Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
der von Menschenhand geschaffene Pfad offensichtlicher und durchaus passierbar. Dies, so erklärte Manfred mit zahnlosem Grinsen, war die Scheide, die Grenze, und Sigmunds Männer würden ihnen nicht in das Hoheitsgebiet des Grafen János folgen.
Und so war es auch.
    Die Schlucht verbreiterte sich zu einem schmalen Tal, das in ein noch breiteres überging. Beim ersten offenen Gewässer ließ Manfred den Tross anhalten, damit die Pferde rasten und trinken konnten. Rings um sie ragten hohe Gipfel auf.
    »Wie weit ist es noch nach Brikov?«, erkundigte sich Glockmann.
Der alte Mann zuckte mit den Schultern. »Bei Einbruch der Nacht sollten wir dort sein.« Er schaute zum Himmel. »Wenn das Wetter hält.«
Also hatten sie noch einen weiten Weg vor sich, doch zumindest konnten sie nun auf vier statt auf zwei Beinen reisen. Der östliche Hang der Gebirgskette erwies sich als weniger steil und trockener als der westliche. Der Pfad führte in eine steinige Moorlandschaft hinab, danach in sandige, mit vereinzelten Kiefern gesprenkelte Täler und am Nachmittag schließlich wieder in Weide- und Forstland. Manfred wies immer wieder auf Spuren von Herden und Wild hin, gelegentlich sogar auf jene von Menschen, doch es war bereits spät am Tag, als sich ihnen jemand in den Weg stellte.
Der junge Reiter, der sie aufhielt, war kaum mehr als ein Knabe. Dennoch wirkte er nicht so beunruhigt, wie zu erwarten gewesen wäre, hätte er ganz allein bewaffneten Eindringlingen aufgelauert, und die Ebene, die sie überquerten, bot reichlich Deckung. Sein Dialekt war noch unergründlicher als jener der Köhler, aber er und Manfred plauderten alsbald unverständlich miteinander. Zufrieden gab der Junge in Richtung Büsche und Haine ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei. Danach begleitete er die Gruppe nach Brikov, wobei er sich den ganzen Weg lang mit Manfred unterhielt. Sofern sich im Gebüsch Bogenschützen verbargen, blieben sie außer Sicht.
Die Sonne war bereits hinter den Hügeln verschwunden, als Johanna ausrief: »Das ist Brikov!«
    »Das?« Glockmann hatte eine kleine Stadt oder zumindest eine Burg erwartet, aber er sah wenig mehr als ein kahles, steiniges Tal mit hinter trockenen Steinmauern eingepferchten Rindern und ein paar entlang der Hänge verstreuten Häuschen. Da die Farbe der Hütten jener der Landschaft ähnelte, waren die Behausungen in der einsetzenden Dämmerung kaum auszumachen.
    »Warum?«, fragte er. »Ich meine, warum hier?« Für gewöhnlich gab es einen Grund, weshalb Siedlungen entstanden: eine Furt, bestellbares Land oder ein guter Hafen.
    Johanna lächelte matt. Wie alle anderen war auch sie erschöpft. »Bergbau. Ernst hat es mir erklärt. Sie haben ihre Heime aus dem Abraum gebaut, der aus den Stollen gekippt wird. Entlang der Hügel wimmelt es nur so von Stollenmündern. Niemand hat je versucht, Brikov zu erobern, hat Ernst gesagt – es wäre, als marschierte man in einen Ameisenhaufen ein.«
    Und ebenso sinnlos, dachte Glockmann. Das einzig Wertvolle in Sicht waren Rinder, und die konnten mühelos an einen anderen Ort geschafft werden.
    Der Pfad, den der Führer gewählt hatte, verlief an der Seite des Tals und dicht an einigen der Häuser vorbei, wodurch Glockmann sah, dass es sich um einfachste Hütten handelte, die aus Steinmauern und Sodendächern bestanden. Einige der Männer, die den Einzug der Besucher beobachteten, ragten höher auf als ihre eigenen Behausungen. Viele waren bewaffnet und schienen ein weiterer guter Grund dafür, nicht in das Tal einzufallen.
    Der Sitz des Fürsten bestand aus mehreren größeren Gebäude, die eher einem befestigten Gehöft glichen denn einem herkömmlichen Bollwerk. Am Haupttor standen Wachen mit Hellebarden, wobei nicht klar wurde, ob sie das Haus oder die drei Arbeiter bewachten, die einen Galgen errichteten.
7
    Wenn János seine zweihundert Männer aus den Bergen zusammenriefe, stellte Ringwald fest, hätten sie in seiner freiherrlichen Halle nur Platz zum Stehen. Mit den Glasfenstern, dem mit Sägemehl bedeckten Holzboden und den Wollwebarbeiten an den Wänden, um die Winterkälte zu bannen, wirkte der Raum eher wie der Speisesaal eines wohlhabenden Gutsbesitzers denn wie die Halle eines Helden oder eine Messe für die Besatzung einer Burg. An jenem Abend war der Saal so gut wie verwaist
– kein Ochse drehte sich am Spieß über der schmucklosen Feuerstelle, keine Bohlentische und Bänke waren für ein Festmahl aufgestellt, nur ein Stuhl für den Grafen selbst

Weitere Kostenlose Bücher