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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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»Weil er mich so gern hat – manchmal bin ich sogar der einzige, der etwas mit ihm anfangen kann. Vielleicht bleibe ich sogar ein paar Tage in Springfield, wenn ich ihn heimgebracht habe, nur um sicherzugehen, dass er sich dort richtig eingewöhnt.«
    »Jetzt reicht’s, Jack. Wie wär’s, wenn ihr beide, du und der alte Phil-Jack, in meinen Wagen steigen würdet, damit wir zusammen in die Stadt fahren und alle Unklarheiten beseitigen können?« Als sich Jack nicht bewegte, legte der Polizist eine Hand auf den Kolben des riesigen Revolvers, der an seinem prall sitzenden Gürtel hing. »In den Wagen mit euch. Er zuerst. Ich will wissen, warum ihr an einem Schultag hundert Kilometer von zu Hause fort seid. In den Wagen. Und zwar sofort.«
    »Also, Officer«, setzte Jack an, und Wolf keuchte hinter ihm. »Nein. Kann nicht.«
    »Mein Cousin hat seine Probleme«, sagte Jack. »Er leidet unter Klaustrophobie. Kleine Wagen, vor allem das Wageninnere, machen ihn verrückt. Wir können nur Laster anhalten, wo er auf der Ladefläche sitzen kann.«
    »In den Wagen mit euch!« sagte der Polizist. Er trat vor und öffnete die hintere Tür.
    »KANN NICHT!« heulte Wolf. »Wolf KANN NICHT! Stinkt, Jacky, da drinnen stinkt es!« Seine Nase und Oberlippe waren vor Ekel gerunzelt.
    »Entweder du bringst ihn hinein, oder ich tue es«, sagte der Polizist zu Jack.
    »Es ist nicht für lange, Wolf«, sagte Jack und griff nach Wolfs Hand. Widerstrebend ließ Wolf zu, dass Jack sie umfasste. Jack zog ihn auf den Rücksitz des Streifenwagens zu, wobei er Wolfs Füße buchstäblich über den Asphalt zerren musste.
    Ein paar Sekunden lang sah es aus, als würde es klappen. Wolf kam dem Streifenwagen so nahe, dass er den Türrahmen berühren konnte. Dann begann sein ganzer Körper zu beben. Er klammerte sich mit beiden Händen an die Oberkante des Türrahmens. Es sah aus, als stünde er im Begriff, das Wagendach in zwei Teile zu zerfetzen wie ein Muskelpaket im Zirkus ein Telefonbuch entzweireißt.
    »Bitte«, sagte Jack ruhig. »Es geht nicht anders.«
    Aber Wolf war verängstigt und zu angewidert von dem, was er roch. Speichel rann ihm aus dem Mund und tropfte auf das Wagendach.
    Der Polizist ging um Jack herum und löste etwas von einem Haken an seinem Gürtel. Jack hatte gerade Zeit zu sehen, dass es nicht der Revolver war, als der Polizist seinen Schlagstock schon gekonnt auf Wolfs Schädelbasis krachen ließ. Wolfs Oberkörper sank auf das Wagendach, und dann glitt er anmutig auf die staubige Straße.
    »Du fasst ihn am anderen Ende an«, sagte der Polizist und hängte den Schlagstock wieder an den Gürtel. »Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir diesen großen Brocken Scheiße nicht in den Wagen bekämen.«
    Zwei oder drei Minuten später, nachdem sie Wolfs massigen, bewusstlosen Körper zweimal auf die Straße hatten fallen lassen, fuhren sie in Richtung Cayuga. »Ich weiß schon, was mit dir und deinem schwachsinnige Cousin passieren wird. Wenn er dein Cousin ist, was ich bezweifle.« Der Polizist warf Jack im Rückspiegel einen Blick zu, und seine Augen glichen in frischen Teer getauchten Rosinen.
    Plötzlich schien Jacks gesamtes Blut in seinen Venen herabzufließen, und sein Herz tat einen Sprung in seiner Brust. Ihm war die Zigarette eingefallen, die in seiner Hemdtasche steckte. Er legte die Hand darauf und ließ sie dann schnell wieder fallen, bevor der Polizist etwas sagen konnte.
    »Ich muss ihm die Schuhe wieder anziehen«, sagte Jack. »Sie sind ihm von den Füßen gerutscht.«
    »Vergiß es«, sagte der Polizist, erhob aber keine weiteren Einwände, als sich Jack hinunterbeugte. Als er aus dem Blickfeld des Spiegels heraus war, schob er zuerst einen der aufgerissenen Schuhe wieder über Wolfs nackte Ferse, dann holte er schnell den Joint aus der Tasche und steckte ihn in den Mund. Er biss hinein, und trockne Krümel mit einem eigentümlichen Kräutergeschmack ergossen sich auf seine Zunge. Jack begann, sie zwischen seinen Zähnen zu zermahlen. Etwas rutschte in seinen Hals und kratzte, und er fuhr krampfhaft hoch, hielt die Hand vor den Mund und versuchte, mit geschlossenen Lippen zu husten. Als sein Hals wieder frei war, schluckte er hastig das ganze feuchte und ziemlich matschige Marihuana hinunter. Dann fuhr er sich mit der Zunge über die Zähne und beseitigte alle Reste und Spuren.
    »Euch stehen ein paar Überraschungen bevor«, sagte der Polizist. »Ihr werdet ein bisschen Sonnenlicht in die Seele

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