemüse mehr
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