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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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und ein weiterer für seinen Gast, Frau Schale. Die dicken Wände gaben immer noch die Hitze des Tages ab, obwohl das Licht mittlerweile rasch schwand.
    Bei den Geistern! Er war ein wahrhaft anstrengender Tag gewesen. Ringwalds Knie schlotterten vor Müdigkeit. Er wünschte, ihm wäre ein Sitzplatz angeboten worden. Regelrecht verärgert jedoch war er darüber, dass auch Tru stehen musste. Die Reisenden waren schmutzig und am Verhungern, dennoch hatte Johanna jegliche Erfrischungen ausgeschlagen und auf einer unverzüglichen Audienz mit dem Grafen beharrt. Seit Raunzer von der bevorstehenden Hochzeit berichtet hatte, verhielt sie sich merkwürdig, murmelte vor sich hin und bedachte ihre Klingen mit finsteren Blicken. Ringwald fürchtete, sie könnte János um eine Begleitgarde ersuchen, um an der Trauung teilzunehmen. Käme János einer solchen Bitte nach, würden zwei Klingen in ernsten Schwierigkeiten stecken, da sie einen Streit mit zweihundert Bergkriegern auszutragen hätten.
    Der Thron des Grafen war kunstvoll geschnitzt, einst vergoldet gewesen und hoch genug, um eine Fußstütze zu erfordern. Von dort oben konnte János auf die Herzogin hinabblicken, deren Stuhl zu niedrig schien, um gemütlich zu sein. »Von kleinem Wuchs« hatte sie ihn beschrieben, was jedoch an seinen Beinen liegen musste, denn seine Schultern wirkten eine Wegstunde breit, und sein Kopf war groß wie ein Bierfass. Er besaß eine vorstehende Stirn mit wild wuchernden Brauen, einen kahlen Schädel und einen Bart wie ein verheddertes Eisendrahtknäuel. An dicken, behaarten Fingern glitzerten Edelsteine, seine Kleider hingegen bestanden aus Leder und waren schlicht und abgetragen.
    Johannas Beharren, dass ihre drei Schwertkämpfer ihre Waffen nicht abgeben würden, hatte zu einer Verzögerung geführt, bis drei der Söhne des Grafen gefunden und herbeigeschafft wurden, auf dass sie sich hinter ihrem Vater aufstellten, gleichsam als Gegenstück zu den Männern aus Eisenburg. Sie waren kleiner, breiter und wesentlich älter als die Klingen, doch Ringwald empfand für die mächtigen Breitschwerter, die sie trugen, nur Verachtung. Er zöge Schlechte Neuigkeiten jederzeit solchen Waffen vor. Obwohl es den drei Kerlen nicht gelang, den furchteinflößenden Blick ihres Vaters nachzuahmen, vermittelten ihre Mienen unverkennbar, dass sie herzlich wenig von dieser emporgekommenen Frau hielten, die es wagte, bewaffnete Männer in die Halle ihres Vaters mitzubringen. Offenbar vertraute János ihnen nicht genug, um ihnen zu erklären, wer sie in Wirklichkeit war.
    Nach einem Mindestmaß an Förmlichkeiten fragte sie: »Wie geht es Krupina, Herr? Wie ich höre, herrscht immer noch Herzog Rubin.«
    »Scheint so. Aber wo ist mein Freund Ernst?« Seine Stimme grollte und hallte in dem Raum wider.
Als sie von Faders Tod und die verschiedenen Anschläge beschrieb, die auf sie verübt worden waren, seit sie Brikov verlassen hatte, wurde sein finsterer Blick immer Furcht erregender. Nur als sie die Gastfreundschaft des Königs von Chivial und dessen Geschenk in Form dreier erstklassiger Schwertkämpfer erwähnte, ließ das Blitzen in seinen Augen ein wenig nach. Die drei erstklassigen Schwertkämpfer betrachtete er mit unverhohlener Verachtung. Die drei Holzhacker im Hintergrund glotzten mit großen Augen. Wahrscheinlich waren sie in ihrem ganzen Leben noch nie jenseits der Grenzen Krupinas gewesen.
János gab nur eine einzige Äußerung dazu ab. Als Johanna berichtete, dass Harald sich als Verräter entpuppt hatte, grunzte er und brummte: »Das ist keine Überraschung!«
Was Ringwald wiederum überraschend fand. Der Baron hatte Harald vertraut und ihn hier in Brikov in die Gruppe aufgenommen. Wenn János den Mann als unzuverlässig erachtet hatte, wieso hatte er damals nicht darauf hingewiesen?
Natürlich hatte Johanna eine Frage zu stellen, die wichtiger als alle anderen war, zugleich jedoch eine schwierige, da die massigen Söhne nicht wussten, dass ihr Vater den abgängigen Markgrafen versteckte.
»Und mein liebstes … Schwesterlein? Und ihre Familie?«
»Ich nehme an, es geht ihr gut. Dennoch muss ich Euch beunruhigende Kunde mitteilen.« János drehte den übergroßen Kopf. »Genug der Spielchen. Raus mit euch allen. Geht und macht euch nützlich. Kümmert euch um das Häuten.«
»Vater …« setzte einer an.
»Raus!«, brüllte der Graf. »Und schickt eine Bank für unsere Gäste herein. Und Wein.«
Wie Kinder stapften die drei Bären schmollend hinaus.

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