Der Tanz Der Klingen
es handle sich um Rubin. Ringwald spürte, wie sich pochende Kopfschmerzen ankündigten. Wenn sowohl der Markgraf als auch Karl verschwunden waren, blieb als einziger Erbe Fürst Volpe übrig, der sich, sofern ihre Mutmaßungen richtig waren, als der Großherzog ausgab. Egal. Wessen Hintern auch auf dem Thron sitzen mochte, er brauchte einen Erben, und die Tochter des Markgrafen würde ganz Trenko erben. Ein gemeinsames Kind würde über beide Staaten herrschen. Ein verzaubertes Medaillon im Bett zu tragen, wäre zwar etwas seltsam, aber keineswegs unmöglich. (Welchen Vater würde das Kind wohl bevorzugen?)
»Ist Fürst Volpe ebenfalls verschwunden?«, wollte Glockmann wissen.
Der Graf zuckte mit den Schultern und leerte seinen Kelch. »Ist nicht meine Aufgabe, über den Probst auf dem Laufenden zu sein. Wenn er ein verzaubertes Medaillon wie jenes Ihrer Hoheit hat, kann er nach Belieben auftauchen und verschwinden. Habt Ihr vor, die Trauung zu besuchen, Euer Gnaden? Ich muss. Leider habe ich keine andere Wahl.
Aber wenn Ihr dort aufkreuztet, würde es eine wesentlich erfreulichere Pflicht.«
»Wenn der Herzog in Vamky eingesperrt ist«, fragte Glockmann, »gilt das dann auch für seinen Sohn?«
Mittlerweile war es in dem Raum fast völlig dunkel, was Ringwald zwar als seinem geistigen Zustand angemessen, aber schlecht für das Beschützen eines Mündels betrachtete. Erwartete auf eine Pause im Gespräch, damit er um Licht bitten konnte.
»Ich hab Euch doch gesagt, Freundchen«, antwortete János, »dass die Brüder ihn dorthin geschafft haben. Seither hat niemand mehr etwas von ihm gehört. Seine Ankunft in Krupa wurde nie angekündigt. Klingt übel, hm?«
»Aber Ihr habt gesagt, Sie hätten auch seine Tante und deren Gemahl mitgenommen«, gab Glockmann zurück. »Das hört sich nicht so an, als wollten sie ihn töten.«
Wieder schnaubte der Graf höhnisch. »Wollte ich einen süßen, lockigen Balg wie ihn auslöschen, würde ich jedenfalls nicht die Männer damit beauftragen, die ich losschicke, um ihn zu holen. Darum würde ich mich persönlich kümmern – später, wenn niemand dabei zusieht. Wisst Ihr, es gibt so etwas wie Moral. Ist zwar nicht dasselbe wie Anstand, aber die beiden beeinflussen einander. Tantchen könnte durchaus auch tot in den Wäldern oder am Grund der Asch liegen.
Und geht nicht von der falschen Annahme aus, dass die Ritterbrüder nur für Volpe arbeiten. Ihr eigentlicher Eid gilt dem Abt, der seine Befehle vom Großherzog entgegennimmt, so steht es in den Regeln geschrieben. Ich habe Abt Minhea schon immer für einen schleimigen Kriecher gehalten. Wenngleich für weniger kaltblütig als Volpe.«
»Aber das …« setzte Glockmann an. Er schaute zur Herzogin. »Verzeiht, Hoheit … Frederiks Verschwinden ist ein weiterer Grund zu glauben, dass der derzeitige Großherzog ein Schwindler ist. Wenn er der wahre Rubin wäre und seinen Sohn zurückbekam, hätte er es doch gewiss bekannt gegeben, oder? Er müsste nicht einmal erklären, wo er den Knaben gefunden hat. ›Durch die Wälder streunend‹ würde schon reichen. Es wäre ein weiterer Beweis dafür, dass Ihre Hoheit tot ist und er frei wäre, erneut zu heiraten.«
»Ich glaube, es ist Volpe«, pflichtete der Graf ihm bei und leerte abermals seinen Kelch.
»Und dennoch wollt Ihr den Mann hängen, der es Euch gesagt hat?«
János funkelte ihn finster an. »Das ist nicht der Grund, weshalb ich ihn hänge. Er hat den Knaben verraten.«
»Wer?«, wollte die Herzogin wissen.
»Radu.«
»Radu Priboi?«
»Genau der. Der alte Mann starb hier vor etwa zehn Tagen – er hat sich nie richtig vom Untergang des Fadrenschlosses erholt. Zu seinem Begräbnis tauchten ein paar Dutzend Söhne auf. Einer davon war Radu, Ritter der Vamky-Bruderschaft, der Held der Familie. Nachdem alle anderen nach Hause aufgebrochen waren, blieb er zurück und bat mich, ihn aufzunehmen. Aber er gestand, dass er den Knaben unmittelbar nach Eurer Abreise aufgespürt hatte. Er wusste, wie er aussah, meinte er. Was nur auf wenige der Brüder zutraf.«
»Möglich wäre es«, räumte Johanna mit heiserer Stimme ein. »Volpe kam häufig in den Palast, und er hatte immer ein Gefolge dabei.«
»Auch Eure Schwester kannte er, sagte Radu. So fand er den Knaben und holte eine Schwadron der Brüder. Ich habe ihn gefragt, wie viele Ritter in Rüstung denn nötig wären, um einen Zweijährigen in Gewahrsam zu nehmen. Mittlerweile weiß er, was wir hier von Verrätern und Dieben halten. Er
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