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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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Wer?« Yasha lief es kalt den Rücken hinunter. Auf diese Fragen gab es nur eine Antwort: »Zürban, Olav Zürban!«, flüsterte er. Onkel Kyrils schmales Gesicht wurde eine Spur blasser und der gütige Gesichtsausdruck verschwand. Nach einer Weile fragte er: »Du meinst den Magier Olav Zürban aus dem Halbdunkelwald?«
    Yasha nickte
    und der alte Gelehrte
    fuhr fort: »Gütiger Gott! Ich habe Olav gekannt. Das ist lange her. Wir studierten damals bei einem alten, sehr berühmten Meister Alchimie. Als ich Olav kennenlernte, hatte er sich noch nicht entschieden, ob er sich der weißen oder der schwarzen Magie zuwenden würde. Ich habe ihn damals sehr bewundert, denn er war unglaublich klug und wissbegierig. Er entwickelte die Olav-Zürban-Strahlentheorie. Unser Meister war sehr beeindruckt von dieser Leistung und unterstützte ihn in jeder Hinsicht. Am Anfang hielt sich Olav noch an die Regel, niemals alleine im Laboratorium zu experimentieren. Doch dann beobachteten wir, dass er sich nachts heimlich ins Labor schlich, um mit den OZ-Strahlen gefährliche Versuche durchzuführen. Etwa zu dieser Zeit veränderte sich sein Wesen. Olav wurde ein finsterer, unheimlicher Einzelgänger, dem wir lieber aus dem Weg gingen. Als er eines Tages verschwand, waren wir alle erleichtert. Yasha, aber nun erzähle mir, was du mit dem Schwarzmagier zu tun hast!«
    Onkel Kyrils Gesicht wurde immer ernster und er unterbrach Yasha nicht ein einziges Mal. Als der Junge seinen Bericht beendet hatte, sagte der Alchimist: »Yasha! Ich glaube der große Kampf steht unmittelbar bevor, denn Zürban verstärkt bereits seine Kräfte, indem er Menschen, die du liebst, in seine Gewalt bringt. Komm mit, min Jung! Es ist höchste Zeit!«
    Aufgeregt folgte Yasha Onkel Kyril in den Keller. Eine Glühbirne erhellte den weiß gestrichenen halbrunden Gang. Alles sah sehr sauber und gepflegt aus. Onkel Kyril öffnete eine grüne Holztür. In der kleinen Kammer hingen große Bündel mit Heilkräutern. Ihr Geruch erfüllte den Raum, als Onkel Kyril sie zur Seite schob und einen Ziegelstein aus der Mauer zog. Dann betätigte er einen kleinen Knopf. Schleifende, quietschende und schabende Geräusche ertönten. Diese Tür musste uralt sein. Es dauerte fast eine Minute, bis sich die Tür öffnete und ihnen ein leichter Lufthauch entgegenwehte. Eine grob in den Stein gehauene Wendeltreppe führte in die Tiefe. Der Talisman begann sanft zu glühen, als Yasha dem Alchimisten folgte.
    »Niemand weiß,
    wie alt die Gewölbe
    dort unten sind. Sie wurden vor Urzeiten in den Fels geschlagen. Die alchimistische Werkstatt hat mein Urgroßvater eingerichtet. Damit das Feuer in den Schmelzöfen genug Sauerstoff bekommt, ließ er ein kompliziertes Belüftungssystem anlegen.« Hinter ihnen schloss sich die Tür mit einem lauten Knall. Die Treppe endete in einem hallenartigen Raum. Yasha sah sich um. Dies war also Kyril Mayars geheimes alchimistisches Laboratorium. Es gab mehrere Öfen, vor denen Blasebalge lagen. Neben den Öfen waren riesige Stapel Brennholz aufgeschichtet. In der Mitte des Raums standen seltsame Gefäße und Apparaturen. Manche waren mit Rohren verbunden. Auf den Arbeitstischen stapelten sich Bücher und Notizblätter. Liebevoll pustete Onkel Kyril die dicke Staubschicht von einer bauchigen Glasflasche und für einen kurzen Moment verschwand er in der aufsteigenden Dunstwolke. »Hatsch, Haaatschiii! War lange nicht hier unten!«, nieste er und suchte nach einem Taschentuch.
    Yasha beugte sich neugierig über ein aufgeschlagenes Buch. Es war sehr, sehr alt. Der Junge runzelte die Stirn und blätterte vorsichtig die Seiten um. Er sah seltsame Buchstaben, Symbole und Zahlen, die für ihn keinen Sinn ergaben. Onkel Kyril kicherte: »Wir Alchimisten halten unsere Arbeit geheim. Damit nur Eingeweihte die Notizen lesen können, benutzen wir Geheimschriften. Das Buch, das du dir gerade ansiehst, wurde im Jahre 1584 von meinem Vorfahren Michael Mayar geschrieben. Er stammte aus Rendsburg. Das ist eine kleine Stadt in Norddeutschland. Michael war ein berühmter Mediziner. Doch irgendwann entdeckte er seine Leidenschaft für die Alchimie. Er lernte, wie man Metalle und andere Substanzen nach geheimen Formeln mischt und experimentierte mit Kupfer, Blei, Arsen, Schwefel und vielen anderen Substanzen. Tage und Nächte verbrachte er an den glühenden Schmelzöfen. Schließlich kam er einem Geheimnis auf die Spur. Es gelang ihm, den Stein der Weisen herzustellen. Sein Stein

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