Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
Vom Netzwerk:
Koloss, stimmt’s? Das ist wirklich der Koloss. Oder?«
    Wolf hatte das, was von seinem Whopper noch übrig war, aus der Schachtel herausgeholt. Er schob sich den ganzen Rest mit der Handfläche in den Mund. Salatfetzen fielen zwischen seine aufgestellten Knie, Mayonnaise und Fleischsaft verschmierten sein Kinn und seine Wangen. Alles andere wurde zu einer bräunlichen Masse, zermalmt zwischen Wolfs mächtigen Zähnen. Als er geschluckt hatte, begann er, die Schachtel auszulecken.
    Jack nahm ihm sanft die Schachtel aus den Händen. »Nein, er ist nur mein Cousin. Er ist kein Monster, und er ist nicht der Koloss. Und nun verschwindet und lasst uns allein. Haut ab. Lasst uns allein.«
    Sie starrten weiter. Wolf leckte sich jetzt die Finger ab.
    »Wenn ihr ihn weiter so anstarrt, wird er wütend. Und ich weiß nicht, was er tut, wenn er wütend wird.«
    Der Junge mit dem kurz geschnittenen Haar hatte David Banners Verwandlung in den Unglaublichen Koloss oft genug gesehen, um sich vorstellen zu können, was passieren mochte, wenn dieses Hamburger verschlingende Monster wütend wurde. Er trat zurück. Die meisten anderen folgten seinem Beispiel.
    »Verschwindet, bitte«, sagte Jack, aber die Kinder waren wieder stehen geblieben.
    Wolf stand auf, ragte in seiner ganzen Größe empor und ballte die Fäuste. »GOTT HÄMMRE EUCH, STARRT MICH NICHT SO AN!« brüllte er. »IHR BRINGT ES NOCH FERTIG, DASS ICH MIR KOMISCH VORKOMME! ALLE LEUTE BRINGEN ES FERTIG, DASS ICH MIR KOMISCH VORKOMME!«
    Die Kinder verzogen sich. Schwer atmend und mit rotem Gesicht stand Wolf da und sah ihnen nach, wie sie die Hauptstraße von Daleville entlangliefen und um die Ecke verschwanden. Als sie fort waren, schlug er die Arme um den Brustkorb und warf einen Blick auf Jack. Er war völlig zerknirscht. »Wolf hätte nicht schreien dürfen«, sagte er. »Sie sind ja noch klein.«
    »Ein tüchtiger Schrecken tut ihnen nur gut«, sagte eine Stimme, und Jack sah, dass der junge Mann nach wie vor an seinem roten Kleinlaster lehnte und sie anlächelte. »Habe so etwas selbst noch nie gesehen. Ihr seid Vettern, stimmt’s?«
    Jack nickte argwöhnisch.
    »Ich wollte nicht persönlich werden oder so etwas.« Er trat vor, ein umgänglicher, dunkelhaariger junger Mann mit einer ärmellosen Weste über einem karierten Hemd. »Vor allem will ich nicht derjenige sein, der es fertig bringt, dass sich irgendjemand komisch vorkommt.« Er hielt inne und hob abwehrend die Hände. »Ich dachte nur, dass ihr beide ausseht, als wärt ihr schon eine Weile unterwegs.«
    Jack warf einen Blick auf Wolf, der noch immer zerknirscht seinen Brustkorb umfangen hielt, aber gleichzeitig den Mann durch seine runden Brillengläser hindurch anfunkelte.
    »Ich kenne das«, sagte der Mann. »In dem Jahr, in dem ich die Daleville High School hinter mir hatte, bin ich selbst nach Nordkalifornien getrampt und wieder zurück. Aber wie dem auch sei – wenn ihr westwärts wollt, kann ich euch mitnehmen.«
    »Kann nicht, Jacky.« Wolfs Stimme war ein dröhnendes Bühnenflüstern.
    »Wie weit westwärts?« fragte Jack. »Wir wollen nach Springfield. Ein Freund von mir wohnt in Springfield.«
    »Kein Problem, Junge.« Er hob wieder die Hände. »Ich fahre bis kurz vor Cayuga, und das ist fast an der Grenze von Illinois. Wartet, bis ich mir einen Burger reingezogen habe, dann geht’s los. Gerade Strecke. Anderthalb Stunden, vielleicht weniger – und ihr habt den halben Weg nach Springfield hinter euch.«
    »Kann nicht«, keuchte Wolf wieder.
    »Da ist nur ein Problem, Leute. Ich hab einen Haufen Kram auf dem Vordersitz liegen. Einer von euch muss hinten einsteigen, und da ist es ziemlich windig.«
    »Sie wissen gar nicht, wie großartig das ist«, sagte Jack, und das war die reine Wahrheit. »Wir warten, bis Sie wieder herauskommen.« Wolf begann aufgeregt zu tänzeln. »Ganz bestimmt, Mister. Wir sind hier, wenn Sie herauskommen. Und vielen Dank.«
    Sobald der Mann durch die Türen verschwunden war, drehte er sich zu Wolf um und flüsterte auf ihn ein.
     
    Und als der junge Mann – Bill »Buck« Thompson, so hieß er – mit zwei weiteren Whopper-Schachteln in den Händen zu seinem Kleinlaster zurückkehrte, fand er einen gelassen aussehenden Wolf auf der offenen Ladefläche vor. Jack saß auf dem Beifahrersitz neben einem Stapel fülliger Kunststoffbeutel, die erst zugeklebt und dann mit Heftklammern verschlossen und anschließend, dem Geruch nach zu urteilen, ausgiebig mit einem

Weitere Kostenlose Bücher