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Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Titel: Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Feuchtenbeiner
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lächelte und setzte dann zu einer Erklärung an.
    „Das ist schon wirklich etwas Eigentümliches“, sagte er. „Ihr müsst wissen, ich war von klein auf sehr häufig in der Gesellschaft von Mädchen und Damen, ich genoss meine Erziehung gemeinsam mit den Fräuleins. Als Jüngling, und weil ich es nun mal so gewohnt war, verkehrte ich weiterhin mit Vorliebe mit ihnen. Versteht Ihr, der Umgang mit Frauen ist mir gänzlich alltäglich geworden, und ich vermag in den Weibern auch nicht das zu erblicken, was andere Männer in ihnen sehen.“
    Verlegen blickte er Hermann von unten herauf in die Augen. „Sehen Sie, Herr Baron“, sagte er stockend, „die Gesellschaft eines schönen Mannes erfüllt mich auf ganz andere Weise, sie befriedigt mich zutiefst und macht mich glücklich. Mädchen“, setzte er mit überraschender Heftigkeit hinzu, „reizen mich nicht!“
    Nach diesem Ausbruch war Hermann natürlich klar geworden, wie es um den hübschen jungen Kerl stand; kein Wunder, dass er so mädchenhaft wirkte, handelte es sich bei ihm doch offensichtlich um einen Urning, einen Mann also, der seinen größten Genuss darin findet, von einem anderen Mann geliebt zu werden und sich dabei vorzustellen, er sei ein Weib.
    Benny plauderte munter weiter, aber Hermann hörte gar nicht richtig zu, sondern verfolgte den Gedanken weiter, der ihm gerade gekommen war. Plötzlich schrak er zusammen, denn er hatte auf einmal einen ordentlichen Ständer in der Hose.
    Wie war das geschehen? Hatte ihn wirklich die Vorstellung, Benny in den Arsch… Hermann stand auf und fühlte die Bestätigung: Sein Glied stand wie eine Eins, und ihm war als Ganzes heiß geworden. Was für eine Situation! Wirklich zum Lachen.
    „Lass uns gehen, Benny, ja, jetzt sofort“ bedeutet er seinem Begleiter, der den Baron ob der plötzlichen Eile und Heiterkeit verwundert ansah und nicht recht wusste, was er davon zu halten habe. Doch P. verspürte das dringende Bedürfnis, sich in der luftigen Umgebung des Parks ein wenig Abkühlung zu verschaffen. Er schlug vor, einen kleinen Spaziergang zu machen, und Benny stimmte mit Freuden zu.
    Es war eine herrliche Nacht. Tiefe Stille herrschte im Park, unterbrochen nur ab und zu von den Schritten eines Heimkehrers. Ein paar wenige Gaslaternen brannten und schufen kleine Inseln des Lichts in ansonsten tiefer Dunkelheit; der weiße Weg, auf dem die beiden gingen, bot Anhaltspunkt genug für einen sicheren Tritt.
    Eine Weile schlenderten die beiden still dahin. Sie gingen durch eine der Wall-Alleen, so benannt weil sie sich entlang des alten Walles hinzogen. In diese Alleen drang nur selten ein Sonnenstrahl, denn die Bäume standen so dicht und das Blattwerk war derart geschlossen, dass sich regelrechte Laubengänge gebildet hatten, in denen es selbst im Schein der mittäglichen Sommersonne immer schattig war. Jetzt, bei Nacht, herrschte völlige Dunkelheit, unterbrochen nur von den gelegentlich aufgestellten Laternen, welche jedoch wegen der vielen Krümmungen des Weges immer nur sehr kleine Bereiche erhellten.
    Hermann fühlte sich recht wunderlich neben seinem neuen Gefährten. Die vielen Erlebnisse des Tages und besonders was er alles erfahren hatte, nicht zuletzt von und über Benny, schwirrten durch seinen Kopf. Es drängte ihn, den Jungen zu umarmen und zu küssen, aber andererseits war dies doch verrückt, woher kamen diese seltsamen Gelüste, die er nicht recht verstand und noch nie zuvor empfunden hatte?
    Benny wiederum war auf diese besondere Weise feinfühlig und merkte wohl, wie es um Hermann stand. Es stimmte ihn überglücklich und sein weiches Herz begann jedes Mal heftig zu pochen, wenn der Baron seinen Arm ergriff und an sich presste, wie er es von Zeit zu Zeit tat. Er schmiegte sich dann für Augenblicke an den stolzen Mann und genoss für Sekunden ein Vorgefühl vollkommener Seligkeit.
    Ihre langsame, kleine Wanderung hatte sie an einen Seitenweg geführt, der von der erhöhten Allee entlang des alten Walles nach unten abzweigte. Er führte zur so genannten Waldlilie – ein sehr nett gelegenes Plätzchen, eine von dicht stehenden Fichten umgebene Lichtung, sehr einladend und sehr abgeschieden zugleich. Ihren Namen trug die Stelle nach der Statue, die in der Mitte aufgestellt worden war: Ein Mädchen füttert ein Rehkitz. Diese rührende Darstellung ist, wie auch der Name dafür, der populären Dichtung eines gefeierten, heimischen Sängers entnommen, dem zu Ehren das Bildnis hier errichtet worden

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