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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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komme ich in das Hotel hinein?« fragte er. »Ich kann nicht über den Zaun klettern, und mit Richard kann ich nicht schwimmen.«
    »Blas es auf.« Speedys Augen hatten sich wieder geschlossen.
    Jack faltete das Ding auseinander. Es war ein aufblasbares Floß, und es hatte die Form eines beinlosen Pferdes.
    »Erkennst du sie?« Speedys Stimme, so brüchig sie war, hatte einen sehnsüchtigen Klang. »Du und ich, wir haben sie getragen, vor langer Zeit. Ich hab dir gesagt, wie sie heißt.«
    Plötzlich erinnerte sich Jack, wie er Speedy gesucht hatte an jenem Tag, der erfüllt schien von schwarzweiß gestreiftem Licht, und wie er ihn in einem runden Schuppen gefunden hatte, wo er ein Karussellpferd reparierte. Du trittst der Lady zwar zu nahe, aber ich denke, sie hat nichts dagegen, wenn du mir hilfst, sie wieder dahin zu bringen, wo sie hingehört. Jetzt hatte auch das eine weiterreichende Bedeutung. Ein weiteres Teil der Welt fügte sich ein. »Silver Lady«, sagte er.
    Speedy blinzelte ihn an, und wieder überkam Jack das gespenstische Gefühl, dass alles in seinem Leben zusammengewirkt hatte, um ihn an diesen Punkt zu bringen. »Ist dein Freund hier okay?« Es war – fast – eine Ablenkung.
    »Ich denke schon.« Jack warf einen besorgten Blick auf Richard, der sich auf die Seite gedreht hatte und mit geschlossenen Augen flach atmete.
    »Dann blas die alte Silver Lady auf. Du musst den Jungen unbedingt mitnehmen. Er gehört dazu.«
    Der Zustand von Speedys Haut schien sich zu verschlechtern, während sie da am Strand saßen – sie hatte eine aschgraue Färbung angenommen. Bevor Jack das Ventil in den Mund steckte, fragte er: »Kann ich irgend etwas für dich tun, Speedy?«
    »Klar, geh in den Drugstore von Point Venuti und hol mir eine Flasche Lydia Pinkhams Wundersalbe.« Speedy schüttelte den Kopf. »Du weißt, wie du Speedy Parker helfen kannst, Junge. Hol den Talisman. Das ist alles, was ich an Hilfe brauche.«
    Jack blies in das Ventil.
     
3
     
    Nur wenig später steckte er den Stöpsel am hinteren Ende eines Floßes ein, das aussah wie ein gut meterlanges Pferd mit ungewöhnlich breitem Rücken.
    »Ich weiß nicht, ob ich Richard auf dieses Ding hinaufbekomme«, sagte er, nicht vorwurfsvoll, sondern nur laut denkend.
    »Er wird imstande sein, Anweisungen zu befolgen, Travelling Jack.
    Setz dich einfach hinter ihn, gib ihm Hilfestellung. Mehr braucht er nicht.«
    Und in der Tat hatte sich Richard in den Windschatten der Felssäulen geschoben und atmete jetzt glatt und regelmäßig durch den offenen Mund. Ob er schlief oder wach war, war nicht zu erkennen.
    »Okay«, sagte er. »Ist hinter dem Haus eine Pier oder so etwas?«
    »Etwas Besseres als eine Pier. Wenn du über den Wellenbrecher, hinaus bist, siehst du große Pfähle – ein Teil des Hotels ist über dem Wasser gebaut. An den Pfählen siehst du eine Leiter. Befördere Richard die Leiter hinauf, dann seid ihr auf einer großen Plattform. Dort sind hohe Fenster – von der Art, die gleichzeitig Türen sind, verstehst du? Du machst eine der Fenstertüren auf und bist im Speisesaal.« Er brachte ein Lächeln zustande. »Und wenn du erst einmal im Speisesaal bist, wirst du es vermutlich auch schaffen, den Talisman aufzuspüren. Hab keine Angst vor ihm, Junge. Er hat auf dich gewartet – er kommt in deine Hände wie ein braver Hund.«
    »Was hindert die Kerle da drüben, mir zu folgen?«
    »Pah, die können nicht ins schwarze Hotel.« Entrüstung über die Dummheit von Jacks Frage sprach aus jeder Falte in Speedys Gesicht.
    »Das weiß ich. Ich meine im Wasser. Könnten sie nicht in ein Boot steigen und mich verfolgen?«
    Jetzt brachte Speedy ein schmerzverzerrtes, aber echtes Lächeln zustande. »Ich glaube, das wirst du selber herausfinden, Travelling Jack. Old Bloat und seine Leute wagen sich nicht ins Wasser. Mach dir deshalb keine Gedanken – denk nur daran, was ich dir gesagt habe, und zieh los.«
    »Bin schon unterwegs«, sagte Jack und schob sich so weit vor, dass er einen Blick auf die Küstenstraße und das Hotel werfen konnte. Es war ihm gelungen, den Weg über die Straße und zu Speedys Versteck ungesehen zurückzulegen; also würde er es wohl auch schaffen, Richard die paar Schritte zum Wasser hinunterzuzerren und ihn auf das Floß zu befördern. Mit einigem Glück müsste es auch gelingen, ungesehen die Pfähle zu erreichen – Gardener und die Männer mit den Feldstechern konzentrierten sich auf den Ort und den Abhang.
    Jack spähte um

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