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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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entstammen, denn Volpe wurde acht Monate nach dem Tod seines Vaters und dreißig Jahre nach seinem einzigen Bruder geboren. Als ich in das Geschehen trat, hatten die beiden sich längst versöhnt. Offenbar vertraute Rubin seinem Onkel, zumal er ihn zum Probst von Vamky ernannt hatte, wodurch er zum mächtigsten Mann des Reiches wurde, noch mächtiger als der Großherzog selbst.
Wie Ihr wisst, sorgen mehrere jüngere Söhne hochwohlgeborenen Familien überall für Schwierigkeiten. Indem man ein Erbe teilt, schwächt man es, daher geht fast überall in Euranien alles an den Erstgeborenen. Herrscher trifft dieses Problem in besonderem Maße, und am schlimmsten von allen die Großherzoge Krupinas, weil das Reich zu klein ist, um Platz für zahlreiche königliche Nachkommen zu bieten. Für gewöhnlich besteht die bevorzugte Lösung darin, sie ehrenwert in einer Schlacht sterben zu lassen. Doch Krupina meidet Kriege seit jeher nach Möglichkeit. Krupinas Ausweg sieht so aus, dass überzählige Söhne in die Vamky-Bruderschaft einzutreten haben, von der sie als Söldner ausgesandt werden, um in anderer Menschen Kriege zu sterben.
Die Brüder werden zu Armut, Ehelosigkeit und bedingungslosem Gehorsam ihrem Abt gegenüber vereidigt. Ihr befestigtes Kloster Vamky beherrscht den Pilgerpass, das nördliche Tor zum Reich. Ihre Ritter sind als Krieger stets gefragt, zumeist heuert man dazu auch einige ihrer Beschwörer an, denn niemand versteht mehr als die Brüder davon, die Geister der Elemente zur Kriegsführung einzusetzen. Die gesamten Einnahmen aus solchen Verträgen fließen in die Säckel der Bruderschaft, folglich ist sie sehr reich. Sie verfügt über die einzige ständige Armee im Reich. Wer immer über die Brüder herrscht, kann demnach auch über Krupina herrschen, und der Abt ist ein Mann gewaltiger Macht. Mehrere Generationen von Herzögen haben versucht, ihn im Zaum zu halten, indem sie einen Probst als eine Art Mitherrscher ernannten. Offiziell unterstehen dem Probst der militärische Arm und Verträge mit fremden Ländern, während die Ausbildung und Disziplin in den Bereich des Abtes fallen. Die Machtteilung ist verschwommen und funktioniert nicht immer, aber Rubin folgte lediglich einer Tradition, indem er seinen Erben zum Probst ernannte.«
»Ehelosigkeit?«, meldete Raunzer sich zu Wort. »Heißt das, sie tun es nicht mit Frauen?«
»Das heißt, dass sie nicht heiraten dürfen. Eigentlich sollten sie überhaupt keinen Umgang mit Frauen pflegen, aber natürlich ist niemand vollkommen, Ihre Disziplin ist streng, ihre Strafen sind furchtbar.« Die Herzogin blickte mit ihrem wehmütigen Lächeln in die Runde. »Es ist schon fast Morgen. Soll ich lieber aufhören?«
»Keinesfalls, Euer Gnaden«, antwortete Ringwald. »Wenn wir Euch helfen sollen, müssen wir diese Dinge wissen.«
»Na schön, ich werde mich so kurz wie möglich fassen. Das Fadrenschloss des Barons liegt in der Nähe von Vamky im Norden Krupinas, wo das Land sich zwischen den Gebirgsketten verengt. Von der Turmspitze aus kann man das Kloster erkennen. Ein Großteil der Hügel ist bewaldet und bietet Wild und Wildschweinen, ja sogar Bären ein Zuhause. Im Wind segeln Adler, und die Berge bewahren sich bis in den Hochsommer hinein ihre Schneekrone. Eines prachtvollen Herbsttages, als die Hügel sich golden präsentierten, ritt Großherzog Rubin durch das Gebiet. Er war auf der Jagd.
Was er fand, war ich.«

II
V
ON DER SPUR zUR FÄHRTE
1
     
»Ah, was haben wir denn da? Eine Waldschlüsselblume?«
    Überrascht wirbelte Johanna zum Sprecher herum. Nachdem sie den Tag damit verbracht hatte, den Arbeitern bei der Ernte zu helfen, war sie nach Hause zurückgekehrt und hatte den Burghof voller Pferde und unvertrauter Männer vorgefunden. Einige waren Schwertkämpfer in Livree, andere trugen die grüne Kluft von Förstern. Die Stallburschen des Barons hetzten bald hierhin, bald dorthin und versuchten, dieses unerwarteten Ansturms lauter und ungeduldiger Fremder Herr zu werden. Die Hunde von Fadrenschloss hatten die Besucher gewittert; beide kläfften wild und ungestüm.
    Der Mann, der sie angesprochen hatte, war beleibt, mittleren Alters und musste der Adelige sein, zu dem der Tross gehörte. Denn seine Reitkluft aus grünem Leder war von erlesenerer Güte als alles andere auf dem Hof, von den Sporen bis hinauf zu den Federn an seinem Hut. Am Gürtel trug er einen Falknerhandschuh, an einem juwelenbesetzten Bandelier hing ein silbernes Jagdhorn. Eigentlich

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