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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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Männern in schwarzen Anzügen Befehle zuschrie, im Kreis herumwirbelte, auf etwas zeigte, das Jack nicht sehen konnte, und angewidert den Mund verzog.
    Dann fiel ihm das Atmen wieder ein.
    »Interessant, was wir da vor uns haben, Richard«, sagte Jack. »Wir haben ein Hotel vor uns, das sich doppelt so groß machen kann, wenn es will, und außerdem haben wir da unten den verrücktesten Mann der Welt.«
    Richard, von dem Jack geglaubt hatte, er schliefe, überraschte ihn mit einem kaum hörbaren Gemurmel.
    »Was?«
    »Versuch’s trotzdem«, flüsterte Richard schwach. »Mach dich auf, Kumpel.«
    Jack lachte leise. Einen Augenblick später bewegte er sich im Schutz der Häuser vorsichtig bergab und schlich durch hohes Gras zum Strand hinunter.

 
Vierzigstes Kapitel
     
    Speedy am Strand
     
    1
     
    Am Fuß des Hügels ließ sich Jack ins Gras fallen und kroch weiter, Richard auf dem Rücken wie einst seinen Rucksack. Als er das vergilbte Unkraut am Straßenrand erreicht hatte, schob er sich zentimeterweise vorwärts und hielt Ausschau. Unmittelbar vor ihm, auf der anderen Straßenseite, begann der Strand. Hohe, verwitterte Felsbrocken ragten aus dem weißgrauen Sand, weißgraues Wasser brandete gegen das Ufer. Ein Stück vom Hotel entfernt, an der landeinwärts gelegenen Seite der Straße, stand ein lang gestrecktes, baufälliges Gebäude, das aussah wie ein angeschnittener Hochzeitskuchen. Eine Holztafel mit einem großen Loch darin trug die Aufschrift KINGSLA … ..TEL. Das Kingsland Motel, erinnerte sich Jack, in dem Morgan Sloat mit seinem kleinen Sohn abgestiegen war, um wie unter Zwang das schwarze Hotel zu beobachten. Ein Stück weiter die Straße hinauf leuchtete etwas Weißes - Sunlight Gardener, der offensichtlich einige der dunkelgekleideten Männer beschimpfte und mit der Hand hügelaufwärts deutete. Er weiß nicht, dass ich schon hier unten bin, erkannte Jack, als einer der Männer langsam die Küstenstraße hinaufwanderte und nach allen Seiten Ausschau hielt. Gardener machte eine weitere befehlende Handbewegung, und eine der am Ende der Main Street geparkten Limousinen setzte sich in Bewegung und rollte neben dem dunkelgekleideten Mann her, der sein Jackett aufknöpfte, sobald er den Gehsteig der Main Street erreicht hatte, und eine Pistole aus dem Schulterholster zog.
    In den anderen Limousinen drehten die Fahrer die Köpfe und spähten den Hügel hinauf. Jack pries sein Glück – fünf Minuten später, und ein abtrünniger Wolf mit einer großen Pistole hätte seiner Suche nach dem großen, singenden Ding im Hotel ein Ende bereitet.
    Er konnte nur die beiden oberen Stockwerke des Hotels sehen und die auf den architektonischen Extravaganzen des Daches herumwirbelnden Wetterfahnen. Aus der Froschperspektive schien der Wellenbrecher zur Rechten des Hotels, der sich am Strand entlangzog und dann ins Wasser erstreckte, zu einer Höhe von sechs Metern oder mehr aufzuragen.
    KOMM GLEICH KOMM GLEICH, rief der Talisman mit Worten, die keine Worte waren.
    Der Mann mit der Pistole war jetzt außer Sichtweite, aber die Fahrer starrten hinter ihm her, während er den Weg zu den Irren von Point Venuti hinauftrabte. Sunlight Gardener hob seinen Lautsprecher und brüllte: »Löscht ihn aus! Ich will, dass er ausgelöscht wird!« Er stieß mit dem Lautsprecher einen anderen dunkelgekleideten Mann an, der gerade seinen Feldstecher hob, um in Jacks Richtung die Straße abzusuchen. »He, du! Schweinehirn! Nimm die andere Straßenseite … und lösch diesen schlechten Jungen aus, oh ja, diesen allerschlechtesten, allerschlechtesten Jungen, den allerschlechtesten …« Seine Stimme entfernte sich, während der zweite Mann die Straße überquerte und die Pistole bereits seine Faust verlängerte.
    Das war die beste Chance, die sich ihm je bieten würde, erkannte Jackniemand sah in seine Richtung. »Halt dich gut fest«, flüsterte er Richard zu, der sich nicht regte. »Zeit für einen kleinen Spurt.« Er zog die Füße unter den Körper und wusste, dass Richards Rücken wahrscheinlich über dem vergilbten Unkraut und dem hohen Gras zu sehen war. Vornübergebeugt preschte er vor und setzte die Füße auf die Küstenstraße.
    Sekunden später lag Jack Sawyer in körnigem Sand flach auf dem Bauch. Er schob sich mit den Füßen voran. Richards Hand umkrampfte seine Schulter fester. Jack schob sich weiter durch den Sand, bis er hinter dem ersten hohen Felsbrocken in Deckung war; dann hörte er einfach auf, sich zu bewegen und

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