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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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rammte János’ Leichnam beide Füße in den Leib. Ringwald stieß mit der Schulter an die Mauer, rutschte daran entlang und landete mit einer Wucht auf dem Steiß, der ihm den Schädel vom Hals zu schleudern drohte. Der Schattenherr kippte rücklings und in einen weiteren Schattenherrn hinter ihm. Zusammen stürzten sie, rollten hinab und waren verschwunden. Die Leichen selbst verursachten beim Aufprall keinen Laut. Er hörte ihre Waffen auf den Steinen aufschlagen und konnte daran erkennen, dass es noch zu tief nach unten ging, um einen Sprung zu wagen. Außerdem wäre es ohnehin einem Sprung auf Eisenspieße gleichgekommen. Der jähe Schmerz, der ihn erfasste, als er sich aufrappelte, ließ ihn sich unwillkürlich fragen, ob er sich das Becken gebrochen hatte, doch noch mehr Kummer bereitete ihm das Breitschwert, das nun geradewegs auf ihn herabgesaust kam. Mit aller Kraft wehrte er es nach außen ab, indem er Schlechte Neuigkeiten mit beiden Händen umklammerte. Der Zusammenprall mit der mächtigen Waffe gab ihm gleichzeitig die Möglichkeit, sich sicher gegen die Mauer zu drücken. Klirr! Doch die Kraft des Leichnams erschreckte ihn. Wieder und wieder drosch dieser auf ihn ein, und er konnte nur parieren. Klirr! Klirr! Klirr! Dann fand er endlich genug Hebelwirkung, um das Breitschwert nach außen zu zwingen; der wandelnde Tote verlor das Gleichgewicht und kippte über den Rand. Der dritte Gegner erledigt, diesmal gefolgt vom Bersten brüchigen Holzes.
    Sogleich setzte er sich wieder abwärts in Bewegung. Seit der Nacht, in der er gebunden worden war, hatte er gewusst, dass die Bindung seine Nachtsicht geschärft hatte. Eisenburg wartete mit mehreren Legenden auf, denen zufolge Klingen in pechschwarzer Finsternis gekämpft haben, wenngleich nur wenige dieser Geschichten handfest belegt waren. Ringwald war sich nicht bewusst, in dieser Schlacht überhaupt etwas zu sehen. Er gebarte sich nur so, als könne er sehen. Er wusste lediglich, wo und was die Dinge um ihn herum waren.
    Wie jener vierte Schattenherr vor ihm, ein großer, massiger Leichnam, der unmöglich auf gewöhnlichem Wege durch jenen schmalen Tunnel gelangt sein konnte. Wie viele dieser Ungeheuer mochten sich dort unten tummeln? Würde er die gesamte Leichenbevölkerung der Feste besiegen müssen, ehe er von dieser verfluchten Treppe gelangen konnte? Und was bewirkte er überhaupt? Die Scheusale konnten weiterkämpfen, nachdem ihnen der Kopf abgeschlagen worden war, hatte Tancred gesagt, also würden gebrochene Knochen sie erst recht nicht aufhalten. Nur der Sonnenaufgang. Bis dahin würden sie immer wiederkommen, um sich mehr zu holen.
    Der vierte Schattenherr griff ihn mit derselben Taktik an, die Ringwald erfolgreich gegen den dritten eingesetzt hatte. Das Ungetüm stieß auf seine rechte Seite zu, und Ringwald war gezwungen, in Richtung der Mauer zu parieren. Der Schattenherr schleuderte ihn von sich wie einen Pfannkuchen.

Auf dem Weg nach unten vollführte er einen vollständigen Überschlag. Dabei fragte er sich, wie der Schattenherrenzauber wirkte und ob der Sturz die Berührung auf irgendeine Weise aufhob oder ob er nun dazu verdammt war, bis in alle Ewigkeit durch die Feste zu spuken. Er hatte sogar Zeit zu hoffen, er möge auf dem Kopf landen und sein Gehirn über die Trümmer vergießen, statt zerschmettert dort zu liegen und Stunden oder Tage zu leiden, ehe er starb. Dann fing ihn jemand auf.
7
    Drei Männer in besudelten weißen Gewändern schritten durch den Irrgarten von Vamky. Glockmann stützte Radu, der in noch schlechterer Verfassung als er selbst war, und beide hatten Mühe, mit dem ungeduldigen Volpe Schritt zu halten. Der Probst wusste genau, wohin er wollte, doch dazu gehörte ein langer, umständlicher Fußmarsch. Er warf Zellentüren auf, ging hinein und knurrte Befehle. Erschrockene Brüder erwachten ruckartig und setzten sich eilends in Bewegung und ergriffen Schwert und Kutte, um zu gehorchen. Volpe musste zuerst seine vertrauenswürdigsten Untergebenen wecken, und die Lage ihrer Zellen wies keine bestimmte Ordnung auf. Erst nachdem er seinen Gegenumsturz in Gang gesetzt hatte, konnte er einen Augenblick für seine beiden Retter erübrigen.
»Kantor Isidor!«
    Ein weißhaariger, hagerer Mann schlug verwirrt die Augen auf und blinzelte in den Schein der Laterne des Probstes empor. »Herr!«
    »Bruder, ich schlage gerade eine Meuterei nieder. Ruf nur Männer zusammen, denen du uneingeschränkt vertrauen kannst, und sei vor

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