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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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Schulmannschaft einen großartigen Footballspieler abgeben können.
    Jack nippte wieder – Wolfs Hand hing über dem rostigen Blechbecher, um ihn wegreißen zu können, falls Jack das Wasser hinunterstürzte. »Du bist wirklich okay?«
    »Gleich hier und jetzt«, sagte Wolf. Er rieb sich mit der anderen Hand den Bauch, der so aufgebläht war, dass er den Stoff an der Unterkante des Sweatshirts so straff dehnte wie eine Hand einen Gummihandschuh. »Nur müde. Wenig Schlaf, Jack. Gleich hier und jetzt.«
    »Wo hast du das Sweatshirt her?«
    »Es hing auf einer Leine«, sagte Wolf. »Kalt hier, Jacky.«
    »Und du hast keine Leute angefallen, oder?«
    »Keine Leute. Wolf! Und jetzt trink das Wasser, aber langsam.« Für einen Augenblick nahmen Wolfs Augen wieder diesen bestürzenden Orangeton an, und Jack erkannte, dass es in Wirklichkeit unmöglich war, ihn für einen gewöhnlichen Menschen zu halten. Dann öffnete Wolf seinen großen Mund und gähnte. »Wenig Schlaf.« Er rutschte auf dem Abhang in eine bequemere Stellung, legte den Kopf nieder und war fast sofort eingeschlafen.

 
     
     
     
     
Dritter Teil
     
     
    Welten im Widerstreit

 
Zwanzigstes Kapitel
     
    Im Namen des Gesetzes
     
    1
     
    Um zwei Uhr an diesem Nachmittag befanden sie sich rund hundertfünfzig Kilometer weiter westlich, und Jack Sawyer hatte das Gefühl, gleichfalls mit dem Mond gerannt zu sein – so problemlos war es gegangen. Trotz seines bohrenden Hungers hatte er langsam Schluck um Schluck von dem Wasser in dem rostigen Becher getrunken und darauf gewartet, dass Wolf aufwachte. Schließlich hatte Wolf sich geregt, er hatte »Jetzt können wir, Jack« gesagt, hatte den Jungen auf den Rücken genommen und war nach Daleville hineingetrabt.
    Während Wolf draußen auf dem Bordstein saß und versuchte, unauffällig auszusehen, betrat Jack das Daleville Burger King. Dort zwang er sich, zuerst in die Herrentoilette zu gehen und sich bis zur Hüfte auszuziehen. Selbst im Waschraum ließ ihm der aufreizende Duft bratenden Fleisches das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er wusch Hände, Arme, Brustkorb und Gesicht. Dann hielt er den Kopf unter den Wasserhahn und wusch sich mit flüssiger Seife die Haare. Ein zerknülltes Papierhandtuch nach dem anderen fiel zu Boden.
    Endlich war er so weit, dass er sich an den Tresen wagte. Das uniformierte Mädchen starrte ihn an, als er seine Bestellung aufgab – das nasse Haar, dachte er. Während das Bestellte zurechtgemacht wurde, trat das Mädchen zurück, lehnte sich an den Durchgang zur Küche und starrte ihn unverfroren an.
    Er biss in den ersten Whopper und wandte sich zu den Glastüren um. Saft rann ihm übers Kinn. Er war so hungrig, dass ihm kaum Zeit zum Kauen blieb. Mit drei riesigen Bissen verschlang er den größten Teil des großen Hamburgers. Er wollte gerade zum vierten Mal davon abbeißen, als er durch die Türen hindurch sah, dass sich ein Haufen Kinder um Wolf geschart hatte. Das Fleisch erstarrte in seinem Mund, und sein Magen krampfte sich zusammen.
    Jack eilte hinaus, noch immer bemüht, den Mundvoll Hackfleisch, weiches Brot, Gurke, Salat, Tomate und Sauce hinunterzuschlucken. Die Kinder umringten Wolf von drei Seiten und starrten ihn ebenso unverfroren an, wie die Kellnerin Jack angestarrt hatte. Wolf hatte sich auf dem Bordstein so klein wie möglich gemacht, den Rücken gekrümmt und den Hals eingezogen wie eine Schildkröte. Die Ohren schienen flach an seinem Kopf anzuliegen. Der Bissen Hamburger steckte in Jacks Kehle wie ein Golfball, und als er krampfhaft schluckte, rutschte er ein Stückchen tiefer.
    Wolf warf ihm aus dem Augenwinkel heraus einen Blick zu und entspannte sich sichtlich. Ein hochgewachsener junger Mann in Bluejeans öffnete anderthalb oder zwei Meter entfernt am Bordstein die Tür eines ramponierten roten Kleinlasters, lehnte sich dagegen und beobachtete sie lächelnd. »Hier, das ist für dich, Wolf«, sagte Jack so unbefangen, wie er nur konnte. Er reichte Wolf die Schachtel mit dem Hamburger. Wolf roch daran. Dann hob er den Kopf, nahm einen riesigen Bissen und begann, methodisch zu kauen. Die Kinder, verblüfft und fasziniert, kamen näher. Ein paar von ihnen kicherten. »Wer ist das?« fragte ein kleines Mädchen mit blonden Pferdeschwänzen, die von flauschigen rosa Schleifen zusammengehalten wurden. »Ist das ein Monster?« Ein sieben- oder achtjähriger Junge mit kurz geschnittenem Haar schob sich vor das Mädchen und sagte: »Das ist der Unglaubliche

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